Kontrollen im Kölner Rosenmontagszug„Du fährst jetzt schön nach Hause“

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Pferde ziehen beim Rosenmontagszug durch die Severinstorburg.

  • Werden nervöse Pferde im Kölner Rosenmontagszug wirklich ausgesiebt? Wie streng wird der Tierschutz genommen?
  • Wir waren bei den tierärztlichen Kontrollen vor dem Zoch dabei. Eine Reportage.

Köln – Schon eine Stunde vor dem Start des Rosenmontagszugs zieht eine Kapelle über die Ringe und spielt sich warm. Heidewitzka, Tröten, Zimmdeckel, die decke Trumm donnert. Wenige Meter daneben stehen die Pferde des Reiterkorps der Großen Kölner Karnevalsgesellschaft. Sie sind völlig unbeeindruckt von der Darbietung und kauen kontemplativ ihr Heu.

Auch Tierärztin Cornelia Augustiniok nehmen die Pferde ziemlich gleichgültig zur Kenntnis. Sie ist eine von sieben Veterinären der Stadt, die die insgesamt 300 Pferde, die in diesem Jahr im Rosenmontagszug mitlaufen, kurz vor dem Start untersuchen. Sie schauen sich die Tiere genau an. „Wenn ein Pferd auffällig ist, zum Beispiel nervös oder stark schwitzend, dann nehmen wir es sofort raus“, sagt Augustiniok.

Sie nimmt eine Blutprobe von einem Pferd, die in einem Labor auf verbotene Substanzen wie Beruhigungsmittel untersucht wird. Das machen die Tierärzte stichprobenartig mit rund 50 Zoch-Pferden. Das Ergebnis steht in zwei Wochen fest. Sollten sich Verfehlungen herausstellen, „werden wir über die Art der Sanktion reden“, sagt Augustiniok.

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Die Auflagen für Pferd und Reiter im Rosenmontagszug sind hoch und nach dem Vorfall vor zwei Jahren, als die Pferde einer Kutsche durchgingen und in eine Tribüne krachten, zuletzt verschärft worden. Unter anderem müssen die Tiere eine Gelassenheitsprüfung bestehen, in der sie mit Lärm und Hektik konfrontiert werden. Die Menschen müssen nachweisen, dass sie regelmäßig reiten. Neben Alkohol- und Handyverbot während des Reitens gilt seit neuestem eine Gewichtsbeschränkung: Der Reiter darf nicht schwerer sein als 20 Prozent des Gewichts seines Pferds. Dafür wurden Mensch und Tier zuvor gewogen.

Beim Reiterkorps der Großen Kölner stimmt alles bei den 18 Pferden und ihren Reitern. Jedes Pferd wiegt rund 600 Kilogramm, ein Reiter dürfte also bis zu 120 Kilogramm auf die Waage bringen. „So schwer ist bei uns niemand“, sagt Nina Maarit Scheiffarth, Vorsitzende des Korps. Ihre Reiter sitzen das ganze Jahr über „mindestens einmal im Monat“ auf den Pferden, die aus einem Stall in Krefeld stammen. „Wir sind Reiter, die Karneval mögen. Nicht Karnevalisten, die sich mal auf ein Pferd setzen“, betont Scheiffarth.

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Laura Kastius ist so jemand. Die 32-Jährige reitet seit 18 Jahren, nun sitzt sie bei der Großen Kölner auf dem 14-jährigen Schimmel Igor. Während des Zugs beobachtet sie Igor genau. „Ich merke jede Bewegung an den Zügeln, im Sattel“, beschreibt sie. Sie achtet auf jeden Kanaldeckel, damit das Pferd nicht ausrutscht. Heikle Situationen habe sie bislang noch nicht im Rosenmontagszug erlebt. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Begleiter, der jedem einzelnen Pferd im Zoch zur Seite steht. In den Kamelle-Behältern, die an dem Schimmel hängen, sind nie mehr als zwei Kilogramm Süßigkeiten, versichert Scheiffarth.

Bei den Blauen Funken läuft es derweil nicht ganz so rund. Bei der Aufstellung bemerken sie, dass eines ihrer Pferde sehr nervös ist. „Wir haben entschieden, es rauszunehmen“, sagt Mimmi Klemmer, die bei den Blauen Funken die Pferde betreut. Sie sind den Tierärzten zuvorgekommen. Die sichtlich aufgekratzte Stute kommt zurück in ihren Anhänger. „Du fährst jetzt schön nach Hause“, redet Klemmer beruhigend auf das Tier ein. Die für das Pferd vorgesehene Reiterin wird auf einem Wagen den Zoch bestreiten.

Kutsche wiegt zwei Tonnen

Augustinioks Kollegen haben derweil die Kutsche des Reiterkorps der Großen Kölner unter die Lupe genommen und gewogen. Mit einem Gesamtgewicht von rund zwei Tonnen ist sie nicht zu schwer für die beiden Warmblüter Samatha und Cavendo. Die Tierärzte sind zufrieden mit dem Rot-weiß-gewandeten Korps der Großen Kölner und auch mit denen der anderen Gesellschaften. Während des Umzugs werden die Ärzte zwischen den Gruppen unterwegs sein, um bei Bedarf einzugreifen. Bis zum Nachmittag mussten sie das nicht machen.

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