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Promis im RosenmontagszugWurfpremiere für den Mann aus dem All

Lesezeit 4 Minuten
Astronaut Alexander Gerst auf dem Wagen von Zugleiter Alexander Dieper (r.)

Astronaut Alexander Gerst auf dem Wagen von Zugleiter Alexander Dieper (r.)

Köln – Alex, Alex“, schallt es vom Wagen des Kinderdreigestirns über den Chlodwigplatz. Für die kleinsten Teilnehmer ist er eindeutig der Star des Zugleiterwagens, Alexander Gerst, unser Mann im All. Auch der Presserummel vor dem Beginn des Rosenmontagszugs ist rund um den beliebten Astronauten besonders groß. „Astro-Alex“ zieht auf Nachfrage die Verbindung zwischen Karneval und Raumfahrt, beides sei „ein Stück Kultur der Menschheit, das zu uns gehört“.

Noch keine Wurftechnik parat

Und da er selbst an diesem besonderen Tag seinen Astronauten-Overall unter der Jacke trägt, begeistern ihn die vielen kleinen verkleideten Nachwuchs-Raumfahrer. „Das freut mich riesig und ist ein tolles Kompliment für mich und meine Kollegen.“

Nur zu seiner Wurftechnik konnte der in Köln lebende Wissenschaftler  keine Aussage treffen. „Das probiere ich aus. Wir haben ja ein paar Profis auf dem Wagen.“

Alles zum Thema Herbert Reul

Zum Beispiel Ex-Handballer und Fernsehmoderator Alexander Bommes, dem das Kamelle und Strüßje schleudern sicher nicht schwerfällt. „Als Profi-Sportler beim VfL Gummersbach musste ich immer heimlich Karneval feiern“, erinnert sich dieser grinsend. „Da haben wir uns alle bis zur Unkenntlichkeit verkleidet und sind dem Trainer ausgebüxt.“ Nun sei es eine besondere Ehre, einmal hochoffiziell dabei zu sein. Mit Bommes  feiern sein Moderatoren-Kollege Matthias Opdenhövel, die KEC-Spieler Moritz Müller und Christian Ehrhoff  sowie die Fechterin Britta Heidemann auf dem Wagen von Zugleiter Alexander Dieper.

Nur ein paar Wagen weiter winkt NRW-Innenminister Herbert Reul in der maßgeschneiderten Rote-Funken-Uniform vom Präsidentenwagen herunter. Um seine Teilnahme gab es im Vorfeld besondere Aufregung: Gruppierungen aus verschiedenen politischen Richtungen hatten zu Blockaden und Attacken gegen den Politiker aufgerufen. Reul, geschützt von vielen Polizisten, ließ sich von den Drohungen nicht aus der Ruhe bringen. „Ich fühl mich in Köln sicher“, sagt er.

Um den Faktor Sicherheit kreisen auch die Gedanken anderer prominenter Zugteilnehmer; schließlich dürfen aufgrund der Sturmwarnung keine Pferde und große Figuren mitziehen. Und tatsächlich lassen starke Böen immer wieder leere Kamelle-Kartons abheben und Plastiktüten in den Himmel verschwinden.

Neidische Blicke für Zugteilnehmer Bernhard Hoëcker

„Ich vermisse die Pferde“, gibt Christian DuMont-Schütte, Verleger des „Kölner Stadt-Anzeigers“, unumwunden zu. „Aber ich verstehe, dass die Verantwortlichen kein Risiko eingehen wollen“. Er freut sich, dass der Zugweg trotz des ungemütlichen Wetters mit Tausenden Zuschauern gesäumt ist. „Den Leuten ist das Wetter eben doch egal“.

Das sieht Schauspieler Bernhard Hoëcker genauso. „Ich habe selten so viele neidische Blicke wie für die Teilnahme am Kölner Zoch bekommen “, erzählt der in Bonn lebende 48-Jährige. „Obwohl ich ja auch ein Fan der kleinen Züge bin, in denen jeder mitgehen darf. Aber das hier von Anfang bis Ende mitzukriegen, ist klasse.“

Hoëcker wurde zusammen mit seinen Fernsehkollegen Elton und Kai Pflaume von Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn eingeladen. Ebenfalls auf dem Präsidentenwagen fahren die Moderatorin Anne Will und ihre Frau Miriam Meckel mit.

Modeste feiert von den restlichen FC-Spielern getrennt

Das wechselhafte Wetter ist nicht nur bei den Zuschauern, sondern auch bei den Teilnehmern ein Thema. „Vorher ist es kalt, aber wenn man einmal losgefahren ist, wird man von der Stimmung in der Stadt gefangen genommen“, weiß Ex-Bundestagsabgeordneter Wolfgang Bosbach, der dieses Jahr als Gast des Reiter-Korps Jan von Werth  teilnimmt. 

Nicht auf einem Wagen sondern als prominenter Gast in der Fußgruppe der Nippeser Bürgerwehr läuft der Kölner Rapper Mo-Torres mit. „Ich habe die ganze Session gearbeitet, hatte so viele Auftritte, heute ist das Privatvergnügen dran.“ Mitgelaufen ist er als kölscher Jung schon oft. „Ich war 15 Jahre Kamellejunge im Rosenmontagszug. Da könnte man fast schon von einer Karriere sprechen.“

Apropos Karriere: Die Altstädter, wegen der fehlenden Pferde nicht mit dem Präsidentenwagen, sondern mit einem fahrbaren Ersatz unterwegs,  haben den aus China zurückgekehrten FC-Spieler Anthony Modeste auf ihren Wagen gebeten. So einer Einladung müsse man auf jeden Fall folgen, betont der sichtbar fröstelnde Spieler, auch wenn seine Teamkollegen überwiegend auf dem Festwagen des 1. FC Köln feiern.

Mit der Postkutsche durch Kölle ging es für Hans Süper. Aus diesem Blickwinkel kannte er seine Stadt bislang noch nicht. Der 83-jährige Komiker und Sänger war als Gast auf der  Kutsche von Willi Stollenwerk, Vize-Präsident und Generalfeldpostmeister bei den Roten Funken. 

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