Unwetter, Nippel-Gate, Zoff mit PromisWir blicken zurück auf Rosenmontage in Köln

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  • In einem Jahr ohne Corona-Pandemie und Krieg in der Ukraine würden wir an dieser Stelle über den Rosenmontag und den Kölner „Zoch“ berichten. Da dieser aber leider ausfallen muss, bleiben uns nur die Erinnerungen an die vergangenen Rosenmontagszüge.
  • Wann war nochmal das große Unwetter, das den Jecken fast den „Zoch“ verhagelt hätte? Und erinnern Sie sich an das kölsche Nippelgate?
  • In unserem „Retro-Blog“ lassen wir die kleinen und großen Dramen sowie Aufreger der vergangenen Jahre Revue passieren.

Köln – Genau wie in diesem Jahr hieß es in der knapp 200-jährigen Geschichte des offiziellen Karnevals schon mehrere Male „D'r Zoch kütt ….nit“. Allerdings ist der Rosenmontagszug oder auch der Masken-Zug, wie er in früheren Jahren hieß, nie aufgrund einer Pandemie ausgefallen. Wir blicken zurück auf die lange Tradition der Rosenmontagszüge in Köln.

2021

Miniaturzug im Hänneschen-Format

Weil der große „Zoch” wegen der Corona-Pandemie nicht durch die Kölner Straßen ziehen darf, gab es ihn 2021 im Miniaturformat. Auf einer 32 Meter langen Bühne rollte der kleine Rosenmontagszug im Maßstab 1:3 durch die Wagenbauhalle des Festkomitees und stand dem Original in fast nichts nach.

Alles zum Thema Rosenmontag

Das Handy von Zugleiter Holger Kirsch läuft an diesem Tag heiß. Ihn erreichen Glückwunsch-Mails, Nachbarn klingeln und bedanken sich mit Sekt. „Ich bin total happy“, sagt er am Nachmittag, als das Spektakel vorbei ist.

2020

Zoch startet mit Trauerwagen

Das Festkomitee Kölner Karneval hat auf die rassistischen Anschläge in Hanau reagiert. Der Rosenmontagszug startet mit einem schwarzen Trauerwagen. Ein weinender Kölner Dom hält darauf ein Herz in den Händen: „Uns Hätz schleiht för Hanau“ steht darauf. Und zum Motto „Et Hätz schleiht em Veedel“ zeigt sich der Zoch in diesem Jahr politisch wie lange nicht mehr.

2018

Pferde gehen plötzlich durch

Ein Kutscher des Traditonskorps Treuer Husar verliert gegen 14.20 Uhr am Appellhofplatz auf Höhe des EL-DE-Haus die Kontrolle über seine beiden Pferde, die Tiere gehen durch. Nach rund 200 Metern laufen die Pferde in eine Tribüne, die an der Ecke Breite Straße aufgebaut ist. Der Kutscher und drei Offiziere einer Fußgruppe werden verletzt. Ein weiterer Zuschauer erleidet einen Schock. Laut Augenzeugen sollen die Pferde beworfen oder beschossen worden sein. Die Polizei ermittelt, schlussendlich lässt sich die Frage nach dem Auslöser jedoch nie mit Sicherheit klären. Hier lesen Sie mehr. 

2016

Abgespeckter Rosenmontagszug

D'r Zoch kütt - aber in einer abgespeckten Version. Das Festkomitee reagiert auf die Sturmwarnungen des deutschen Wetterdienstes, der für den Nachmittag des Rosenmontags Sturmböen mit einer Geschwindigkeit um 70 Stundenkilometer vorhergesagt hat. "Die Sicherheit von Teilnehmern und Zuschauern geht vor", sagte Zugleiter Christoph Kuckelkorn bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Stadtdirektor Guido Kahlen und Feuerwehrchef Johannes Feyrer am Sonntagnachmittag im Rathaus. "Wir haben seit Tagen die Wetterlage beobachtet." Man werde aber die Situation bis zum Morgen weiter genau prüfen, hieß es nach der Absage des Mainzer Zugs im Festkomitee.

Jecken schauen in die Röhre

Außerdem: Wer den Rosenmontagszug wie gewohnt auf dem Severinskirchplatz verfolgen will, schaut in die Röhre. Beziehungsweise auf die Metallstreben einer riesigen Ehrentribüne des WDR. Aufbauten wie diese hatte es in der Vergangenheit zwar immer wieder gegeben, neu war jedoch der Standort auf der Ostseite der Severinstraße.

Vor allem unter den Jecken des Veedels sorgt die Rochade für Unmut: "Der Zoch ist bald nur noch für Erste-Klasse-Jecke", macht eine Anwohnerin ihrem Ärger Luft. Denn auch wer auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig auf die bunten Wagen schauen wollte, wurde enttäuscht. Hierhin hatte die Rundfunkanstalt kurzerhand seine Lkw mit der Übertragungstechnik verlegt, die zuvor noch auf dem nun belegten Kirchplatz gestanden hatten.

2015

Streit um Motto-Wagen zu „Charlie Hebdo“

„Ich bin Charlie“: Unter diesem Motto soll 2015 ein Wagen im Rosenmontagszug mitfahren – nur wenige Wochen nach dem islamistisch motivierten Terroranschlag auf die Redaktion der französischen Satirezeitung „Charlie Hebdo“ am 7. Januar. Nach heftigen Diskussionen zieht das Festkomitee den Wagen jedoch zurück. Begründet wird dies mit der Sorge vor möglichen Attentaten. Man werde keinerlei Risiko eingehen, so Festkomitee-Präsident Markus Ritterbach. Der damalige OB Jürgen Roters hatte sich dagegen noch kurz vor der Absage für den Wagen ausgesprochen: Es sei für den Karneval wichtig, dass er sich „solidarisch zeigt mit denen, die Witz und Karikatur pflegen“. Überraschend fuhr schließlich doch unangekündigt ein Wagen zu diesem Thema im Rosenmontagszug mit.

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2014

Zoch wird kürzer

Das Festkomitee Kölner Karneval will der Dunkelheit beim Rosenmontagszug ein Ende setzen. Der Prinz als Höhepunkt, aber auch Schlusslicht des Zuges, soll nicht länger im Finstern ankommen, also wird der Zug kürzer. Waren im Vorjahr noch knapp 13.000 Karnevalisten durch Köln gezogen, sollen es diesmal rund 1500 Leute weniger sein.

Dadurch wird der Zoch, der im Vorjahr acht Kilometer lang war, gut 700 Meter kürzer. Darunter sollen jedoch nicht die Festkomitee-Gesellschaften leiden, deren Mitgliedsbeiträge den Zoch erst ermöglichen. Vielmehr wird die Zahl der Kapellen reduziert. Im Vorjahr erst hatte sich der Zochweg um 540 Meter verlängert, da der Zug erstmals über die Ringe ging. Das hat sich bewährt.

Die Jecken am Rand werden aber so oder so keine Kamelle vermissen. Rund dreieinhalb Stunden werden die Gruppen an ihnen vorbeiziehen. Dabei werfen sie wie gewohnt 300 Tonnen Süßigkeiten, mehr als 700.000 Schokoladentafeln, 220.000 Schachteln Pralinen, 300.000 Strüßjer, Tausende Stoffpuppen und weitere kleinere Präsente. Nur vielleicht etwas schneller als sonst. Das Wurfmaterial zahlt jeder Zugteilnehmer selbst.

2009

Das kölsche Nippelgate

Darf eine barbusige Bundeskanzlerin im Rosenmontagszug mitfahren? Darüber streiten die Kölner im Jahr 2009. Anlass war ein geplanter Mottowagen, der Angela Merkels Problemzonen zeigte – Neuverschuldung, Wirtschaftswachstum, Koalitionsknatsch, vom Schönheitschirurgen bereits markiert und zum Wegschnippeln vorgesehen. Die Kanzlerin nackt, mit aufgespritzten Lippen, die Brustwarzen lediglich durch zwei Bundesadler verdeckt.

Das Festkomitee reagiert geschockt: Nach der Präsentation des Entwurfs beim Richtfest zieht Zugleiter Christoph Kuckelkorn die Notbremse – und verpasst der Pappmaché-Kanzlerin einen Bikini in schwarz-rot-gold. Die Düsseldorfer Wagenbauer sind mutiger: In der verbotenen Stadt zog im gleichen Jahr eine Kanzlerin als kapitulierende Wölfin, die vom Volk ausgesaugt wird, durch die Straßen – mit blankem Busen.

2008

Aufstand der schwarzen Nasen

Im Jahr 2008 wird die schwarze Schaumstoff-Nase zum Symbol des Aufstands, stolz getragen von jedem Jecken, der etwas auf sich hält. Was ist geschehen? SPD, Grüne und Linke haben in der Ratssitzung kurz zuvor das Aus für die beliebte Volkssitzung der KG Alt-Köllen auf dem Neumarkt beschlossen. Das lassen sich die Karnevalisten nicht gefallen. Das Festkomitee kauft europaweit alle verfügbaren schwarzen Schaumstoff-Nasen auf. Allein 16.000 Schwarz-Nasen wurden an alle Zoch-Teilnehmer verteilt. Und die Volkssitzung wurde noch kurzfristig zum Top-Thema im Rosenmontagszug erhoben. Ein Novum: Erstmals rollte damit ein Persiflage-Wagen durch die Stadt, den zuvor noch niemand gesehen hatte. Die Volkssitzung mit der inoffiziellen Volksproklamation des Dreigestirns durfte mit ihrem Zelt auf dem Neumarkt bleiben.

2008

Zwölfjähriger entwirft Wagen für Rosenmontagszug

Niklas Hock (12) hat einen Rosenmontagszugswagen entworfen. Dass ein Mensch in seinem Alter schon für den Zoch zeichnet (und sein Entwurf auch noch ausgewählt wird), muss einen nicht verwundern, wenn man weiß, wer seine Eltern sind: Malerin Ines Hock und Bildhauer Peter Hochscheid, die beide seit zwei Jahrzehnten drei Monate im Jahr Wagen für den Rosenmontagszug bauen. 

In den Herbstferien hatte Niklas über die Olympischen Spiele in China nachgedacht, hatte Berichte über die Dopingfälle im Radsport und in der Leichtathletik gelesen, und da kommt ihm die Idee, die olympischen Ringe zum Motiv zu machen. Das kombiniert er mit einem chinesischen Drachen, spickt den Drachenkörper (die Ringe) mit Dopingspritzen, und fertig war das Gemälde.

2007

Nachwuchs im Kölner Zoo an Rosenmontag

Kölsches Lebensgefühl ist dem Przewalski-Fohlen Leander in die Wiege gelegt worden: Der junge Hengst wurde nämlich am Rosenmontag>> geboren. Gestern zeigte er sich zum ersten Mal den Zoobesuchern, vorerst noch gut behütet von Mutter Lavina. Przewalski-Pferde, die ihren ungewöhnlichen Namen ihrem Entdecker, einem polnischen General, verdanken, sind in freier Wildbahn vollständig ausgerottet. Der Zoo züchtet die Wildpferde, die ursprünglich in den Wüstensteppen Asiens lebten, im Rahmen eines europäischen Arterhaltungsprogramms. Außerdem unterstützt der Kölner Zoo Auswilderungsprogramme in Ungarn, der Mongolei und China. 

2006

Wagen bleiben geheim

Beim Rosenmontagszug 2006 ist einiges anders. So gibt es einen Festwagen des Karnevalmuseums, der jährlich mitfahren soll und erst beim Richtfest am 21. Februar vorgestellt wird. Zwei Persiflage-Wagen bleiben sogar bis zum Rosenmontag geheim.

Auch die Startzeit am Chlodwigplatz ändert sich: Los geht es nicht mehr elf Minuten vor, sondern erst elf Minuten nach elf Uhr. Ein Kölner Bürger wird den Zoch zuvor auf die Reise schicken. Der Weg führt wieder durch das Severinstor und über den Bahnhofsvorplatz. Beides war im vergangenen Jahr wegen Bauarbeiten nicht möglich. Von der neuen Freitreppe wird man die Wagen besonders gut sehen können. Die Kameras für die Übertragung stehen nicht mehr auf dem Alter Markt, sondern bereits auf dem Severinskirchplatz am Anfang des Wegs. Zugleiter Kuckelkorn: „Wir wollen den Karneval aus dem Volk zeigen. Das wird sicher eng, aber wir werden uns mit der IG Severinstraße arrangieren.“ Die Tribünen im Vringsveedel sollen nicht nur Promis vorbehalten sein. Mit den neuen TV-Standorten reagiert man auf den Ärger des Jahres 2005, als der Düsseldorfer Zug wegen der Verspätung in Köln nicht live zu sehen war. 

2005

Zoff mit Heidi Klum um Internetbilder

Supermodel Heidi Klum ist mit ihrem damaligen Verlobten, dem Sänger Seal, auf dem Wagen der Roten Funken: Das soll dem Rosenmontagszug 2005 Glanz und Glamour verleihen. Doch im Vorfeld liefern sich der Weltstar und die Zugleitung einen durchaus unglamourösen Zoff. Auslöser ist eine Ankündigung auf Heidi Klums Homepage: „Mein Foto-Handy wird jede Menge Bilder schießen und live hier auf meine Website übertragen“, hieß es dort. Zugleiter Alexander von Chiari ist „not amused“. Es gebe seit Jahren eine glasklare Vereinbarung mit dem WDR, wonach der Sender die exklusiven Übertragungsrechte halte. Andere Kameras seien verboten. Wenig später dann die Umkehr: Man habe eine „kölsche Lösung“ gefunden, teilte das Festkomitee mit: „Heidi Klum wird wie geplant beim Kölner Rosenmontagszug mitfahren und aktuelle Fotos vom Festwagen der Roten Funken live ins Internet stellen." Auf ihrer Homepage und der des übertragenden Senders.

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2002

Tödlicher „Wagenengel“-Unfall

Die 23-jährige Martina K. wird gegen 15.45 Uhr an der Ecke Bechergasse/Straße Am Hof vom Vorstandswagen der Karnevalsgesellschaft „Jan von Werth“ überrollt. Sie stirbt kurze Zeit später in einem Krankenhaus.

Kai Vogelmann, Sprecher des Malteser Hilfsdienstes sagt dem Kölner Stadt-Anzeiger damals: „Die Verletzungen waren schlimm. Knochenbrüche, ein Schädel-Hirn-Trauma – es gab nur wenig Hoffnung.“

Die junge Frau war als sogenannter „Wagenengel“ im Rosenmontagszug mitgelaufen. Sie sollte die Zuschauer davor bewahren unter die Räder zu kommen. Laut Zeugenaussagen soll sie gestolpert sein.

2000

Rosenmontagszug wechselt die Richtung

Bis vor 20 Jahren begann der Zug jeden Rosenmontag an der Severinstraße. Dann wurde gewechselt - und das Finale von Jahr zu Jahr immer heißer. Also soll der Zoch umgedreht werden. 

Alexander von Chiari, Leiter des Rosenmontagszuges: „Dort ist der Salierring in der Nähe, also viel mehr Platz als bisher zum Aufstellen der Motiv-Wagen und Fußgruppen.“ Und vom neuen Ziel im Bereich Christophstraße ließen sich die Riesenwagen reibungsloser zurück in die Halle des Festkomitees am Maarweg fahren. 

1991

Rosenmontagszug fällt aus

Zweiter Golfkrieg, Operation „Desert Storm“ zur Befreiung Kuwaits von Saddam Husseins Truppen (Hier lesen Sie mehr). Die USA und Verbündete beginnn mit der Bombardierung der irakischen Hauptstadt Bagdad. In Deutschland nähert sich der zeitgleich der Höhepunkt der Karnevalssession: Der Rosenmontagszug. 

Das Festkomitee sagt den Karneval ab, trotzdem sind an Rosenmontag laut Schätzungen der Polizei 100.000 Menschen auf der Straße und ziehen erst in Gruppen, dann später zusammen durch Köln. 

Auch die Roten Funken sind unterwegs, die Treuen Husaren, Ehrengarde, Große Mülheimer, das Dreigestirn um Prinz Heinz-Ludwig „Buba“ Busbach. Am Ende laufen alle mit allen zusammen. Auch Mitglieder der organisierten Karnevalsvereine schließen sich über die Strecke an. 

1945 bis 1948

Ritt auf einem Elefanten

In der Nachkriegszeit finden die Rosenmontagszüge nicht statt. Allerdings ziehen die Roten Funken am Rosenmontag 1948 vom Rathaus über die Ringe bis zum Bau der Zirkus Williams an der Aachener Straße. Dabei sitzt Funk Peter linden auf einem Elefanten.

1940 bis 1945

„Inoffizielles“ Dreigestirn

Wegen des Zweiten Weltkrieges finden keine Züge statt. 1940 gibt es in Köln trotzdem ein „inoffizielles“ Dreigestirn.

1936

Nazi-Wagen von 1936 im Stummfilm entdeckt

KStA-Redakteur Carl Dietmar bekommt im Jahr 2013 einen folgenreichen Anruf vom Verein „Köln im Film“. Man habe da einen Film zugespielt bekommen, es gehe um Karneval in Köln vor dem Krieg. Ob er als Fachmann ihn sich mal anschauen könne. Nach der Sichtung des lange verschollenen Materials ist Dietmar sofort klar: Das ist eine kleine Sensation. „Erstmals ist dort der perfideste antisemitische Wagen, der je in einem Kölner Rosenmontagszug mitgefahren ist, in bewegten Bildern zu sehen.“ Das Motto des Wagens mit der Nummer 13 – „Däm han se op d’r Schlips getrodde“ (Dem haben sie auf den Schlips getreten) – verhöhnte auf infame Weise die Juden, die von den Nazis mit den Nürnberger Rassengesetzen von 1935 endgültig entrechtet worden waren.

1931 bis 1932

Weltwirtschaftskrise bremst Karneval in Köln aus

Kein Zug und kein Dreigestirn wegen der Weltwirtschaftskrise. Die Stadt hat ihre Zuschüsse gestrichen, die Kassen der Vereine sind leer. 

1919 bis 1926

Generelles Karnevalsverbot

Wegen der schlechten Wirtschaftslage sowie der Besatzung des Rheinlandes durch die Engländer finden in Köln keine Züge statt.. Bis 1924 gilt ein generelles Karnevalsverbot. Das bezieht sich auf das „Tragen karnevalistischer Verkleidung oder Abzeichen jeder Art“, „das Singen, Spielen und Vortragen karnevalistischer Lieder, Gedichte und Vorträge“ und „das Werfen von Luftschlangen, Konfetti oder dergleichen“. Unter der schlechten wirtschaftliche Lage leidet auch 1923 das Fest zum 100-jährigen Jubiläum des reformierten und organisierten Karnevals. Die Stadt gibt zumindest Notgeld mit Motiven der Roten Funken heraus - als Zeichen der Karnevalsverbundenheit der Stadt selbst in schweren Zeiten. Auch ohne Rosenmontagzug gibt es 1925 und 1926 jedoch jeweils ein Dreigestirn, das erstmals in vollen Ornat bei den Sitzungen auftrat. 

1915 bis 1918

Krieg statt Zoch

Die Rosenmontagszüge müssen im Ersten Weltkrieg ausfallen. Öffentliches Feiern ist verboten und außerdem soll auch an den Karnevalstagen die Produktion von kriegswichtigen Gütern nicht ruhen.

1871

Masken auf den Straßen sind verboten

1871 kein Zug wegen des Krieges mit Frankreich. Aufgrund einer polizeilichen Bekanntmachung sind alle Masken auf den Straßen verboten. Es finden jedoch rund um die tollen Tagen Sitzungen und Bälle statt, deren Ertrag „zu wohltätigen Zwecken, besonders zur Unterstützung der Familien der einberufenen Wehrleute“ verwendet wurde. 

1868

Unwetter verhagelt den Rosenmontag

Wolkenbruch und andauernder Starkregen zwingen die Jecken zu einer Entscheidung: Sie müssen den Rosenmontagszug absagen. Das Unwetter ist so stark, dass am Tag danach nur noch Fragmente der 24 Festwagen zu sehen sind. Auch die Helligen Knächte un Mädge und die Funken bleiben zu Hause. Gezeigt wird jedoch ein imposanter Hanswurst-Wagen, der sicher untergestellt worden war. Hauptdarsteller als Held ist Schokoladenfabrikant Peter Stollwerck mit seinem Brüdern Heinrich als Bauer und Nikolaus als Adjutant.

1861

Zug fällt wegen Todesfall aus

König Friedrich Wilhelm IV. ist tot, der Zug fällt aus. Der König habe, so heißt es, „Köln und seinem Dom zahlreiche Beweise seines Wohlwollens gegeben. Als Ersatz gab es zwei Theatervorstellungen (Divertissementchen) auf dem Neumarkt. Und der eigentlich als Held eingeplante Fritz Hömig, so ist überliefert, zog als „Seine Tollität Hanswurst“ mit seinen Getreuen am Karnevalssamstag in einem Geisterzug durch die Stadt. 

1851 bis 1857

Versammlungen sind verboten

Per Gesetz sind Versammlungen unter freiem Himmel nur durch vorherige polizeiliche Genehmigung möglich. Die Polizei befürchtet, dass sich im Karneval „staatsgefährdende Elemente verbergen“ könnten. Doch solch einer Zensur wollen sich die Kölner Narren nicht unterordnen und sagen noch vor Weihnachten 1850 die öffentlichen Karnevalsfeiern und somit auch den Zug für 1851 ab. Und auch 1852 gibt es keinen Zug, stattdessen Karnevalsfeiern im Saal. Die Zensur durch die preußische Obrigkeit ist überall spürbar. Im Gürzenich vernichtet die Polizei alle politischen Anspielungen in der Dekoration schonungslos. Die von Berlin ausgehende restriktive Art dem Karneval gegenüber, zeigt Wirkung. „Den Kölner Karnevalisten war es in jenen Jahren offensichtlich nicht gelungen, Geschlossenheit zu demonstrieren“, hat Historiker Euler-Schmidt herausgefunden. 1853 und 1855 gab es jeweils einen Maskenzug aber ohne gemeinsame Idee, 1854 hieß es ganz unverfänglich „Hanswurstliche Industrie-Ausstellung“. 1856 und 1857 gab es wieder mal keinen Zug.

1844 und 1845

Doppelter Zoch

In Köln gibt es nicht nur einen, sondern zwei große Umzüge. Rivalisierende Gesellschaften ziehen unabhängig voneinander an zwei Tagen durch die Stadt: am Montag die die Große KG (Aristokraten), die auf dem Neumarkt beginnend historische Personen in Szene setzt, am Dienstag dann die Allgemeine KG (Demokraten), die auf der Schildergasse startet – mit einem „emanzipierten Hanswurst“ und Bezügen zu aktuellen Themen. Denn bei der Allgemeinen setzte man aus politische Kritik und Satire. Preußische Beamte werden „ganz offen verhöhnt und als dumm mit abfälligen Bemerkungen belegt“, heißt es.

1833

Kein Zug nach Klüngelvorwürfen

Der Zug fällt aus, das Komitee ist zerstritten. Man spricht von Klüngel und Bevorzugung reicher Bürger. Die Vertreter des bürgerlichen Mittelstands pochen mehr und mehr auf ein Mitspracherecht. Ein „Teil der Gesellschaftsmitglieder beschwerte sich darüber, dass die Festleiter zu despotisch verführen. Man habe, so wurde gesagt, die Grenzen der Rede zu eng gezogen, die Freiheit in den Darstellungen beim Zuge zu sehr beschränkt und der Gemütlichkeit die Zwangsjacke angelegt“, hieß es.

1830

Karneval ist verboten

Karneval ist in Köln von den Preußen verboten. Wegen angeblich „staatsgefährdender Meinungen“ und aufkeimenden Demokratisierungsbestrebungen wird die „Offizielle Karnevals-Zeitung von Köln“ auf persönliche Anordnung von Köln Friedrich Wilhelm III. eingestellt. Das Festordnende Komitee löst sich aus Protest zeitweise auf. Dennoch findet der Karneval hinter verschlossenen Türen statt und am Karnevalsdienstag werden Totenzettel verteilt und der Hanswurst in Ketten durch die Stadt geführt. Die Obrigkeit gibt schließlich nach. Die Karnevals-Zeitung bleibt jedoch weiter verboten Folgerichtig lautete das Motto im nächsten Jahr dann auch „Hanswursts Wiedergeburt“.

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