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RosenmontagszugKölsche Sonnenkinder und Grundschule Kalk laufen mit

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Strahlende Gesichter beim Stammdesch Kölsche Sonnenkinder. 

Köln – Normalerweise werden die drei schönsten Gruppen der Veedelszöch von einer Jury ermittelt – sie dürfen dann am Rosenmontag erneut im Zoch mitgehen. Mit der Absage der Schull- un Veedelszöch standen Festkomittee (FK) und Freunde und Förderer des Brauchtums als jeweilige Veranstalter vor einem Problem. Das sie unbürokratisch und schnell lösten. Das FK vergab seinen „Goldenen Lappenclown“ an die Freunde und Förderer, die je zwei Personen aus jeder Gruppe der Schull- und Veedelszöch als rund 200 Menschen starken, bunten Haufen in den Rosenmontagszug entsenden (als Gruppe 30).

Die beiden anderen Plätze wurden von Zugleiter Holger Kirsch an je eine Schul- und eine Veedelsgruppe vergeben, die Oberbürgermeisterin Henriette Reker aus einem Sektkübel zog: geloster Gewinner des Originalitäts-Preises ist der Stammdesch Kölsche Sonnenkinder (als Gruppe 63), der Kostüm-Preis wurde der KGS Kapitelstraße aus Kalk (Gruppe 2) zugelost.

„Für uns und überhaupt für eine Schule eine einmalige Chance“

Damit ist erstmal eine Schule im Rosenmontagszug dabei. Und die stand am Sonntag vor einer, so Schulleiterin Brigitta Föhres, „echten Herausforderung“. Die erste Reaktion von Föhres und ihrer Stellvertreterin Heike Thiemer war: „Das kriegen wir nicht gestemmt. Schon logistisch geht das nicht.“

Alles zum Thema Henriette Reker

Als der Telefonanruf von Schulrätin Petra Vianden als Leiterin der Schullzöch in der Schule ankam, waren die Jungen und Mädchen, mit denen man vom Aufstellplatz am Ubierring per Bus nach Kalk zurückgefahren war, schon alle nach Hause geschickt worden. Zudem hatten die Sturmböen die selbstgebastelten Hüte zerzaust, Regen und Wind die Papppferde beschädigt, deren Köpfe teilweise durchnässt und umgeknickt. 

Die Kalker Grundschule, die seit einigen Jahren engen Kontakt zum Reiterkorps Jan von Werth hat, hatte sich den Reitergeneral als Vorbild für ihr Motto genommen: „Mer kumme hück zo Päd wie einst d’r Jan vun Wäth“. Doch nach den ersten Anrufen bei Lehrerkollegen und Eltern war klar: Wir versuchen es und wenn wir eine Nachtschicht einlegen müssen, hieß es. „Es ist für uns und überhaupt für eine Schule doch eine einmalige Chance, am Rosenmontagszug teilnehmen zu können.

Sonnenkinder können ihr Glück kaum fassen

“Die Gelegenheit kommt doch nie wieder“, sagt Rektorin Föhres. „Nachdem es zuerst wie eine kalt-warme Dusche war, überwiegt jetzt die Freude.“ Sie selbst hat einen lange geplanten privaten Termin für Montag sogleich abgesagt und auch aus dem Kollegium hat so mancher spontan umgeplant. Schulsozialarbeiter Tobias Birke ist sich sicher: „Das kriegen wir hin.“

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Ein Wechselbad der Gefühle auch beim Stammdesch Kölsche Sonnenkinder: am Morgen voller Euphorie, dann Frust, Trauer und auch einige Tränen ob der Absage des Veedelszochs. Sieben Monate hatte der Veedelsverein an den Kostümen gebastelt, geschneidert und gemalt, wie Vorsitzender Edmund Gau dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ erklärte. Zum Motto „Stroße verstopp, Bröcke kapott – Em dunkele, em Helle, mer gondele vun Düx noh Kölle“ wolle man spielerisch und in Anspielung auf das Sebus-Lied die Verkehrsprobleme der Stadt auf die Schippe nehmen.

So schlägt man einerseits Seilbahngondeln für die Rheinüberquerung vor, andererseits venezianische Gondeln. Da man keinen Lagerraum habe, wären die Gondeln ungenutzt in die Tonne gewandert. Auf dem Weg zur Stammkneipe „Schmitze Lang“ kam dann der Anruf von Zugleiter Willi Stoffel – die Sonnenkinder konnten ihr Glück kaum fassen.  

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