Kein Kölsch für Prinz Christian II.Was Sie über das Kölner Dreigestirn wissen müssen

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Das designierte Dreigestirn mit Christian Krath (57) als Prinz Christian II., Frank Breuer (48) als Bauer Frank und Ralf Schumacher (52) als Jungfrau Griet

  • Am 11.11. stellt sich das designierte Dreigestirn den Jecken auf dem Heumarkt vor.
  • Was haben Christian Krath als Prinz Christian II., Frank Breuer als Bauer Frank und Ralf Schumacher als Jungfrau Griet für Pläne?
  • Im „Kölner Stadt-Anzeiger“ sprechen die drei über den Karneval als Lebenstraum, die Liebe zur Tanzmarie und die Rolle des Hänneschen.

Köln – Nach 35 Jahren kommt das Kölner Dreigestirn erstmals wieder aus den Reihen des Reiterkorps Jan von Werth. Die Vorfreude bei den designierten Tollitäten mit Christian Krath (57) als Prinz Christian II., Frank Breuer (48) als Bauer Frank und Ralf Schumacher (52) als Jungfrau Griet ist groß. Sie wollen durch die jecken Säle der Stadt ziehen und das Motto „Et Hätz schleiht em Veedel“ mit Leben füllen. Im „Kölner Stadt-Anzeiger“ sprechen die drei über den Karneval als Lebenstraum, die Liebe zur Tanzmarie und die Rolle des Hänneschen.

Am heutigen Montag unterschreiben die drei ihren Vertrag im Rathaus, dann werden sie von Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn und Oberbürgermeisterin Henriette Reker auf dem Heumarkt den Jecken vorgestellt. Feierlich proklamiert werden sie am 10. Januar im Gürzenich.

Doch mit einem Kölsch wird der Prinz dann nicht mit den Honorationen auf sein jeckes Spitzenamt anstoßen, denn Krath trinkt keinen Alkohol. „Habe ich eigentlich noch nie. Ich mag das nicht.“ Stattdessen greift er in seinem Single-Haushalt in Poll – in dem ehemaligen Fischerdorf ist er auch geboren – schon zum Frühstück zu Cola-Zero oder zu selbst aufgesetztem Ingwer-Tee.

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Zur Stärkung der Gesundheit joggt Krath jeden Vormittag im Gremberger Wäldchen. „Das verbinde ich mit dem ersten Gassi-Gang für Labrador-Dame Abby“. Andere lebende Tiere gehören nicht zum Haushalt. Aber auf dem Sofa sitzt ein Plüsch-Teddy, und zudem verfügt Krath über eine umfangreiche Sammlung an Quietsche-Enten. Manchmal setzt er sich aufs Rennrad – zu einer Tour durchs Bergische Land. „Dann fahre ich vor allem gegen die Uhr. Da kommen im Jahr einige tausend Kilometer zusammen.“

Im Gegensatz zur sportlichen Betätigung steht seine Ernährung. „Ich esse nichts Gesundes, kein Obst, kein Gemüse“, verrät Krath. „Fast Food, Süßigkeiten, Schoko-Riegel. Nutella kann ich locker mit dem Löffel essen. Ich koche für mich allein nicht.“ Und so geht er abends mal zu den Eltern, die im Nachbarhaus wohnen, in Imbissbuden, Brauhäuser oder Restaurants. Ihm schmeckt das Pfeffersteak mit Bratkartoffeln im „Haus Zeyen“ in Deutz oder auch der „scharfe Merheimer“ (Curry-Wurst) im „Em Goldene Pflug“ in Merheim.

Beruflich ist der gelernte Kfz-Mechaniker und Einzelhandelskaufmann seit zwölf Jahren selbstständiger Immobilienmakler. „Der Markt spielt zur Zeit regelrecht verrückt. Etwas Günstiges gibt es gegenwärtig in Köln nicht“, kommentiert er sein Betätigungsfeld, in dem er während der Session von seiner Schwester und einem Kollegen unterstützt wird.

Der Platz der Prinzessin ist noch frei

In den Karneval kam Krath über seine ehemalige Lebensgefährtin, deren Tochter Kim, eine angehende Erzieherin, er als Stieftochter sieht und die er auch zum Pressegespräch mitgebracht hat. Der 57-Jährige startete im Musikzug der „Fidele Kölsche“ im Kostüm des Hänneschen und mit der decken Trumm. „Mein allererster Auftritt war gleich im Maritim“, erzählt er. Irgendwann fühlte er sich der Hänneschen-Rolle aber entwachsen und wollte lieber Uniform tragen. Krath schloss sich dem Reiterkorps Jan von Werth an.

Die Rolle des Prinzen im Dreigestirn ist ein langgehegter Wunsch, eine Art Lebenstraum. Und wie wäre es da mit einer Prinzessin an der Seite? „Ich bin in der Session jetzt nicht auf Brautschau. Aber wenn sich etwas ergibt, werde ich mich nicht wehren. Es muss einfach ein gutes Mädchen sein.“

Für seinen angehenden Dreigestirns-Kollegen Frank Breuer ist das Kapitel „Bauer sucht Frau“ seit genau elf Jahren beendet. Am 11. November 2008 lernte er seine Lebensgefährtin Sandra Scheltenbach (51) kennen – beim Sessionsauftakt der „Kleinen Erdmännchen“ im Gürzenich. Ihr zu Liebe ist Breuer auch wieder nach Köln gezogen und hat seinen Malerbetrieb von Bergheim nach Longerich verlagert. Steht in der Session noch die Hochzeit an? „Definitiv nicht“, heißt es. Und danach? „Mal gucken“, sagen beide und lachen.

Breuer hat die zur Bauern-Rolle passende Figur, er ist Kommandant und Vorsitzender im Reiterkorps. Im Verein hat er einiges verändert. „Das kann man aber nicht alleine machen, sondern nur mit einem guten Team.“ Breuer blickt auf eine lange karnevalistische Kariere zurück. 1977 war er Kinderprinz in Bergheim. Das Highlight zu der Zeit war es, an Rosenmontag die Kölner Sitzung im Fernsehen zu gucken – mit Oma und Opa. „Von Bergheim aus hat man halt immer nach Köln geschielt. Neben dem Colonia-Duett und dem Weltenbummler habe ich damals schon die Traditionskorps geliebt. So ein Massenaufzug mit allem Tam-Tam.“

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Bevor Breuer zu den Jan von Werthern stieß („Die schönste Uniform in Kölle“), war er 2005 schon Bauer im Dreigestirn in Bergheim-Thorr. Seit drei Jahren ist er Präsident beim Verein „Ävver met Jeföhl“ und Mitglied im Karnevalistischen Beirat des Festkomitees. Mit Partnerin Scheltenbach verkörperte er 2013 das Traditionspaar Jan un Griet. Er erinnert sich gut an die Vorstellung im Gürzenich („Da hatten wir einen Stromausfall“) und an das Historienspiel vor der Severinstorburg. „Mit elf Pferden waren wir angeritten, aber meins drehte sich immer nur im Kreis. Da hatten sie mich wohl auf ein Karussell-Pferd gesetzt.“ Sandra Scheltenbach hat sich anschließend den Colombinen angeschlossen, im Reiterkorps sind Frauen ja nicht gefragt.

Mehrmals im Jahr geht es nach Mallorca

Kölsch schwade können beide, zum Kölsch trinken sagt er auch nicht Nein, aber nur „aus Geselligkeit“. Breuer schwört auf 103, das Nationalgetränk des Reiterkorps – Brandy mit Cola und Eis. Im Gegensatz zum Prinzen, der mit dem FC fiebert, sagt Breuer: „Wenn Fußball, dann Fortuna Köln. Aber am liebsten Eishockey. Ich hatte schon einen Stammplatz an der Lentstraße.“ Reisen ist ein weiteres Hobby des Paares – mehrmals im Jahr geht es für ein paar Tage nach Mallorca und im Winter nach Tirol.

Ralf Schumachers liebste Reiseziele („Ich heiße wie der Formel-Eins-Fahrer. Aber da ich früher geboren wurde, bin ich der Echte“) liegen geografisch etwas näher: Schumacher ist Fan von Alemannia Aachen und hat wie Ehefrau Elke (52) und die Töchter Denise (24) und Michelle (22) eine Dauerkarte. Zum Karneval geht es nach Köln. „Wir wohnen in Eschweiler, und das ist eine ganz schwierige Ecke. Das Kölsch, das wir da sprechen, nennen wir eher mal rheinländisch.“ Die karnevalsjecke Familie ist stolz, dass der Papa in Köln die Jungfrau machen darf. Seine Frau hat Schumacher bei einer Sitzung kennengelernt: Sie war Tanzmarie bei der Roten Funken Artillerie Eschweiler, er – seit 1985 Mitglied der KG Onjekauchde – stand mit glänzenden Augen vor der Bühne. „Für mich war es Liebe auf den ersten Blick. Mir war direkt klar: Die da oben wird mal meine Frau.“ Im September wurde Silberhochzeit gefeiert.

Im edlen Kleid der Jungfrau nach Eschweiler

Elke arbeitet im Familienbetrieb „Reklame Schumacher“ mit. Nach Ausbildungen als Druckvorlagenhersteller und als Schilder- und Lichtreklamehersteller stieg Ralf Schumacher bei den Eltern ein. Heute ist er Geschäftsführer. Vor mehr als 20 Jahren gründete er zudem eine Firma für Vereinsbedarf mit Orden, Pins und Ehrenzeichen. In beiden Jobs wird er in den nächsten Wochen vom Vater vertreten. Außer Kölsch („in der Session eher als Feierabend-Bierchen“) trinkt Schumacher keinen Alkohol. Mit Süßigkeiten hat er es auch nicht so. „Nur ab und an mal eine Tüte Chips. Aber die dann auch direkt komplett.“

Der Kölner Karneval ist sein Kindheitstraum. „Vor sieben Jahren haben Freunde aus meinem Kegelverein den Kontakt zu Jan von Werth gemacht. Dann bin ich bei denen einen Tag im Bus zu den Auftritten mitgefahren – und es war um mich geschehen.“ Schumacher saß bei Sitzungen im Elferrat und wirkte mit seiner Frau am traditionellen Spiel vor der Vrings-Pooz mit. Nun träumt er davon, im edlen Kleid der Jungfrau auf Stippvisite nach Eschweiler zu kommen und sich dort ins Goldene Buch einzutragen.

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