Tolle Kostüme in KölnWeiberfastnacht unterwegs mit den Wetterdamen

Lesezeit 3 Minuten
Schneeflocke Kerstin (vorn, von links), Regenbogen Sarah, Wolke Yvonne, Gewitter Samia, Blitzeis Steffi, Unwetter Simone

Schneeflocke Kerstin (vorn, von links), Regenbogen Sarah, Wolke Yvonne, Gewitter Samia, Blitzeis Steffi, Unwetter Simone

Köln – Hätte es nicht das Unwetter sein können? Oder das Blitzeis? Musste bei der Klimaformation ausgerechnet die Sonne aufgrund von Krankheit ausfallen – jetzt, wo die Sensation zum Greifen nahe schien und das Fastelovendswunder von Köln möglich gewesen wäre?

Nahezu 30 Jahre warten wir darauf, dass es noch mal so schön wird wie damals, an jenem Karnevalsamstag im Jahr 1990, als das Thermometer am Flughafen Köln/Bonn unglaubliche 20,7 Grad anzeigte, ein absoluter Rekordwert, wie Markus Dümmer vom Wetteramt Essen auf Nachfrage des Kölner Stadt-Anzeigers recherchiert hat. Mit anderen Worten: ein Tag vergleichbar mit diesem Mittwoch. Einen Tag später passierte 1990 allerdings genau das, was die Jecken jetzt an Weiberfastnacht erlebten: Ein Temperatursturz auf 14,6 Grad, was für die Jahreszeit damals, ohne den Faktor Klimawandel, zwar immer noch relativ mild aber eben nicht sensationell warm war.

Das könnte Sie auch interessieren:

Zwei Jahre nach dem Rekord vor 29 Jahren hat es laut Markus Übel am Karnevalssonntag noch mal fast T-Shirt-Wetter gegeben mit einem Höchstwert von 17,4 Grad am Flughafen. An sämtlichen Karnevalstagen in diesem Jahrtausend wurde indes lediglich 2003 mit 16,3 Grad an Wieverfastelovend ein vergleichbarer Temperaturwert erzielt.

Alles zum Thema Flughafen Köln/Bonn

Die Sonne ist krank

Ohne den krankheitsbedingten Ausfall von Silvia, der Sonne, hätte die Wärmekurve steil nach oben verlaufen können. Da sind sich die übrigen Wetterdamen, die demonstrativ „im Hätze Sunnesching“ tragen, sicher. Obwohl: Für Sarah, den Regenbogen, Samia, das Gewitter, Simone, das Unwetter, Steffi das Blitzeis, Kerstin, die Schneeflocke und Yvonne, die Schäfchenwolke sind die vier, fünf Grad mehr oder weniger gehopst wie gesprungen. Die sechsköpfige Gruppe bewegt sich ohnehin in einer subtropischen Zone. Noch hat niemand ein Messinstrument ins karnevalserprobte ABS gehalten, doch die gefühlte Temperatur kann nicht weit unter dem Hochsommerrekord von 2018 liegen.

Dass das halbe Frauendutzend bereits seit 10.30 Uhr in der Klettenberger Kneipe feiert, ist deswegen bemerkenswert, weil am frühen Morgen noch harte Schmink- und Ankleidearbeit anstand. Was sind die unverzichtbarsten Hilfsmittel im 21. Jahrhundert: Heißklebepistole, Sprühkleber, Fixierspray. Steffi, das Blitzeis, hat Teile der Weihnachtsdeko zum Kleid umgearbeitet und eine silberne Rettungsdecke um die Stiefel geschlungen. Simone, das Unwetter, hat nach eigenen Worten „leichte Winde dabei“, und Kerstin, die aus dem Westerwald stammende Schneeflocke, prahlt, dass sie mit Nachnamen Winter heißt.

Wandelndes Kunstwerk

Die Gewitterzeichnung in ihrem Gesicht, sagt Samia, sei fast ein Klacks gegenüber 2014, als sie als wandelndes Roy-Lichtenstein-Kunstwerk unterwegs war und sich morgens vorm Verlassen des Hauses unzählige pfenniggroße Punkte ins Gesicht, auf den Hals, auf die Arme, aufs Dekolleté gemalt hatte. „Alle gleich groß und im selben Abstand voneinander.“

Auf Schäfchenwolke umgesattelt

Diesmal bestand Samias Operationsfeld aus einer größeren Menge kissentauglicher Füllwatte, die sie auf einen Hut geklebt und mit Schuhfärbemittel verdüstert hat. Die besondere Herausforderung bestand darin, eine LED-Lichterkette mit folgenden Merkmalen zu finden: kurz, leicht, batteriebetrieben und vor allem blitzfähig. Letztendlich wurde sie im Internet bei einem französischen Anbieter fündig. Falls jemand an Wieverfastelovend im Kneipengeschehen zuckende Lichter wahrgenommen hat, braucht er also nicht von alkoholbedingten Sinnestäuschungen ausgehen.

Nachdem 2017 Orkanböen zu den durchaus realen Karnevalserscheinungen zählten, könnte man sich fragen, weshalb keine der Wetterdamen die Rolle des Sturms einnehmen wollte. Das stimmt nicht ganz. Yvonne wollte, hatte aber ein wenig Angst, im zunächst konzipierten Outfit „wie eine Crack-Hure an Aschermittwoch“ wirken zu können. Ergo hat sattelte sie im letzten Moment auf Schäfchenwolke um. Der Kardinal wird es ihr danken.

KStA abonnieren