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Veedelszöch im Kölner OstenSo schön war die Stimmung in Deutz, Kalk und Dellbrück

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jecke in rikschas

Aal Jecke in Rikschas

Vingst

Dass die familiären Wurzeln vieler Vingster Pänz außerhalb des Rheinlands liegen, spielt keine Rolle – Kamelle und Strüßjer sind für alle da. Zugleiter Uwe Kroll und Walter Inveen (1. Vingster Karnevalsgesellschaft) freuen sich über den Zulauf: „Mit der hohen Arbeitslosigkeit haben wir hier eine Brennpunkt-Situation. Da ist es schön, wenn Brauchtum noch einen Platz im Viertel hat.“ Da die Finanzierung alleine nicht mehr gestemmt werden konnte, haben alle Teilnehmer mit unter die Arme gegriffen und sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen, die den Fortbestand des Veedelszochs sichern soll. (cae)

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Mülheim

Etwa 1050 Personen in 20 Gruppen setzten sich pünktlich um 14.15 Uhr in Bewegung, um beim 69. Mülheimer Dienstagzug ihr Publikum mit Kamelle zu beglücken. Unter den Teilnehmenden waren unter anderem die Katholische Grundschule Horststraße, die Rheinschule und die Ferdinand-Lassalle-Realschule. Mit Prunkwagen kamen unter anderen die Karnevalsgesellschaften Große Mülheimer, die Müllemer Junge, die Original Kölsche Domputzer und die KG Rut Wiess Blau Schmerzfrei. Der Zugweg war etwa einen Kilometer kürzer als sonst. „Wegen der Baustelle Mülheimer Brücke haben wir darauf verzichtet, durch den Süden der Mülheimer Altstadt zu ziehen“, sagte Zugleiter Michael Pohl. Zwei der teilnehmenden Gruppen feiern ein Jubiläum: Das Tanzcorps der KG Müllemer Junge wird 66 Jahre alt, und die Original Kölsche Domputzer feiern ihren 40.

Pohl war froh, dass er auf Mülheims Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs zählen konnte: „Schärfere Auflagen für die Sicherheit haben uns einen Mehraufwand von etwa 10000 Euro beschert, die Fuchs unter anderem bei Investoren des Baugebiets Mülheim Süd als Spenden beschafft hat“. (aef)

Deutz

Selbst wenn sich der kurze Platzregen zum Start des Deutzer Dienstagszuges zu einem handfesten Schauer hochgeschaukelt hätte, er hätte die rund tausend Teilnehmer in 26 Gruppen wohl nicht vom bunten Feiern abgehalten. Doch schlussendlich jeck und im Sunnesching zogen unter anderem als Roulettetische verkleidete Schüler und Lehrer des Gymnasiums Thusneldastraße, Kinder in Panzerknackerkostümen und bunt kostümierte Eltern mit Kinderwagen durch die Straßen – fast alle Teilnehmer kommen direkt aus dem Veedel. In diesem Jahr aber mit einer Ausnahme: Mit der „Royal Navy Pipe Band Association“ aus Schottland nahm erstmals eine ausländische Musikgruppe am Düxer Zoch teil. (ram)

Kalk

Zwar gab es beim Zug durch Kalk und Humboldt/Gremberg keine Karnevalsjubiläen, dafür aber eine Premiere. Die Kita Sieversstraße nahm zum ersten Mal am gut zweistündigen Zug durch die beiden Veedel teil, und zwar mit gut zwanzig Eltern und Kindern. Passend zum Sessionsmotto lief die Gruppe zum Thema „Uns Sproch es Heimat, uns Heimat es he“ mit bunten Fahnen die rund drei Kilometer. „Wir zeigen, dass wir ganz normal multikulturell sind“, erklärte Anne Hundeck das Gruppenkostüm. Einige der mit Heißkleber befestigten Fähnchen hielten dem Wind nicht bis zum Ende stand. Doch sowohl die 16 teilnehmenden Gruppen als auch die Zuschauer trotzten dem regnerischen Wetter. (tse)

Dellbrück

Kapellen und Musikgruppen aus dem Ausland gibt es auch beim Rosenmontagszug, doch Gäste aus Südeuropa sind selten. Nicht so in Dellbrück: Auf Einladung der KG Uhu spielte die Gruppe Abiyuan aus Hondarribia im spanischen Baskenland hinter dem Wagen der Gesellschaft. Die 16-köpfige Formation spielte zwar keine Karnevalslieder, doch die Zuschauer am Zugweg konnten sich auch für baskische Blasmusik begeistern. Die Dellbrücker hatten Glück, der Regen war vor Beginn des Zuges vorbei. So konnten die 42 Gruppen mit etwa 1700 Teilnehmern das Wurfmaterial im Trockenen verteilen. Besonders gefeiert wurde die KG Elf Jungfrauen, die mit blonden Perücken ihr 22-jähriges Bestehen feierte. (tse)

Dünnwald

Mit 34 Gruppen und sechs Kapellen zählt der Dünnwalder Zug zu den großen im Rechtsrheinischen. Die Wildwützjer mit ihren Wildschwein-Hüten sorgten in diesem Jahr für eine echte Bereicherung: Auf ihrem Wagen gab die Band „Miljö“ während der Fahrt ein Livekonzert. Als Ehrengast wurde Kölns Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes begrüßt.

Großes Lob vom Zugleiter Fabio Zoni ernteten die Schulen und Jugendeinrichtungen des Stadtteils. Allein das Kindercafé Lollypop, das aus einer Elterninitiative hervorging, war mit mehr als 100 Teilnehmern an den Start gegangen. (aef)

Neubrück

Vom leichten Nieselregen ließen sich große und kleine Jecken in Neubrück nicht abhalten. Seit 1974 zieht der kleine aber feine Zoch durch das Veedel und erfreut sich großer Beliebtheit. Umso lauter schallte dann auch die zwölf Wagen zählende Kolonne mit Musik der Blaskapelle Neubrück. Manch eine Gruppe hatte sich im dekorierten Vorgarten bei einem Pittermännche zusammengefunden, um die Wartezeit bis zum Vorüberfahren zu verkürzen. Ein Jubiläum hatten die „Neubrücker Hunnen“ zu vermelden – 2019 nahm ihre martialisch verkleidete Gruppe bereits zum 20. Mal teil. (ihi)

Buchforst

Auf einmal zweistellig: Die Buchforster Knallköpp haben beim 47. Veedelszug ihr Zehnjähriges gefeiert. „So kann das gerne noch zehn Jahre weitergehen“, sagt Zugleiterin und Präsidentin, Konni Kunst-Thuiner. Mit 50 Erwachsenen und 15 Kindern in rot und weiß waren sie die größte Gruppe im Zoch. Zahlenmäßig wurden sie nur von der Grundschule Kopernikusstraße übertroffen, über 300 Schüler liefen als Schafe verkleidet mit. Die Kostüme mit Wattebäuschen und Pappohren hatten sie im Unterricht gebastelt. Hinter sich zogen sie eine schneeähnliche Spur. Angetrieben wurde die Herde von den Lehrern als Hirten. (hof)

Holweide

In diesem Jahr mussten die Holweider auf musikalische Unterstützung verzichten: In den letzten Jahren liefen immer zwei holländische Musikkapellen mit, die für gute Untermalung sorgten.

Der Stimmung beim Holwigger Zoch schmälerte das trotzdem nicht. 18 Gruppen mit insgesamt 110 Kinder und rund 400 Erwachsene schlängelten sich sieben Kilometer lang durch den Stadtteil. (pew)

Merheim

Als quicklebendiges Scrabble-Spiel hüpften die Grundschüler der Fußfallstraße durch ihren Vorort und behaupteten: „Ding, Ming, Sing – su schwaade mir“. Da gab es zu den „Kamelle“ und „Strüßjer“-Rufen viel Beifall vom Straßenrand. 22 Gruppen und etwa 100 Teilnehmer mehr als im Vorjahr hatten sich hinter dem Wagen von Zugleiter Patrick Offermann von der Fördergemeinschaft Merheimer Karnevalszug (FMK) in Bewegung gesetzt. Zunächst gab es die bäuerliche Seite des Veedels zu bestaunen, denn mehrere Dutzend „Schööfche vun St. Jereon“ in allen Größen- und Gewichtsklassen hatten sich auf den Weg gemacht. Da waren dann auch ein paar „schwarze Schafe“ dabei.

Dazu waren weitgehend Stammgäste unterwegs: So die knatschbunt in Neonfarben gekleideten Veedelsjecke, die musizierenden Hunnen und die blau-weißen Funken, die weiß-goldene Garde aus dem Tennisclub (Motto: „Nit schwaade, spille“), die Fußballer des TSV Merheim – erstmals im eigenen Karnevalstrikot – und natürlich die blau-roten Nikuten. Die entstanden aus einer Messdienergruppe als Fans der kölschen Motto-Queen. Man mischt zu Fuß und zu Pferd (selbst gebastelt aus Plüsch), auf einem opulentem Festwagen und einem zweistöckigen Lkw in XXL mit. (NR)

Höhenhaus

Gleich vier Jubiläen gab es beim Veedelszoch: Die KG Löstige Höhenhuuser feierten 80-Jähriges, die Große Höhenhauser KG Naaksühle 1949 ihr 70-jähriges Bestehen – der hauseigene Senat wurde 60 Jahre und die Ühlemädche feierten ihr 50-Jähriges. Pünktlich zogen die 22 Gruppen – insgesamt 750 Jecke – quer durchs Veedel. Traditionell machte der Zug auf halber Strecke seine 20-minütige Pause, damit sich vor allem die kleinen Jecken ausruhen konnten. Zum ersten Mal liefen die „Kölsch Bärchis“ mit, eine Fußgruppe bestehend aus neun Mitgliedern, kostümiert in Bärchenkostümen. (pew)

Flittard

Die Flittarder Hunnen leben noch! Zwar hatte sich der Verein wegen Mitgliedermangels vor mehr als einem Jahr aufgelöst. Doch beim Sonntagszug wollten sie nach einer kurzen Pause wieder mitmachen. Insgesamt zogen 16 Gruppen einschließlich der Kapellen mit, darunter die Spielvereinigung Flittard mit einer Stretchlimousine, die evangelische Brückenschlag-Gemeinde, das Johanniter-Altenzentrum, die IG Frühstück, der TV Flittard und selbstverständlich die Flittarder KG von 1934. Eine Besonderheit des Zugs 2019: Auf einem Planwagen im Westernstil fuhr die Band Karnevallica mit. (aef)

Stammheim

Prinz Gerolf Schneider, Jungfrau Michael(a) Bell und Bauer Frank Köbnik bilden das Dreigestirn der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft und waren erneut im Stammheimer Zug dabei. Unter den 500 Jecken feierte eine Gruppe ihre Premiere: Nachbarsfamilien der Billharzstraße hatten sich auf Initiative von Annette Büchel, Alex Raue, Katrin Joschek und Anja Jürgensen zusammengetan, um unter dem Motto „Uns Stroß es Heimat“ mitzugehen. Zu den 14 weiteren Gruppen gehörten die KG Fürstenberg und der Bürgerverein, sowie die Gemeinschaftsgrundschule Ricarda-Huch. (aef)

Brück

Sambarhythmen, kölsche Hits und Partymusik. Dazu Hippies, das gesamte Tierreich und ein Kinderdreigestirn in traditioneller Karnevalstracht. So vielseitig wie der Sonntagszug durch Brück ist kaum ein anderer. Und lang ist er auch – nur ein Wagen fehlte, und die beachtliche Anzahl von 50 wäre erreicht worden. Die veranstaltende Karnevalsgesellschaft „Löstije Brücker Müüs“ wurde unter anderem flankiert von den „Flamingo Funken“, Schülern der KKS Brück sowie den „Funken Feinripp“, der Lebenshilfe und vielen anderen Jecken. Allenthalben wurde getanzt, gesungen und gelacht, und natürlich flogen auch Blumen durch die Luft. (ihi)

Ostheim

Für eineinhalb Stunden brachten die 300 Teilnehmer auf zehn Fußgruppen und zwei Festwagen verteilt, die begehrten Kamelle und Strüßjer unters Volk. Zum ersten Mal waren die Fröbel-Kindergartenkinder, die zusammen mit ihren Eltern in grün-blumigen Kostümen den Zug begleiteten, mit dabei.

Seit 1996 sorgt Manfred Gietz, mit dem „Förderverein für den Ostheimer Karnevalsumzug“ dafür, dass auch in Ostheim die Karnevalstradition noch erhalten bleibt. (jn)

Höhenberg

„Mer Jecke stirve us“ behaupten die Fidelen Höhenberger, ziehen beim Zoch als Trauergesellschaft durch ihr Veedel und tragen auf dem Festwagen das Brauchtum zu Grabe. Das ist für Köln und die Region , angesichts steigender Zahlen bei Sitzungsbesuchern und Zuschauern bei den Umzügen, schon etwas voreilig. Aber für Höhenberg scheint es zu passen, denn da sind die Zuschauerzahlen am Straßenrand sowie im Veedelszoch seit Jahren rückläufig. Selbst zum jecken Jubiläum der Organisatoren – der Arbeitskreis Höhenberger Karneval besteht seit 33 Jahren – machten sich nur noch zehn Vereine auf den Weg.

Darunter ein Neuzugang mit einer Truppe aus dem Betreuten Wohnen im Altenheim an der Frankfurter Straße, die mit mehreren Rikschas unterwegs waren. Aber selbst etablierte Veedelsvereine wie die Höhenberger Lumpe oder der Kölner Klub waren nur in kleineren Besetzungen mit dabei. Rot und Weiß dominierte – so am Anfang des Umzuges mit den Allerkleinsten und ihren Eltern aus der Kindertagesstätte St. Elisabeth, bis hin zu der größten Gruppe am Schluss, den „Jot Fründe“. Dazwischen sorgten vor allem die Hövi-Frauen in ihren bunten Kostümen und die Grundschüler aus der Weimarer Straße als Krümelmonster für die Hingucker. (NR)

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