BilanzDer Karneval kostet die Stadt Köln jährlich 1,7 Millionen Euro

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Wagen und Fußgruppen der roten Funken beim Rosenmontagszug im vergangenen Februar.

Wagen und Fußgruppen der roten Funken beim Rosenmontagszug im vergangenen Februar.

Köln – Wenn auf den Kölner Straßen und Plätzen Karneval gefeiert wird, sind die Steuerzahler mit Millionenbeträgen an den Kosten beteiligt. Die alljährlichen Leistungen der Stadtverwaltung und der städtischen Tochtergesellschaften haben einen Wert von rund 1,7 Millionen Euro.

Das geht aus einem Papier des Stadtdirektors Guido Kahlen hervor, in dem er den Personaleinsatz und die Sachkosten im Zusammenhang mit dem Rosenmontagszug und weiteren Veranstaltungen auflistet.

Die Fraktion der Linken hatte Anfang 2014 erstmals nach den Kosten gefragt, die der Stadt durch den Karneval entstehen. Es dauerte nahezu zwei Jahre, bis die Verwaltung die Zahlen ermitteln konnte.

Alles zum Thema Kölner Verkehrs-Betriebe

Die Sessionseröffnung am Elften im Elften wurde ebenso berücksichtigt wie der Start des Straßenkarnevals an Weiberfastnacht, die Schull- und Veedelszöch, der Geisterzug sowie der Rosenmontagszug als größtes Ereignis.

Was kostet wieviel?

Allein die Kölner Verkehrs-Betriebe müssen eine halbe Million Euro mehr aufbringen – für Zusatzfahrten, Sicherheitspersonal, zusätzliche Mitarbeiter in der Leitstelle und provisorische Bushaltestellen.

Für die Straßenreinigung setzen die Abfallwirtschaftsbetriebe insgesamt 320.000 Euro an.

Das Ordnungsamt kostet der Karneval rund 350.000 Euro. Der Großteil der Aufwendungen entsteht durch den Personaleinsatz im Verkehrsdienst und sowie durch die zusätzlichen Streifen, die für den Ordnungsdienst unterwegs sind.

Die Vergütung für private Sicherheitsfirmen wird ebenfalls von der Stadt übernommen.

Das Amt für Straßen und Verkehrstechnik steuert annähernd 200.000 Euro bei: für das Entfernen von Pollern am Zugweg, die Beleuchtung entlang der Strecke, Umleitungsschilder und das Wegdrehen von Ampeln. Die Leistungen der Feuerwehr und des Rettungsdienstes beziffert Kahlen mit etwa 80.000 Euro.

Das Festkomitee erhält für den Rosenmontagszug einen Zuschuss in Höhe von 153.425 Euro. Die Zoch werde gefördert, weil „ein öffentliches Interesse an der Pflege und Aufrechterhaltung des Brauchtums besteht“, so Kahlen.

Die Verwaltung hat einer Tochtergesellschaft des Festkomitees die Vermarktungsrechte für die Flächen entlang des Zugweges übertragen.

Verluste beim Rosenmontagszug

Nach Angaben des Komitees, das die Interessen von mehr als 100 Karnevalsgesellschaften vertritt, lässt sich mit der weltweit bekannten Parade allerdings kein Geschäft machen. Einschließlich des städtischen Zuschusses und der Zahlungen des WDR für die Übertragungsrechte habe man durch den Verkauf von Tribünenkarten, Werbung sowie Standgebühr von Händlern 2014 rund 2,3 Millionen Euro eingenommen.

Demgegenüber stünden Ausgaben von gut 2,5 Millionen Euro. Wie es um die Finanzen der Karnevalisten steht, lässt sich im Rathaus allerdings nicht überprüfen. Denn die Verwaltung hat keinen Anspruch auf umfassenden Einblick in deren Bilanzen.

„Seit Jahren drücken sich Verwaltung und Festkomitee um Transparenz über die tatsächlichen Kosten“, sagte Linken-Fraktionschef Jörg Detjen am Mittwoch. „Wir brauchen jetzt eine öffentliche Diskussion, ob wir so viel Geld ausgeben wollen.“

Es sei richtig, dass die Stadt mit ihrem Personal den Karneval unterstütze, so Detjen. „Ist es aber richtig, dass die Stadt weitere Kosten übernimmt, etwa für private Sicherheitsdienste?“

Am kommenden Montag wird sich der Rechtsausschuss des Rates mit dem Thema befassen.

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