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Karnevalswagen zerstörtBrandermittler suchen Spuren nach Feuer in Kölner Tunnel

Lesezeit 4 Minuten
Brand Ensen 2 150521

Der Brand in Ensen entstand in einem Tunnel auf dem Bahngelände.

Die Nachricht, die Klaus Wernicke einem Vereinskollegen durchs Handy mitteilt, hat es in sich: „Bei uns ist alles weg, alles weg. Festwagen, Bagagewagen, Bauwagen, Wohnwagen...“ Die Karnevals-Idealisten Bottermaat hat das Feuer auf dem Bahngelände in Gremberghoven am Samstag schwer getroffen. Wie berichtet, war in einem Tunnel unterhalb der Gleisanlage ein Feuer ausgebrochen. Da zunächst unklar war, wo genau der Brand lag, hatte die Feuerwehr einen Hubschrauber eingesetzt. Vor Ort waren die Brandbekämpfer mit rund 80 Einsatzkräften und 23 Fahrzeugen im Einsatz.

Warum insgesamt sechs bis acht Karnevalswagen Feuer gefangen haben, ist weiter unklar. Am Montag untersuchten Brandermittler der Polizei den Tunnel. Die Ermittlungen gehen „in alle Richtungen“, wie ein Polizeisprecher sagte. Weder ein technischer Defekt, noch Brandstiftung könnten ausgeschlossen werden. „Wir haben keine Spurenlage, die das eine oder das andere belegen würde“, sagte der Sprecher. Dass die Wagen in dem geschlossenen Tunnel standen, habe jedenfalls „seine Ordnung“ gehabt.

„Das ist ein Tatort“

Am Sonntag hatten sich Vertreter der Karnevalsvereine vor Ort getroffen. Doch in den Tunnel selbst konnten sie nicht. Die Polizei hatte das Stahltor, das die Feuerwehr im Einsatz aufgebrochen hatte, mit einem Schloss gesichert. „Wir dürfen zur Zeit nicht in den Tunnel. Die Polizei hat abgeschlossen. Das ist ein Tatort“, sagt Rudi Boden. Die Polizei wolle in den kommenden Tagen eine Begehung machen, „dann hoffe ich auf weitere Infos“, sagt der Vorsitzende der Interessengemeinschaft (IG) Tunnel und fügt hinzu: „Ob wir in dem Tunnel bleiben können, wird sich noch rausstellen, es sieht ja schlecht aus.“

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Seit etwa 1993 stellen dort Karnevalsgesellschaften und -vereine aus Porz, aber auch aus Troisdorf oder Höhenhaus ihre Wagen – etwa 40 an der Zahl – für wenig Miete in dem Tunnel ab. Der Tunnel in der Verlängerung der Gilgaustraße war beim Bau des Rangierbahnhofes in den 1920er Jahren bis zum Schwarzer Weg am Baggersee angelegt worden. Eine große Bedeutung für den Straßenverkehr hat er aber nie gehabt. Deswegen wurde die Zufahrt von der Gilgaustraße zugeschüttet. Der Tunnel ist seitdem nur noch vom Schwarzer Weg zugänglich. Hier versperrt ein großes Stahltor eigentlich den etwa 13 Meter breiten und 3,80 Meter hohen Zugang.

Immer wieder Vandalismus und Vermüllung

Trotzdem finden immer wieder unbefugte Personen einen Weg über die Böschung und Gleisanlage in den darunterliegenden Tunnel. Mit Folgen: Stromkabel im Wert von 6000 Euro sind schon gestohlen oder der Strom für illegale Techno-Partys angezapft worden, berichtet Rudi Boden. Immer wieder ist es auch zu Vandalismus und Vermüllung gekommen. Das Problem: Das Gelände ist weit ab vom Schuss.

„Wieso es dahinten jetzt gebrannt hat, bleibt mir ein Rätsel“, sagt Boden. Seiner Meinung nach muss da Feuer gelegt worden sein. „Vermuten können wir viel, nützt uns aber auch nix.“ Der Versicherung wolle er den Fall aber melden.

Schaden nur zu schätzen

Wie schlimm der Schaden für die Karnevalsgesellschaften und -vereine ist, kann Peter Milz nur schätzen. Er war mit Beamten und Pressevertretern noch am Tag des Brandes in dem Tunnel gewesen. „Da war die Feuerwehr aber noch mit Löscharbeiten beschäftigt.“ Auch sei noch etwas Rauch in dem Tunnel gewesen, so dass er nicht alles habe sehen können. Sechs oder sieben Wagen seien aber bestimmt ausgebrannt. Neben den KIB hat es wohl auch die Fidelen Elsdorfer sowie die Cologne Ugly Cowboys schwer getroffen. Wie Andre Urban von den Cowboys Pressefotos entnommen hat, scheint deren Wagen, der aussah wie eine Postkutsche, komplett ausgebrannt.

Am Tag nach dem Brand wollten sich auch Vertreter des Festausschusses Porzer Karneval ein Bild von der Lage machen. Schließlich haben auch etliche Mitgliedsgesellschaften ihre Wagen dort untergebracht. „Es stellt sich ja auch die Frage, ob die anderen, noch intakten Wagen künftig irgendwo anders untergebracht werden müssen“, sagt FAS-Geschäftsführer Holger Harms. Hier wolle der FAS seine Mitgliedsgesellschaften unterstützen. Auch habe es schon Solidaritätsbekundungen anderer Mitgliedsvereine gegeben, die ihre Bereitschaft zur Unterstützung bekundet hätten.

Aber auch in Krisen verliert so mancher Karnevalist nicht seinen Humor. „Die Karnevals-Idealisten Bottermaat werden in der nächsten Session 60“, sagt Präsident Klaus Wernicke. „Aus den abgefackelten Wagen schneiden wir uns Stücke raus, machen ein Bändchen drum, fertig.“ Der Orden für die Jubiläumssession scheint also schon sicher. (mit hol)

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