Kölner AusflugsschiffeSo hält die nautische Wache die KD-Flotte vor der Altstadt fit

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Panorama

Die Rheinenergie vom der Deck der Rheinfantasie aus gesehen.

Köln  – Philippe Durand hat einen unbezahlbaren Logenplatz. Tag und Nacht kann er das Altstadt-Panorama genießen. Ganz allein. Denn er ist zur Zeit der einzige Matrose an Bord der riesigen „Rheinfantasie“ der Köln-Düsseldorfer. Er ist die Nautische Wache, wie es in der Fachsprache heißt.

Seit Oktober liegt das Schiff, das 1000 Passagiere aufnehmen kann, nun wegen Corona dauerhaft hier. Durand verbringt zehn bis 14 Tage an Bord, bis er von einem Kollegen abgelöst wird. „Ich mache alles“, sagt er. Je nach Wasserstand muss er schauen, ob die Vertäuung des 1000 Tonnen schweren Schiffes verändert werden muss. Instandhaltungsarbeiten stehen an, Pumpen müssen regelmäßig überprüft werden. „Es ist immer was zu tun.“

Durand

Philippe Durand hält die Stellung an Bord.

Auf dem Schiff zu wohnen, ist für Durand nicht ungewohnt, denn in der normalen Arbeitssaison leben alle 32 Mitarbeiter – Techniker und Servicekräfte – an Bord, um flexibel eingesetzt werden zu können. Doch allein zu sein auf dem Schiff, das sei schon ein bisschen ungewohnt. Vorschriftsmäßig meldet sich Durand zweimal am Tag beim Hafenkapitän.

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Teil des Altstadt-Panoramas 

Gleich nebenan liegt die „Rheinenergie“, die sogar 16000 Gäste aufnehmen kann – da wacht ein Kollege von Durand. „Die großen Schiffe gehören zum Kölner Altstadt-Panorama, ohne die Schiffe ist das einfach nicht denkbar“, sagt KD-Sprecherin Nicole Becker. Und so wird auch ein bisschen die Illusion und die Hoffnung aufrechterhalten, dass Fahrten bald wieder möglich sind. Seit Oktober letzten Jahres ist die gesamte KD-Flotte wegen der Pandemie komplett stillgelegt.

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Logenplatz vor der Altstadt 

Die größeren Schiffe liegen außer in Köln in Boppard, Rüdesheim, Mainz und Düsseldorf „am Strom“. Sieben kleinere wie etwa die „Goethe“ sind im Niehler Hafen im Dornröschenschlaf – zusammen mit vielen kleinen Flusskreuzfahrtschiffen etwa der Viking-Linie.  Die kleinen Schiffe sind sogar seit März letzten Jahres nicht mehr bewegt worden. Denn hier hätte sich wegen der Abstands- und Hygieneregeln im vergangenen Sommer der Betrieb nicht gelohnt.

Deck ist blitzsauber

Eigentlich hätte die Saison im April wieder losgehen sollen, doch bisher ist völlig unklar, wann wieder Gäste empfangen werden dürfen. Das große Deck der „Rheinfantasie“ ist aber trotzdem blitzsauber, die Strandkörbe stehen bereit. Markus Schwartz, Geschäftsführer für Nautik und Technik bei der KD, Matrose Philippe Durand und seine Kollegen sorgen dafür, dass die Schiffe jederzeit startklar sind. „Die normalen Wartungsintervalle müssen ja eingehalten werden“, sagt Schwartz. „Wir sind in der Lage, mit einer Vorlaufzeit von zwei bis drei Tagen zu starten.“

80 Prozent weniger Fahrgäste

Im vergangenen Jahr konnten die größeren KD-Schiffe immerhin noch von Mitte Mai bis Anfang Oktober fahren. In der Jahresbilanz ergab sich aber ein Fahrgastrückgang von 80 Prozent – vor allem weil das Weihnachts- und Silvestergeschäft wegfiel und große Partys nicht möglich waren. Wie die Bilanz in diesem Jahr ausfällt, ist noch völlig offen, vielleicht kann noch etwas aufgeholt werden.

Strandkörbe

Die Strandkörbe stehen bereit.

Sollte irgendwann der Startschuss gegeben werden, wären die „Rheinenergie“, die „Rheinfantasie“ und die anderen großen KD-Schiffe die ersten, die wieder in Betrieb genommen würden – denn hier können die Menschen gut Abstand halten. Die kleinen Schiffe müssten im Extremfall dann einmal ein paar Stunden ohne Gäste bewegt werden, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist und sich nicht zu viele Muscheln an den Kühlwasserkästen abgesetzt haben, sagt Schwartz.

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Auf dem blitzblanken Deck der Rheinfantasie flattern die Fahnen. Sie sehen nicht nur schön aus, sondern halten vor allem auch die Tauben fern. Die Fahnen sind etwas verschlissen. Eine neue Garnitur liegt bereit. „Aber die bringen wir erst an, wenn auch wieder Gäste an Bord sind“, sagt Markus Schwartz.

KD-Saal

Lichtprobe im Saal 

Philippe Durand ist an diesem Tag übrigens nicht ganz allein an Bord. Ein Kollege von der Event-Abteilung führt vier Besucher über das Schiff. Die Lichtanlage und der Sound werden getestet, es läuft Musik. Im großen Saal der „Rheinfantasie“ tut sich etwas – es ist ein Hauch von Alltag. Die Besucher überlegen, das Schiff für ein Jazzfestival zu chartern. Der Termin ist noch offen.

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