Abo

Keine Filme, wenig ZuschauerKölns ältestes Kino will den Gästen die Angst nehmen

Lesezeit 5 Minuten
Neuer Inhalt (2)

Catherine Laakmann im großen Rex-Saal

  • Das Rex am Ring ist das älteste, ununterbrochen bespielte Kino in Köln.
  • Catherine Laakmann kaufte es genau vor 20 Jahren und hat schon so manche Krise durchgestanden.
  • Die größten Probleme derzeit: Viele Menschen haben noch Angst, ins Kino zu gehen. Und vor allem fehlen neue Filme, um sie anzulocken.

Köln – Meine Freundin Connie“, „Inglourious Basterds“ und „Wonder Woman“ – im „Rex am Ring“ ist wirklich für jeden etwas Altbewährtes dabei. Und das für höchstens 7,50 Euro. Die „Connie“ gibt es sogar für 4,40 Euro. Doch die Säle im ältesten ununterbrochen bespielten Kino der Stadt am Friesenplatz sind meistens eher spärlich besetzt. „Die Leute haben einfach noch Bedenken“, sagt Kinobesitzerin Catherine Laakmann.Von den mehr als 680 Plätzen sind täglich zwischen 130 und 300 belegt – je nach Wetter. „Das ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. Aber wir wollen den Kunden zeigen, dass wir für sie da sind.“ Fakt ist: Das Rex fährt wie die meisten anderen Kinos ein Minus ein.

Dabei dürfen Kinos nach den aktuellen Regeln bis zu 300 Zuschauer in einem Saal unterbringen. Ein Mindest-Sitzabstand von 1,5 Meter muss dabei nicht eingehalten werden, wenn beim Verkauf der Karten die Personalien festgehalten werden. Das „Rex“ bittet die Kunden, die Karten online zu kaufen und alles in einem Schritt zu erledigen und Wartezeiten im Kino zu vermeiden.

Zusätzlich hat Laakmann für spontane Gäste aber noch ein Laptop im Foyer aufgestellt. Der Computer verteilt die Gäste auf Abstand im Saal, eine Videoüberwachung sorgt dafür, das auch alle an ihrem Platz bleiben. Im Saal muss kein Mundschutz getragen werden. Damit hat NRW im Bundesvergleich eine eher lockere Regelung.

Alles zum Thema Film und Fernsehen

Neueste Lüftungstechnik

Im „Rex“ sind die Laufwege markiert und zahlreiche Desinfektionsstationen aufgebaut. „Und das Kino verfügt über die neueste Lüftungstechnik. Hier gibt es keine stehende Luft“, sagt André Klauz, Laakmanns Stellvertreter. Aber die Skepsis sei eben noch groß.

Dabei wäre es jetzt eigentlich Zeit, ein Jubiläum zu feiern. Am 3. August vor 20 Jahren hat Catherine Laakmann das „Rex“ übernommen und setzte damit eine große Kinotradition fort. Das 1928 unter dem Namen „Lichtspiele des Westens“ erbaute Haus war eine der letzten Neueröffnungen der Stummfilmzeit. Es gab sogar eine große Orgel. 1955 fand hier die Premiere von „Ich denke oft an Piroschka“ mit Lilo Pulver statt.

Vormals ein Schachtelkino

Als Laakmann das Haus kaufte, war der Lack aber schon lange ab. Das „Rex“ war ein in die Jahre gekommenes Schachtelkino – und sie machte daraus ein „One Dollar House“. Die Idee kam aus Amerika: Ältere Kinofilme noch mal die Säle holen oder neuere einfach länger laufen lassen und dafür einen geringeren Eintrittspreis nehmen. 4,99 D-Mark waren das vor 20 Jahren. Laakmann handelte sich damit viel Ärger ein, denn sowohl die Verleiher als auch die Konkurrenz waren von den Schleuderpreisen nicht gerade begeistert.

Dafür mochte das Publikum die preisgünstige Mischung aus Mainstream und anspruchsvollen Filmen sehr. Seit 2013 zeigt das „Rex“ allerdings nur noch Neustarts. „Die Verleiher rückten die alten Filme nicht mehr so gerne raus, und das Interesse beim Publikum ließ auch nach“, so Laakmann. Die Tickets blieben aber die preiswertesten der Stadt, sagt die gelernte Betriebswirtin und Sozialpädagogin, die auch das „Metropolis“ am Ebertplatz betreibt.

Ironie der Geschichte: In der Corona-Krise sind nun alle Kinos gezwungen, ältere Filme zu zeigen. Denn für die großen Verleiher lohnt es sich in diesen Zeiten nicht, teure Neuproduktionen auf den Markt zu bringen. Und viele Kinos sind inzwischen auch mit den Preisen heruntergegangen, bieten Rabatte oder verschenken Popcorn zur Eintrittskarte.

Blockbuster erst Ende August

Der nächste frische Film mit Starbesetzung aus den USA ist nun für Ende August angekündigt: „Tenet“ von Christopher Nolan mit Robert Pattinson und Kenneth Branagh. Der Start ist bereits mehrfach verschoben worden. „Ein einziger Blockbuster wird uns nicht retten“ sagt André Klauz. „Aber vielleicht sehen die Leute dann, dass es hier gut funktioniert mit den Regeln, und wir können auch Erfahrungen sammeln, wie die Abläufe mit mehr Publikum sind.“ Wie lange das „Rex“ die Notlage noch durchstehen kann, weiß Laakmann nicht. „Aber wir sind krisenerprobt, das schaffen wir auch noch.“

Schwache Auslastung auch im Cinedom

Der Cinedom, der am 2. Juli den Spielbetrieb wieder aufgenommen hat,   hatte an den  vergangenen Wochenenden eine Auslastung zwischen zehn und 15 Prozent.  Wochentage sind noch schwächer. Gezeigt werden derzeit Klassiker, Kinderreihen – und zum Beispiel eine Live-Übertragung von den Salzburger Festspielen.

Das Cinenova in Ehrenfeld meldet eine ähnlich schwache Auslastung. Etwas Ausgleich bietet das Open-Air-Kino. Geschäftsführerin Sandrine Borck findet, dass  die Hygienevorschriften  gut umsetzbar sind. Die wirkliche Schwierigkeit sei, dass einfach keine neuen Filme kommen.  (cv)

Von 2014 bis 2017 hatte Laakmann das Kino umbauen lassen und musste während dieser Zeit schließen. Die Kosten explodierten von geplanten 2,3 auf fünf Millionen Euro. Manche zeigten ihr damals den Vogel und sagten, dass sie doch besser verkaufen sollte und sich von dem Erlös eine Finca auf Mallorca zulegen sollte. „Heute ist es ein Vorteil ist, dass mir das Gebäude gehört. Wir sind da relativ gut aufgestellt“, so Laakmann.

Sie hat auch in der Krise und trotz der Streaming-Konkurrenz keinen Zweifel, dass die Menschen das Kino weiterhin brauchen und zurückkehren werden. „Meine Tochter sagte mal: Mama, beim Fernsehen, da kannst du dich hinter der Tür oder dem Sofa verstecken. Aber im Kino musst du mit den anderen Menschen durch.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Dazu passt, dass ausgerechnet der Horror-Schocker „Shining“ von 1980 mit Jack Nicholson nun in mehreren Kölner Kinos gespielt wird oder wurde – auch im „Rex“. Der wirkt natürlich auf der großen Leinwand viel schauriger als daheim auf dem Fernseher.

Für Catherine Laakmann steht fest: „Die Branche wird sehr lange brauchen, bis sie sich von dieser Krise erholt hat. Aber wir geben alles. Kino ist meine Bestimmung.“

KStA abonnieren