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Kippa vom Kopf geraubtGruppe junger Männer schlägt und tritt Kölner

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Kippa Symbolbild

Symbolfoto

Köln – Am späten Freitagabend gegen 23.30 Uhr hat eine Gruppe junger Männer einen 18-Jährigen im Kaiser-Wilhelm-Park geschlagen, getreten und ihm seine Kippa vom Kopf geraubt. Der Mann hatte am späten Freitagabend mit einem Bekannten auf einer Grünfläche gesessen. Als sie gerade gehen wollten, soll er antisemitisch beleidigt worden sein. Der 18-Jährige habe sich nach dem Grund erkundigen wollen und sei schließlich geschlagen worden, erläuterte ein Sprecher der Ermittler. „Er wurde im Gesicht übel zugerichtet“, sagte ein Sprecher der Ermittler. Man gehe mittlerweile davon aus, dass sich der Verletzte und die Tatverdächtigen nicht kennen, Angriffsgrund sei jedoch die Kippa gewesen, sagte der Sprecher. Rettungskräfte brachten das schwerverletzte Raubopfer, unter anderem mit dem Bruch eines Jochbeins, in eine Klinik.

Anderthalb Stunden nach dem Überfall erkannten Beamte mit Hilfe der polizeilichen Videobeobachtung zwei der mutmaßlichen Tatbeteiligten wieder und lotsten Streifenteams zu ihrem Standort auf die Ringe. Dort nahmen die Polizisten die jungen Männer (18, 19) fest. Wegen eines anzunehmenden antisemitischen Hintergrunds der Tat hat der polizeiliche Staatsschutz die Ermittlungen übernommen. Die beiden seien am Samstag wieder freigelassen worden, gelten aber weiter als Tatverdächtige, erklärte ein Sprecher der Ermittler.

Entsetzen und Bedauern

Religionsvertreter fordern harte Strafen für die Täter. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, schrieb am Sonntag auf Twitter: „Wenn jüdisches Leben nur versteckt in unserem Land möglich ist, dann hat es keine Zukunft. Harte Strafen gegen die Angreifer sind jetzt das Mindeste.“

Alles zum Thema Henriette Reker

Der katholische Stadtdechant Kölns, Robert Kleine, forderte im Internetportal „domradio.de“, mit aller Härte des Gesetzes gegen die Täter vorzugehen. Ähnlich äußerte sich der Vorstandsvorsitzende der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Jürgen Wilhelm: „Es ist eine Schande, dass jüdische Bürgerinnen und Bürger Angst haben müssen, sich mit ihrer Kippa in der Öffentlichkeit zu zeigen“, sagte der Jurist am Sonntag dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er hoffe, „dass die Gerichte in Deutschland solche Überfälle mit aller Härte des Gesetzes ahnden“.

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Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) dankte der Polizei am Sonntag dafür, „dass sie hier sehr schnell tätig wurde“. Sie habe mit Entsetzen und Bedauern von der Tat gehört, so Reker. „Antisemitische Übergriffe werden in unserer Stadt nicht geduldet. In unserer Stadt muss jeder und jede angstfrei leben können, egal welcher Religion man angehört, welche Weltanschauung man hat und wie man lebt und liebt.“ Diese Weltoffenheit gehöre zu Köln.

Nach Auffassung Jürgen Wilhelms vom Vorstand der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit belegt die Tat im Kölner Stadtzentrum, „dass Antisemiten zunehmend aggressiver und gewalttätig werden“. Stadtdechant Kleine sagte, die christlichen Kirchen und die Stadtgesellschaft müsse immer wieder klarmachen: „Wir stehen an der Seite der Jüdinnen und Juden.“ Außerdem müsse „das Gift in den Köpfen der Menschen, das zu solchen Übergriffen führt“, entschieden bekämpft werden. (adm/dpa/KNA)

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