Abo

Klaus Beimer aus der „Lindenstraße“Kölner Schauspieler ist kaum wiederzuerkennen

Lesezeit 3 Minuten
IMAGO Klaus Beimer Moritz Sachs

Schauspieler Moritz A. Sachs im September 2015

Köln – Man muss schon zweimal hinschauen, um Moritz A. Sachs einmal zu erkennen. Der Mann, der mit einem motorbetriebenen Hightech-Liegerad in die Apostelnstraße einbiegt, hat optisch kaum noch was gemeinsam mit jenem Klaus Beimer aus der „Lindenstraße“, der aufgrund seines mächtigen Vorbaus schon lange nicht mehr auf seine Füße runtergucken konnte. Der knapp 40-Jährige hat im zurückliegenden halben Jahr sage und schreibe 43 Kilo abgenommen. Er hat nicht nur extrem an Leibesumfang verloren, sondern braucht nun auch drei Hutgrößen weniger. Dass er seinen Blog „Wo ist Moritz?“ genannt hat, kommt also nicht von Ungefähr.

Deftig und fettig muss es sein

Die Masse, die er seit längerem mit sich herumtrug, störte nicht nur ihn, sondern auch seine Freundin, eine Tänzerin und Choreografin. Neben dem ästhetischen Aspekt zeigten sich immer deutlicher Bluthochdruck, Schwitzen, Kurzatmigkeit etc. Irgendwann erkannte Sachs: „Ich brauche Hilfe!“ Dass er Abnehmen kann, wusste Sachs durch zwei frühere Versuche, die ihn immerhin auf rund 95 Kilos runtergebracht hatten. Er sei kein Süßmensch.

„Das ist nicht mein Kernproblem.“ Dafür seien Mayo, Sahnesoße und Pizza seine Leidenschaft. Außerdem zu viel Salz. Zu viel Bier... „Adipositas kommt ja nicht von alleine!“ „Abnehmen ist ja so ein Religionsding“, sagt er. Die einen schwören auf Trennkost, andere auf Intervall-Fasten oder nur rechts drehende Fischöle. Er lacht und kommt auf das zu sprechen, was das eigentliche Problem darstellt: das Gewicht halten.

„Ohne Betreuung schaffen das nur 2,5 Prozent“, betont der Schauspieler. „Dann kann man es auch lassen.“ Mit einem einem verhaltenstherapeutischen Ansatz seien es zehn Prozent – also auch nicht übermäßig motivierend. Ergo begab sich Sachs an die Recherche und stieß auf die „Optifast“-Methode, die in zahlreichen Kliniken – darunter auch den Kölner Unikliniken – angeboten wird.

Die auf ein Jahr angelegte Strategie basiert auf vier Säulen: Medizinischer Versorgung, Ernährung, Verhaltenstherapie und Sport. Am Tag nach Aschermittwoch ging es los: zwölf Wochen ausschließlich Nahrung in Pulverform. „Ich bin ein großer Skeptiker, was Pulver- und Schnelldiäten angeht“, gibt Sachs zu. Aber er hielt durch.

Weil er nicht mehr als 800 Kalorien am Tag zu sich nahm, schwanden die Kilos schneller als gedacht. Was er für sich als Erfolg verbuchen konnte, war für seine Rollenfigur indes nicht so günstig.

Abnehmthema in der „Lindenstraße“

„Es war überhaupt nicht absehbar, dass ich so viel abnehme. Doppelt so viel, wie normalerweise üblich,“ und daher unmöglich, dieses Thema in das langfristig angelegte Lindenstraßen-Drehbuch zu packen. „Wir hatten keine Chance, es zu thematisieren“.

Nach Ablauf der ersten zwölf Wochen mit Pulverkost hat Sachs langsam begonnen, richtig zu essen. „Es ist, als würde man einem trockenen Alkoholiker beibringen, in Maßen zu trinken.“ Sachs absolviert viel Krafttraining zu Hause „ohne große Gerätschaften“ und spart damit die Zeit ein, ins Studio zu gehen. Und weil er sich strikt weigert, „so eine blöde Blechkiste zu kaufen“, legt er alle Wege mit dem Rad zurück.

Heute, nachdem die ersten fünf Monate des Programms vorbei sind, ist der Schauspieler „wieder voll auf Nahrung“, wie er sagt und schwankt zwischen 75 und 80 Kilos. Er nimmt 2000 Kalorien am Tag zu sich, und ist weiterhin einmal wöchentlich in der Klinik. Wiegen tut er sich täglich. „Aber früher war die Waage mein Gegner, jetzt ist sie mein Freund, mein Verbündeter.“

KStA abonnieren