Abo

Klaus der Geiger„Ok, ihr Zombies, jetzt ist Schicht: Der Klimawandel wartet nicht“

Lesezeit 3 Minuten
Marius Peters (l.) und Klaus von Wrochem haben eine gemeinsame Leidenschaft.

Marius Peters (l.) und Klaus von Wrochem haben eine gemeinsame Leidenschaft.

  • Klaus von Wrochem, vielen Kölnern besser bekannt als Klaus der Geiger, war aktiv in der 68er-Bewegung.
  • Marius Peters, geboren Ende der 80er Jahre, bewegt sich in der Jazzszene und musiziert auf Konzertbühnen.
  • Gegensätzlicher können zwei Musiker kaum sein. Warum sie dennoch eine gemeinsame CD eingespielt haben – und wogegen Klaus der Geiger im Moment protestiert.

Köln – Gegensätze ziehen sich an:  Der 79-jährige Geiger von Wrochem und der 30-jährige Gitarrist Peters stammen aus ganz verschiedenen Welten. Klaus der Geiger war aktiv in der 68er-Bewegung, ist bekannt für seine bissigen Protestlieder, die er jahrelang in der Kölner Innenstadt und auf unzähligen Demonstrationen den Zuhörern entgegen schmetterte. Peters hingen wurde Ende der 1980er Jahre geboren, hat studiert und bewegt sich in der Kölner Jazzszene, musiziert vor allem auf Konzertbühnen und weniger auf der Straße. Trotzdem haben beide eine gemeinsame Liebe: Den argentinischen Komponisten Astor Piazzolla. 

Der 1992 verstorbene Musiker gilt als Begründer des Tango Nuevo, des modernen Tangos. Auf einem Konzert in der Lutherkirche in der Südstadt, trat Peters mit einer Duett-Partnerin auf. Spielte einen bekannten Jazzstandard. Im Publikum von Wrochem, der das Stück kennt. Spontan stürmte er die Bühne und spielte mit seiner Geige mit. „Ich wusste erst gar nicht wer das war“, erinnert sich Peters an die erste Begegnung. Von Klaus dem Geiger hatte er gehört, kannte aber nicht sein Gesicht.

Das könnte Sie auch interessieren:

Nach dem spontanen gemeinsamen Gig unterhalten sich die Musiker und entdecken ihre Verbindung zu Piazzolla. „Ich habe seine Stücke für mein Kunstsalon Orchester umgeschrieben und die gleichen Stücke hat Marius auch bearbeitet“, erzählt von Wrochem. Nach intensiven gemeinsamen Proben entsteht 2016 ein erstes Album mit Stücken von Piazzolla, neu arrangiert für Geige und Gitarre. „Da haben wir richtig gejammt“ erinnert sich von Wrochem begeistert an die erste CD.

Alles zum Thema RWE

Paganini und das Lied vom „Fallobst“

Auf dem Album waren neben den Tangostücken auch einige Protestlieder des 79-Jährigen. „Das erwarten die Leute einfach von Klaus“, sagt Peters. So finden sich auf der aktuellen CD „Imma Dolla“, neben neu arrangierten Stücken des als Teufelsgeiger bekannten Paganini, ebenfalls Protestlieder. Hinzukommen noch Traditionals, Standards und Stücke von Peters. Ein buntes abwechslungsreiches Programm.

Vita

Klaus von Wrochem (79), Geige, geboren im sächsischen Dippoldiswalde im Erzgebirge, hat Musik an der Kölner Musikhochschule studiert, spielte in renommierten Orchestern, arbeitet beim WDR, ist bekannt als Klaus der Geiger, der als Straßenmusiker und Protestsänger unter anderem in der Anti-AKW Bewegung der 1980 Jahre tätig war, arbeitet als freischaffender Künstler und lebt in der Südstadt.

Marius Peters (30), ist in der Domstadt geboren, hat an der Kölner Musikhochschule Jazz und klassische Gitarre studiert, arbeitet als freischaffender Musiker und wohnt ebenfalls in der Südstadt.

Die aktuelle CD „Imma Dolla“ mit 14 Stücken haben die Musiker selbstproduziert, im Studio ihres Freundes Günter Zint an der Ostsee. Genau wie das erste Album des Duos „Piaddolla“, ist die CD nur über die Homepage der Musiker zu beziehen.

www.mariuspeters.de

www.klausdergeiger.de

„Dadurch werden die Inhalte der Protestlieder noch deutlicher“, findet Peters. Etwa das Stück „Fallobst“, das die Proteste rund um den Hambacher Forst behandelt. „RWE-Chef Rolf Schmitz hat auf einer Pressekonferenz gesagt, dass er die Demonstranten wie Fallobst von den Bäumen schütteln will“, berichtet von Wrochem. Das sei eine ideale Vorlage für ein Stück gewesen.

In dem Lied heißt es dann: „Ok, ihr Zombies, jetzt ist Schicht: Der Klimawandel wartet nicht. / Egal wie’s ausgeht: Eins ist klar: Der Kampf geht weiter, knallhart bis heiter / Und nichts wird bleiben, wie es war! Und Hambi bleibt bestehn in unseren Herzen, bedacht mit Trauer und mit Schmerzen. / Ihr habt euch entlarvt als lebendige Leichen, gesegnet nur mit Dummheit ohnegleichen!“

KStA abonnieren