Stadt sucht LösungKleine Siedlung in Köln-Weidenpesch verfällt allmählich

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Die Siedlung Auf dem Ginsterberg ist größtenteils verlassen, nur wenige Häuser sind noch bewohnt.

Die Siedlung Auf dem Ginsterberg ist größtenteils verlassen, nur wenige Häuser sind noch bewohnt.

Weidenpesch – Vor 40 Jahren, erinnert sich ein Anwohner aus Longerich bei einer gemeinsamen Tour durch die verlassene Siedlung, sei die Häusergruppe Auf dem Ginsterberg bei einem Festakt mit Verwaltungsvertretern und Politikern feierlich eröffnet worden. Doch die Zeiten haben sich geändert: Schon seit vielen Jahren zerfällt die um einen kleinen Platz gruppierte Häusergruppe neben dem Pferdeschutzhof immer mehr; nur noch drei der 15 zweistöckigen weißen Einfamilien-Häuschen sind zur Stunde bewohnt.

Das blieb nicht ohne Folgen, wie sich die 15-köpfige Besichtigungsgruppe – fünf Nippeser Bezirksvertreter um Bezirksbürgermeister Bernd Schößler, der Nippeser Bürgeramtsleiter Ralf Mayer, Regina Plenz und Thomas Becher vom städtischen Amt für Wohnungswesen sowie Nachbarn und Pressevertreter – beim Rundgang überzeugen konnte. In einem der verlassenen Häuser ist die Wand mit schwarzen Schimmelflecken übersät; es riecht modrig. Doch könnte man die Gebäude nicht doch irgendwann sanieren und wieder bewohnbar machen?

Immer mehr Sinti zogen in die Stadtgesellschaft

Den Ortstermin hatte die Bezirksvertretung Nippes veranlasst, um nach Lösungen für die im Volksmund „Zigeunersiedlung“ genannte Häusergruppe zu suchen, die einst für Sinti-Familien gebaut worden war. Die Siedlung sei über die Jahre wohl deshalb schrittweise verlassen worden, weil immer mehr Sinti-Familien sich entschieden hätten, nicht mehr in einer eigenen Enklave zu leben, sondern mitten in der Stadtgesellschaft, erläutert Plenz. „Immer mehr zogen aus, doch es fanden sich keine neuen Nutzer mehr. So blieben die Häuser leer und verfielen.“

„Unser Begehr ist, dass Immobilien in Zeiten der Wohnungsnot nicht ungenutzt leer stehen“, erläuterte SPD-Fraktionschef Horst Baumann die Motivation der Politiker. Die Siedlung wieder mit Leben zu füllen sei jedoch schwierig, schätzte Becher die Lage ein. „Das Rechnungsprüfungsamt schätzt die Sanierungskosten auf mehr als vier Millionen Euro, auf den Quadratmeter Wohnfläche umgerechnet wären das rund 4000 Euro.“ Auch von einer Belegung mit Flüchtlingen hatte die Stadt vor Jahren aus genau diesem Grund Abstand genommen.

Bezirksregierung müsste den Regionalplan ändern

Was sich zusätzlich problematisch darstellt, ist die planerische Grundlage. „Es sind keine Unterlagen über die Immobilien mehr bei der Stadt vorhanden“, so Becher. Hinzu komme, dass die Häuser im Landschaftsschutzgebiet stehen und dort „eigentlich“ nicht erlaubt sind; für jegliche Art von Sanierungen müsste zunächst der Flächennutzungsplan an der Stelle geändert werden. „Die Siedlung ist derzeit ein weißer Fleck im Landschaftsplan, sie ist dort schlicht nicht verzeichnet.“

Doch da man sich nur schlecht vorstellen kann, dass die Stadt 1978 mit großem Auftritt einen Schwarzbau eröffnet habe, müsste es doch möglich sein, eine Änderung der Pläne und somit eine „Wieder-Legalisierung“ der Siedlung zu erreichen, so die Tendenz in der Runde. Hierzu müsste die Bezirksregierung Köln den Regionalplan ändern; dann könnte der Stadtrat per Beschluss Baurecht schaffen. Unterdessen hat die Nippeser Bezirksvertretung auf ihrer jüngsten Sitzung denn auch einen Anschub geliefert: Per Dringlichkeitsantrag wurden Rat und Verwaltung aufgefordert, auf die Bezirksregierung einzuwirken, den Regionalplan entsprechend anzupassen.

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Wie schön das Leben in den Häusern sein könnte, beweist schließlich noch ein Besuch in einem der bewohnten Häuser, den die dort lebende Familie dem Besichtigungstrupp gestattet: Trotz der in die Jahre gekommenen Bausubstanz präsentiert sich das Innere tipptopp und gemütlich eingerichtet; der in die Wand eingelassene Kachelofen verbreitet wohlige Wärme im ganzen Haus. „Eine Sanierung wäre wohl, wenn überhaupt, ein Fall für einen Investor“, so Schößler. „Wenn die Stadt es in Eigenregie macht, würde es auf jeden Fall ein Unterdeckungsgeschäft.“ Doch dazu brauche es eben erstmal planerische Sicherheit.

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