„Kölle Global“-FührungenKöln einmal mit konsumkritischen Augen betrachten

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Kostproben während der Führung

Köln – Wenn „Kölle Global“ durch Köln führt, werden Sehenswürdigkeiten links liegen gelassen. Dom und Rheinauhafen sucht man im Programm vergebens. Die Kamera bleibt in der Tasche, historische Bauten unkommentiert.

Die Initiative organisiert Führungen der anderen Art: Sie betrachtet die Stadt aus konsumkritischer Perspektive, macht dabei zum Beispiel auf Missstände in der Handyproduktion aufmerksam, veranstaltet mit Teilnehmern Rollenspiele zum Thema Geld. In den Sommermonaten stellt sie dann auf „Positivrundgängen“ Orte vor, an denen besonders nachhaltig gearbeitet wird.

Der letzte Rundgang des Jahres führt am vergangen Samstag durch das Belgische Viertel. Die „Kölle Global“-Guides Bettina Jahn und Maike Vierkötter haben drei Läden ausgewählt, die sie der Gruppe vorstellen möchten. „Wir schauen einfach, was zusammenpasst“, sagt Jahn. „In der Vergangenheit waren wir zum Beispiel in Reparaturwerkstätten oder im Umsonstladen in Mülheim.“  

Dieses Mal stehen Schuhe, Klamotten und Pfeffer auf dem Programm – alle auf ihre Weise besonders nachhaltig produziert. Beim ersten Stopp im Schuhgeschäft „trippen“ entstehen die Verkaufsprodukte in Handarbeit, in Brandenburg. Jeder Bestandteil des Schuhs lässt sich einzeln erneuern. 

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Teilnehmer der Stadtführung „Kölle Global“

Wibke Vierkötter, Maike Vierkötters Schwester, besitzt sogar selbst ein Paar. Sie macht die Tour heute eher zufällig mit, beim Thema Nachhaltigkeit kann sie dennoch gut mitreden: „Ich kaufe Fairtrade oder Second Hand“, sagt sie. „Ich habe auch einfach kein Bedürfnis mehr nach H&M und Zara“, vor allem seit sie den Dokumentarfilm „The True Cost“ gesehen habe.

Besserer Lohn für  Arbeiter

Ein Film, den kurze Zeit später auch Philipp Rodemann bei „Fairfitters“ anspricht: Kleidung, das sei Gewissenssache. An der Wand hinter der Theke hängt ein Schild mit der Aufschrift „Die Welt retten und gut dabei aussehen“. Rodemann kommt eigentlich aus der Unternehmensberatung, 2014 hatte er die Nase voll. „Ich wollte nicht mehr Familienväter wegrationalisieren.“

Auch im Pfeffer-Laden bei „Hennes’ Finest“ steht die Fairness im Vordergrund. Die Produkte tragen zum Beispiel einen Code, mit dem sich ihre Reise des Produkts nachvollziehen lässt. Die Firma „Farmlink“ sorgt dafür, dass die Arbeiter in Kambodscha gut bezahlt werden. Teilnehmerin Vanessa Krausen zieht nach der Tour ein positives Fazit: „Diese Läden findet man ansonsten schwer. Und die Besitzer sind wirklich überzeugt von dem, was sie tun.“

Vielleicht trifft man sie ja auch auf der nächsten Tour – ab Oktober  bietet „Kölle Global“ wieder einen kritischen Stadtrundgang an.

www.koelleglobal.de

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