Abo

SanierungSPD will Kosten für Opern-Neubau an anderer Stelle prüfen lassen

Lesezeit 4 Minuten
Das von außen bereits weitgehend sanierte Opernhaus.

Das von außen bereits weitgehend sanierte Opernhaus.

Köln – Knapp vier Wochen nachdem Oberbürgermeisterin Henriette Reker verkündet hat, dass die Vollendung der Sanierung von Oper und Schauspielhaus bis zu 570 Millionen Euro kosten soll, hat SPD-Fraktionschef Martin Börschel die Fortführung des Großprojekts infrage gestellt.

Er forderte am Freitag, dass die Stadtverwaltung prüfen lassen soll, was ein Neubau der Gebäude an anderer Stelle kosten würde und an welchen Standorten das möglich wäre. Auch eine dauerhafte Nutzung der Ausweichspielstätten im Deutzer Staatenhaus und im Mülheimer Carlswerk sowie der mögliche Verkaufspreis für das Areal am Offenbachplatz sollten untersucht werden, so der Fraktionschef.

Kostenexplosion nicht kritiklos mittragen

„Wir glauben nicht daran, dass es bei den jetzt prognostizierten Kosten von 570 Millionen Euro bleiben wird“, sagte Börschel. Selbst Bernd Streitberger, technischer Betriebsleiter der Bühnen, wolle für die Einhaltung dieser Summe keine Garantie abgeben. Deshalb sei es notwendig, Alternativen zu prüfen. „Es wäre unverantwortlich, diese Kostenexplosion weiter kritiklos mitzutragen, ohne sich ernsthaft Gedanken über andere Möglichkeiten zu machen“, so Börschel. Eine Entscheidung über einen Weiterbau dürfe erst dann getragen werden, wenn das geschehen sei. Es würden Kosten wie bei der Hamburger Elbphilharmonie drohen, ohne dass Köln allerdings eine Elbphilharmonie bekomme.

Alles zum Thema Martin Börschel

Zur Prüfung solle ein externes Expertengremium einberufen werden, das interdisziplinär zusammengestellt werden müsse. Dort sollen Architekten, Ingenieure und Planer zusammenkommen. Als einen möglichen neuen Standort nannte Börschel den Deutzer Hafen, der umgestaltet werden soll. „Ich weiß nicht, was diese Prüfungen ergeben, aber danach wissen wir mehr“, sagte Börschel. Ein Verkauf des Areals am Offenbachplatz würde beträchtliche Erlöse bringen, so der SPD-Fraktionschef. Auch das müsse in die Überlegungen einfließen.

Die SPD habe bereits 2011 einen Neubau favorisiert

Börschel sagte, er könne sich auch vorstellen, nach einer Prüfung, die Bürger endgültig abstimmen zu lassen, falls sich ein Neubau grundsätzlich rechnen würde. „Wenn es Alternativen zu einem Weiterbau geben sollte, wäre es aus unserer Sicht sinnvoll, die Bürger einzubeziehen“, so Börschel. Die SPD habe bereits 2011 im Stadtrat der Sanierung des Schauspielhauses nicht zugestimmt und stattdessen einen Neubau favorisiert. Eine Mehrheit aus CDU, Grünen und Linken hatten sich damals für eine Sanierung entschieden. Dabei stand aber für alle Fraktionen fest, dass das Opernhaus auf jeden Fall nur saniert und nicht neu gebaut werden soll.

Börschel argumentiert, dass auch die Sanierung der Oper besser gelaufen wäre, wenn das Schauspielhaus neu gebaut worden wäre. „Viele Büros und die Probebühnen wären im neuen Schauspielhaus untergekommen, was die Oper entlastet hätte“, sagte Börschel. Dort wären weniger technische Einbauten nötig gewesen und es hätte mehr Platz dafür gegeben. Die Kostenexplosion bei dem Großprojekt resultiert vor allem aus einer unzureichenden Planung der Haustechnik.

Fachlich und sachlich nicht realisierbar

„Das ist ein Sommertheater, und das sind Ideen, die sachlich und fachlich gar nicht realisierbar sind“, sagte Ralph Elster, kulturpolitischer Sprecher der CDU. Die Probleme bei der Sanierung seien analysiert und könnten jetzt abgearbeitet werden. „Würden wir den Weiterbau stoppen, wären mehr als 300 Millionen Euro verloren“, so Elster. Ein Neubau würde zudem auch 350 Millionen Euro kosten. „Wenn der Vorschlag vor drei Jahren gekommen wäre, hätte das noch sinnvoll sein kennen – jetzt nicht mehr“, sagte Elster.

Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Jörg Frank sprach von einer „Legendenbildung“. „Auch die SPD hat die Opernsanierung nie infrage gestellt“, sagte er. Zwischen den beiden Häusern habe es immer eine technische Symbiose gegeben. Börschel komme mit seinem Vorstoß zudem viel zu spät.

FDP-Fraktionschef Ralph Sterck warf der SPD vor, mit einem populistischen Plan nach Wählerstimmen zu fischen. „Man kann sich nicht in Träumereien versteigen.“ Der Ansatz sei nicht seriös. Das Opernhaus stehe zurecht unter Denkmalschutz und dürfe nicht abgerissen werden.

Der Weg zum Ratsbeschluss

Nachdem das Kölner Architekturbüro JSWD bereits den Wettbewerb für den Neubau des Schauspielhauses am Offenbachplatz gewonnen hatte, formierte sich mit der Bürgerinitiative „Mut zur Kultur“ Widerstand. Die Vertreter sammelten 50000 Unterschriften gegen den Neubau. Für ein Bürgerbegehren waren nur 23 000 Unterschriften nötig.

CDU, Grüne und Linke folgten dem Willen der Initiative, auf den Neubau zu verzichten. Ein von der SPD geforderter Bürgerentscheid kam nicht zustande. Im Herbst 2011 beschloss der Stadtrat mit den Stimmen von CDU, Grünen und FDP die Sanierung. Der damalige OB Jürgen Roters (SPD) stimmte ebenfalls zu. SPD und Linke enthielten sich.

KStA abonnieren