Sporthallen-DilemmaStadt Köln hat mögliche Lösung Blick

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Kleine Kulisse in großer Halle: Spiel der Rhein-Stars in der Lanxess-Arena.

Kleine Kulisse in großer Halle: Spiel der Rhein-Stars in der Lanxess-Arena.

Köln – Der FC ist abgestiegen, aber Kölns Hallensportlern geht es nicht besser. Die Basketballer der Rhein-Stars treten künftig auf eigenen Wunsch statt in der zweiten Liga Pro A wieder in der dritthöchsten deutschen Spielklasse an. Und die Volleyballerinnen des DSHS Snow-Trex, zweimal in Folge Meisterinnen der 2. Bundesliga, verzichten – ebenfalls freiwillig – auf den Aufstieg. Beides hat nicht etwa sportliche Gründe, sondern ganz praktische. In Köln gibt es nur eine Halle, die den Erfordernissen des Spitzensports entspricht: die riesige Lanxess-Arena.

Eben dort haben die Rhein-Stars zuletzt ihre Heimspiele ausgetragen – im Schnitt vor etwas mehr als 1.000 Zuschauern. Eine Alternative gab es nicht. Die Regularien der zweiten Liga sehen eine Mindestkapazität von 1.500 Plätzen vor. Die frühere Heimstätte des Klubs, die Halle des ASV Köln am Olympiaweg in Müngersdorf, fasst nicht einmal 900, die größte städtische Halle am Nippeser Tälchen sogar nur 750 Menschen. Die Diagnose ist nicht neu: Der Stadt fehlt seit Jahrzehnten eine große Sporthalle. Mehr als 2.500 Kölner haben sich bis Mittwochabend einer Online-Petition angeschlossen, die an Sportamt und Sportstätten GmbH gerichtet ist und den Bau einer „bundesligatauglichen Sportstätte für Hallensportarten“ fordert.

Ziel sind 5.000 Unterzeichner

Bei der Gartenarbeit sei ihm die Idee gekommen, sagte Initiator Jens Koralewski, der zwar bei den Rhein-Stars verantwortlich für Kommunikation ist, die Petition aber als Privatmann gestartet hat: „Ich wollte einfach mal sehen, wie viele Sportler wir zusammenbekommen. Es ist Zeit, dass sich was tut.“ 5.000 Unterzeichner vor den Sommerferien seien das Ziel. „Ich bin sehr entspannt“, sagte der 52-Jährige. Konkrete Pläne für einen möglichen Standort hat Koralewski bewusst nicht formuliert. Das sei Sache der Stadt.

Die hat nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bereits eine mögliche Lösung des Hallen-Dilemmas im Blick. So ist der Umbau der Albert-Richter-Bahn in Müngersdorf wieder in greifbare Nähe gerückt. Das Radstadion könnte komplett überdacht und so in eine Halle für mehrere Tausend Zuschauer umgebaut werden. Stadt und Sportstätten haben bereits eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Demnach lässt sich die Albert-Richter-Bahn so umgestalten, dass die Halle sowohl für den Radsport als auch für Basketball und Volleyball nutzbar wäre. Auch drei Boxringe könnten dort unterkommen. Die Kosten sind noch nicht bekannt. Eine Entscheidung soll noch in diesem Jahr getroffen werden.

Standort in Müngersdorf bereits gut angebunden

Aus Reihen der Politik ist zu hören, dass es sich um eine „ideale Lösung“ handeln würde, zumal der Standort in Müngersdorf bereits gut an das Straßenbahn-Netz angeschlossen ist und ausreichend Parkplätze vorhanden sind. Um das Vorhaben zu finanzieren, bewirbt sich die Stadt darum, dass die Albert-Richter-Bahn Bundesstützpunkt für den Bahnradsport wird. Sollte Köln den Zuschlag erhalten, wäre der Umbau gesichert. Anderenfalls müsste die Verwaltung wohl einen alternativen Standort für einen Neubau prüfen. Dem Vernehmen nach könnte das ein Grundstück in Bickendorf sein.

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Die Stadt bestätigte auf Anfrage, dass die Studie zum Umbau des Radstadions in die Bewerbung um den Bundesstützpunkt einfließe. Deshalb sei es nicht möglich, zurzeit weitere Details offenzulegen. Die Sportstätten wollten sich am Mittwoch nicht äußern.

Die Politiker der Ratsfraktionen befürworten Koralewskis Anliegen. „Wir unterstützen die Online-Petition für eine bundesligataugliche Sporthalle in Köln“, sagte Peter Kron (SPD). „Wir brauchen eine bessere und modernere Sportinfrastruktur für Profis und Amateure“, so der sportpolitische Sprecher. Die neue Halle müsse im Hinblick auf die Zuschauerkapazitäten als auch auf sonstige Anforderungen für die verschiedenen Sportarten ligatauglich sein. „Wir erwarten, dass die Sportentwicklungsplanung in dieser Frage eine Antwort liefert“, sagte Kron.

„Peinlich für eine Millionenstadt“

„Die Petition ist okay, die Notwendigkeit für eine neue Sporthalle ist da“, sagte Henk van Benthem (CDU). Es werde allerdings schwierig, alle Sportarten an einem Standort unterzubringen. „Schnellschüsse sind auf jeden Fall der falsche Weg“, so van Benthem. Stadt und Sportstätten müssten das genau prüfen.

„Wir wissen um den Bedarf für eine Sporthalle“, sagte Elisabeth Thelen (Grüne). „Es ist wirklich traurig, wenn Sportler deshalb nicht aufsteigen können.“ Es sei zunächst notwendig, Synergien unter verschiedenen Sportvereinen zu prüfen und ein geeignetes Grundstück zu finden. Müngersdorf sei noch nicht vom Tisch.

„Wir müssen dringend etwas unternehmen“, sagte Gisela Stahlhofen (Linke). Wichtig sei, dass ein Standort für eine neue Halle gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden sei. Sie könne sich einen Neubau in Kalk oder Porz gut vorstellen. „Köln braucht eine vernünftige Halle, wir haben da gegenüber anderen Städten einen Nachholbedarf“, sagte Ulrich Breite (FDP). Die Vereine benötigten schnellstmöglich eine tragfähige Lösung. „Das ist doch peinlich für eine Millionenstadt, wenn Sportler nicht aufsteigen können, weil die Hallen alle zu klein sind.“

Die Petition ist zu finden unter dem Stichwort „Sporthalle Köln“ bei

www.openpetition.de

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