Kölner EbertplatzWeitere Bank schließt zwischen Eigelstein und Agneskirche

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Die Postbank-Filiale am Sudermanplatz schließt Anfang September.

Köln-Innenstadt – Noch bis Mitte September steht die Postbank-Filiale am Sudermanplatz ihren Kunden offen, dann ist Schluss: Ab dem 15. September bleiben die Türen geschlossen. Wer Postsendungen aufgeben will, kann dies zukünftig in einem Schreibwarenladen am Hansaring tun. Kunden der Postbank mit Beratungsbedarf werden an die Filialen am Wilhelmplatz in Nippes und an der Gereonstraße verwiesen, die noch den vollen Umfang an Service-Leistungen anbieten. Bargeld gibt es in Zukunft an in der Nähe gelegenen Automaten von Partnerbanken oder per Cashback-Verfahren, bei dem man sich beim Einkauf im Supermarkt Geld auszahlen lassen kann.

Die Postbank folgt damit einem schon länger andauernden Trend, der in vielen Vierteln zu beobachten ist, aber gerade das Gesicht der Straßen rund um den Ebertplatz bereits deutlich verändert hat. Denn während dieser über Jahrzehnte eine Art Bankenzentrum darstellte, an dem sich die Filialen vieler verschiedener Finanzinstitute angesiedelt hatten, sind diese inzwischen fast alle verschwunden. Den Anfang machte die Deutsche Bank im März 2017 ein. Die benachbarte Commerzbank schloss ihre Türen im Oktober des vergangenen Jahres.

Vielleicht schließt selbst die Sparkasse ihre Filiale

Auch die ehemals auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes verortete Beamtenbank ist ausgezogen, an ihrer Stelle bietet dort nun eine türkische Bank ihre Dienste an. Die in der Nähe gelegene Sparda Bank in der Neusser Straße hat auf reinen Automatenbetrieb umgestellt und auf dem Wochenmarkt des Agnesviertels geht das Gerücht um, dass auch die Stadtsparkasse KölnBonn, die als einzige am Ort übrig geblieben ist, diesen Weg gehen will. Diese Befürchtung zumindest kann ein Sprecher der Stadtsparkasse zerstreuen.

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„Wir haben die Filiale vor kurzem erst saniert“, sagt er. „Das hätten wir ja nicht getan, wenn wir sie aufgeben wollen würden.“ Die übrigen Finanzinstitute begründen ihre Entscheidungen mit dem veränderten Nutzerverhalten der Bankkunden. „Die Leute nutzen immer mehr die bequemen Alternativen des Online-Bankings, und darauf reagieren wir als Banken natürlich, indem wir diese Kanäle ausbauen und die Filialen reduzieren“, so ein Sprecher der Deutschen Bank.

Auch die Commerzbank registriere, dass die „Filiale für die täglichen Bankgeschäfte immer mehr an Bedeutung verliere und das Smartphone zum wichtigsten Kontaktkanal wird“, so der Pressesprecher der Commerzbank, Matthias Kretschmer.

Dass dies auch eine wirtschaftliche Entscheidung ist, wird in einer Stellungnahme eines Sprechers der Postbank deutlicher: Das Verhältnis zwischen reinen Service-Leistungen und wertschaffendem Neugeschäft müsse stimmen, darum brauche eine Filiale ein ausreichendes Kundenpotenzial, damit das Verhältnis ausgewogen bleibe. Geschlossen würden nur Filialen, die nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben seien.

Bank wichtige Anlaufstelle für Seniorinnen und Senioren

Für die Innenstadt und Bewohner des Agnesviertels lässt diese Argumentation jedoch ein bedeutendes Segment der Kundenschaft außer acht. „Uns haben viele Ältere angesprochen, die ihre Bank als einen Ort der Teilhabe sehen, wo sie sozial eingebunden sind. Aus unserer Sicht geht so ein sozialer Ort im öffentlichen Raum verloren.“ Zwar gäbe es „auch unter Senioren technisch Versierte, die sich aufs Online-Banking verlegen. Es sind aber eben längst nicht alle dazu in der Lage und für die muss auch gesorgt sein.“

Für Wilfried Bröckelmann, ebenfalls Mitglied der Seniorenvertretung Innenstadt, befördere die immer stärkere Betonung des Online-Bankings die Vereinsamung durch „digitale Isolation“. Vor Probleme ganz anderer Art stellt die Entwicklung Einzelhändler wie etwa Claudia Zanolli, die die Buchhandlung Domstraße führt: Sie hat täglich Bareinnahmen, die sie nach der Abrechnung auf ihr Geschäftskonto einzahlt. „Früher war das ohne weiteres auch mit kleineren Beträgen in der Mittagspause möglich, da konnte ich mal eben über den Ebertplatz zu meiner Filiale gehen“, sagt sie. Heute hingegen müsse sie dafür einen deutlich weiteren Weg zur nächsten Filiale einplanen und könne dies daher nur außerhalb der Geschäftszeiten tun. „Das heißt für mich im Grunde, dass zur täglichen Arbeitszeit noch einmal eine Stunde hinzu kommt.“ Auch sie vermisst die „Menschlichkeit, wenn da niemand mehr hinter dem Bankschalter ist, mit dem man reden kann.“

Dass der Einfluss der Politik auf die privatwirtschaftlichen Entscheidungen der Banken gering ist, ist auch Pasch und Bröckelmann bewusst. Sie fordern daher einen Runden Tisch mit Vertretern der Banken. „Dann könnten wir ihnen die Probleme, die dadurch entstehen, einmal darlegen. Bisher fand aus dieser Richtung nämlich kein wirklicher Dialog statt“, so Pasch.

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