Spurensuche in KölnAls in Neuehrenfeld eine riesige Obstbaumplantage stand

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Der Subbelrather Hof um das Jahr 1901. Im Hintergrund ist die Kirche St. Peter zu erkennen.

Der Subbelrather Hof um das Jahr 1901. Im Hintergrund ist die Kirche St. Peter zu erkennen.

Neuehrenfeld – Die Suche nach Spuren der ehemaligen Obstplantage von Aloys Anton Schlösser scheint aussichtslos. Seinen Hof gibt es nicht mehr. Wo er bis in das frühe 20. Jahrhundert stand, rauscht heute der Verkehr über die Kreuzung von Subbelrather Straße und Ehrenfeldgürtel.

Und dass sich hinter diesem Hof die Plantage mit 15.000 Obstbäumen erstreckt haben soll, ist kaum zu glauben angesichts der schmucken Häuserzeilen des heutigen Stadtteils Neuehrenfeld mit der prächtigen Eichendorffstraße oder dem belebten Lenauplatz.

Was ist von der grünen Pracht der einstigen Obstbaumzucht geblieben? Die Antwort gibt es in einer Kleingartenanlage nahe der Subbelrather Straße.

Mindestens einer der Birnbäume stammt noch aus dem Betrieb von Aloys Anton Schlösser, dem Inhaber des Subbelrather Hofs. Als der Großgrundbesitzer seine Ländereien als Baugrund für das wachsende Ehrenfeld zu Geld machte, blieb das heutige Gartengelände unbebaut.

Die Kolonie trägt den Namen „Schlösser“ als Erinnerung an den einstigen Besitzer der Ländereien. Der Grünzug ist so etwas wie der letzte Rest des einst weitläufigen Areals westlich des Subbelrather Hofes.

„Die Gärten von Schlösser erstreckten sich entlang der Subbelrather Straße zwischen Ottostraße, Takustraße und Nußbaumerstraße“, sagt Johannes Maubach. Der ehemalige Schulleiter befasst sich seit Jahren mit der Ehrenfelder Geschichte.

In Maubachs Begleitbuch zum Ehrenfelder Geschichtspfad wird Aloys Anton Schlösser mehrfach erwähnt. Seine Warenkataloge machte er zur Chefsache: „Alle Bäume sind von mir selbst gezogen und dabei die Edelreiser nur von den in jeder Beziehung besten Bäumen der betreffenden Sorte gebraucht worden“, heißt es im Verzeichnis aus dem 20. Jahrgang 1899/1900.

Darin gab Schlösser, der demnach um 1879 damit begonnen haben muss, mit Obstbäumen zu handeln, kurze Anleitungen „zur Bepflanzung und Behandlung“ seiner Zöglinge. Sehr wahrscheinlich ist also, dass der Birnbaum in der Kleingartenparzelle sein langes Dasein nicht zuletzt dem Umstand verdankt, dass die Ratschläge seines Erzeugers befolgt wurden.

Vom Garten zum Wohnviertel

Die Nachfahren der Schlössers sind der Branche treu geblieben. Urenkel Felix Schlösser betreibt einen Landschaftsbaubetrieb in Widdersdorf, der den Namen Neu-Subbelrather Hof trägt. „Wir wissen sonst aber kaum etwas darüber, was aus den ehemaligen Plantagen wurde“, sagt Felix Schlösser.

Mehr hat dagegen Johannes Maubach bei seinen Nachforschungen in Erfahrung gebracht. So verkaufte der 1845 geborene Aloys Anton Schlösser nicht nur nach und nach Haus, Hof und sehr viel Land. Er stiftete auch ein Grundstück als Bauplatz für die Kirche St. Peter.

1896 begann der Kirchbau am heutigen Simarplatz. Schlösser soll sogar noch den stolzen Betrag von 20.000 Mark draufgelegt haben, damit der Kirchturm höher werden konnte als der der 1873 fertiggestellten Kirche St. Joseph an der Venloer Straße. 1901 war die Peterskirche fertig. Um die Kirche herum entstanden anschließend weitere Straßenzüge.

Dass sich sein einstiges grünes Paradies mit Birn-, Apfel-, Kirsch- und vielen weiteren Obstbäumen innerhalb weniger Jahre zu einem Wohnviertel wandelte, dürfte Schlösser, dem eine Straße direkt an den Kleingärten gewidmet ist, noch erlebt haben. Er starb 1908. Damals war das Viertel um den Lenauplatz bereits dicht bebaut.

Den Grundstock für die Entstehung der heutigen Kleingartenkolonie legten aber seine Erben, die 1913 damit begannen, unbebaute Parzellen der früheren Plantage für den privaten Obst- und Gemüseanbau zu verpachten. Auf vielen dieser Grundstücke standen noch Birn- oder Pflaumenbäume. 1924 schlossen sich die Pächter zum Kleingartenverein „Schlösser“ zusammen.

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