Köln früher und heuteEin Kaiserliches Postamt für die neu ernannte Stadt Kalk

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Kalk Post Früher

Im preußischen norddeutschen Backsteinstil wurde die Kalker Post errichtet. 

  • In unserer Serie „Köln früher und heute” zeigen wir jede Woche einen Ort in Köln und erzählen von dessen Geschichte und Gegenwart.
  • In dieser Folge geht es um die Post in Kalk, die als Kaiserliches Postamt 1890 in Betrieb ging.
  • Das Gebäude im preußisch norddeutschen Backsteinstil war Ausdruck des Kalker Bürgerstolzes.

Köln – Als 1890 das Kaiserliche Postamt in Betrieb ging, war die Industrialisierung Kalks in vollem Gange. Hatte der Ort 1848 noch keine 100 Einwohner, waren es 30 Jahre später schon mehr als 10.000. Die Vorläufer der späteren Chemischen Fabrik Kalk (CFK) und der Maschinenbau-Anstalt Humboldt hatten tausende Arbeiter und deren Familien angezogen. Der Zuzug war groß genug, um 1881 offiziell die Stadtrechte zu erhalten.

Das bedeutete unter anderem, dass Kalk einen eigenen Bürgermeister bekam, eine eigene Polizei und das Recht, Genehmigungen für Betriebsgründungen auszusprechen. Die Einwohner Kalks legten ein entsprechendes Selbstbewusstsein an den Tag: „Kalk hatte ein stolzes Bürgertum, das wusste, dass es praktisch aus dem Nichts eine Stadt geschaffen hatte“, so Historiker Fritz Bilz.

Auch das Postamt direkt gegenüber der CFK war Ausdruck dieses Bürgerstolzes. „Das ist ein wunderschöner Postbau im preußischen norddeutschen Backsteinstil“, sagt der ehemalige Stadtkonservator Ulrich Krings. Auf einem Grundstück, das der schwerreiche Großgrundbesitzer Cornelius Balduin Trimborn gestiftet hatte, entstand ein prächtiger Staatsbau mit Uhr, Adler-Darstellungen und Telegrafen-Turm auf dem Dach.

Ein Brunnen zur Verschönerung des Stadtbildes

Der Brunnen auf dem Platz davor war CFK-Direktor Richard Grüneberg zu verdanken, der ihn 1908 zum 50-jährigen Bestehen des Unternehmens gestiftet hatte. Auf einem Kalksteinsockel saß die Figur des Hephaistos, in der griechischen Mythologie Gott des Feuers und der Schmiedekunst. Der Brunnen sei als Symbol des „quellenden frischen Lebens in wirtschaftlicher und geistiger Beziehung und zur Verschönerung des Stadtbilds“ gedacht, schrieb Grüneberg in einem Brief an die Stadt Kalk.

Es habe zum damals typisch bürgerlichen Verantwortungsbewusstsein gehört, dass man das Stadtbild durch Brunnen und Denkmäler verschönert, so Krings. 6,50 Meter hoch maß die Schmuckanlage. 35 Wettbewerbsentwürfe waren zum Thema „Personifizierung der Industrie“ eingereicht worden. Bildhauer Franz Albermann bekam den Auftrag. Der Unterbau aus Muschelkalk stammt von Architekt Gottlieb Nestler.

Kalk Post Heute

Nach zahlreichen Umbaumaßnahmen sieht das Gebäude heute so aus.

Von dem Brunnen ist nichts übrig geblieben. Die Bronzefigur wurde im Zweiten Weltkrieg wahrscheinlich für die Produktion kriegswichtiger Güter eingeschmolzen, der Sockel stand noch bis 1949. Das Postamt jedoch hat die Wirren des 20. Jahrhunderts überlebt, wenngleich es heute nur auf den zweiten Blick wiederzuerkennen ist.

Schon 1930 wurde im Zuge einer Modernisierung der neugotische Zierrat abgeschlagen und die Mittelachse abgetragen. Die Uhr wanderte in die Mitte der Hauptfassade, wo über den beiden Geschossen ein drittes eingezogen wurde. Das Dach blieb zwar in seinen Dimensionen das alte, doch der Telegrafenturm mit seiner mittlerweile längst veralteten Technik verschwand. Nach Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg wurde schließlich das alte Dach durch ein flacheres ersetzt.

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Die Chemische Fabrik Kalk und der Industrie-Brunnen sind untergegangen und Kalk ist schon seit seiner Eingemeindung zu Köln im Jahr 1910 keine eigenständige Stadt mehr. Aber das Postamt ist geblieben, wenngleich in viel profanerer Gestalt als ursprünglich. Das gilt auch für die Umgebung: Wo einst der Brunnen stand, befindet sich heute der Treppenabgang zur U-Bahn-Station „Kalk Post“.

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