Köln früher und heuteAls 52.000 Soldaten im Severinsviertel versorgt wurden

Lesezeit 3 Minuten
In diesem alten Gebäude im Severinsviertel wurde während des Zweiten Weltkriegs Proviant für 52.000 Soldaten hergestellt.

In diesem alten Gebäude im Severinsviertel wurde während des Zweiten Weltkriegs Proviant für 52.000 Soldaten hergestellt.

  • In unserer PLUS-Serie „Köln früher und heute” zeigen wir jede Woche einen Ort in Köln und erzählen von dessen Geschichte und Gegenwart.
  • In dieser Folge geht es um ein altes preußisches Gebäude im Severinsviertel, das im Zweiten Weltkrieg eine wichtige Rolle spielte. Viel übrig geblieben ist von dem imposanten Backstein-Gebäude nicht, doch etwas existiert heute noch.
  • Lesen Sie hier auch weitere Folgen.

Köln – Der Standort für das „Heeres-Proviantamt“ an der Dreikönigenstraße im Severinsviertel konnte nicht besser gewählt sein. Gegenüber befand sich der neue Rheinauhafen, weshalb die Waren quasi direkt vor die Haustür geliefert wurden.

Viel übrig geblieben ist von der preußischen Versorgungseinrichtung, die die in Köln stationierten Soldaten mit Brot und anderen Nahrungsmitteln auszustatten hatte, nicht. Das einzige (fast) komplett erhaltene Gebäude ist heute als Bürgerhaus Stollwerck bekannt, der Rest ist abgerissen und zum Trude-Herr-Park umgewandelt worden.

Das heutige Bürgerhaus Stollwerck 

Das heutige Bürgerhaus Stollwerck 

Entstanden ist das umfangreiche Proviantlager aus dem Gedanken heraus, die vielen in Köln verstreuten Magazine und die veraltete Festungsbäckerei am Waidmarkt zu vereinen, zu modernisieren und mit der Reichsbahn sowie dem Hafen zu verbinden. Ab 1896 wurde geplant, zwischen 1902 und 1907 in der Südstadt neben der Schokoladenfabrik Stollwerck gebaut, wo es noch viele freie Grundstücke gab.

In diesem alten Gebäude im Severinsviertel wurde während des Zweiten Weltkriegs Proviant für 52.000 Soldaten hergestellt.

In diesem alten Gebäude im Severinsviertel wurde während des Zweiten Weltkriegs Proviant für 52.000 Soldaten hergestellt.

Die beiden historischen Fotos aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs zeigen die Gebäude an der Bayenstraße: Das obere zeigt das heutige Bürgerhaus, das ursprünglich als Mehlspeicher diente. Das zweite Bild zeigt das Verwaltungsgebäude des Proviantamtes und rechts davon den einstigen Kornspeicher.

Das Verwaltungsgebäude und der einstige Kornspeicher, auf dem ein Flugabwehrhorst aus Holz thront.

Das Verwaltungsgebäude und der einstige Kornspeicher, auf dem ein Flugabwehrhorst aus Holz thront.

Verwaltung und Kornspeicher existieren nicht mehr, nur der Mehlspeicher hat überlebt, gebaut aus Backstein und Gusseisen, verziert mit Elementen mittelalterlicher Burgen. Dazu gehörten die vier Ecktürme, von denen aber nur zwei übrig geblieben sind. Die beiden Türmchen an der östlichen Seite wurden vermutlich in den 1960er oder 1970er Jahre durch einen nüchternen Treppenturm ersetzt.

Große Bäckerei

„Es gab auch eine große Bäckerei mit neun modernen Backöfen, wo Kommissbrot und Feldzwieback hergestellt wurden“, sagt Robert Schwienbacher vom „Institut für Festungsarchitektur“. Insgesamt standen einst sieben Gebäude auf dem 20.000 Quadratmeter großen und streng von der Öffentlichkeit abgeschirmten Terrain.

Vor allem im Kriegsfall hätten die Backöfen nicht stillgestanden. „Wenn der Äußere Festungsgürtel komplett besetzt worden wäre, hätten 52.000 Soldaten versorgt werden müssen“, so Schwienbacher: „plus 6000 Pferde“. Denn auch Futter wurde an der Dreikönigenstraße gelagert.

Das könnte Sie auch interessieren:

Mit dem Versailler Vertrag und der Entmilitarisierung des Rheinlandes war es damit allerdings vorbei. Das Heeres-Proviantamt wurde geschlossen, die Gebäude von privaten Unternehmen genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die Deutsche Post ein. Robert Schwienbacher spricht von „massiven Umbauten“, die die Post vorgenommen habe. So massiv, dass schließlich nur das heutige Bürgerhaus unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Die Serie

Wir zeigen, wie Köln früher ausgesehen hat – und den Vergleich zu heute. Besitzen Sie Fotos mit markanten Gebäuden, die es nicht mehr gibt? Wir freuen uns über Zusendungen.

ksta-koeln@dumont.de

In den 1980er Jahren kaufte schließlich die Stadt der Post das rote Gebäude ab. Das selbst organisierte Kulturzentrum auf dem benachbarten Stollwerck-Gelände sollte abgerissen werden. Nun wurde der ehemalige Mehlspeicher zum Treffpunkt für alle Generationen.

KStA abonnieren