Köln früher und heuteAls Karl Marx prominenter Gast in der Komödienstraße war

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Köln früher und heute St. Andreas 1920

Das Hotel „Ewige Lampe“ neben der Basilika St. Andreas.

  • In unserer PLUS-Serie „Köln früher und heute” zeigen wir jede Woche einen Ort in Köln und erzählen von dessen Geschichte und Gegenwart.
  • In dieser Folge geht es um die Basilika St. Andreas und die Komödienstraße im Wandel der Zeit.
  • Im Hotel „Ewige Lampe“ nebenan trafen sich bekannte Zeitgenossen.

Köln – Das Hotel „Ewige Lampe“ muss ein spannender Ort gewesen sein. Intellektuelle und Industrielle sollen sich regelmäßig in dem Hotel und Brauhaus getroffen haben, in dem nicht nur gebechert, sondern auch niveauvoll diskutiert wurde.

Zu den Gästen zählte 1848 etwa Karl Marx, der die „Neue Rheinische Zeitung“ herausgab, aber auch Hoffmann von Fallersleben, Dichter des Deutschlandlieds. Komponist Jacques Offenbach soll in dem Gebäude an der Komödienstraße die Idee zu seiner Operette „Orpheus in der Unterwelt“ gehabt haben.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das zerstörte Hotel „Ewige Lampe“, in der in früheren Zeiten tatsächlich die Lichter erst in den Morgenstunden ausgingen, nicht wiederaufgebaut. Stattdessen entstanden kleinere Flachdachgebäude. Die Folge: Die Kirche St. Andreas, die rund 150 Jahre von der Komödienstraße aus fast nicht zu sehen war, war wieder im Stadtbild präsent. Und mit dem Wegfall der „Ewigen Lampe“ und weiterer Gebäude konnte sich die zuvor recht beengte Komödienstraße stark ausdehnen.

„Bis zum Zweiten Weltkrieg war die Komödienstraße um die Hälfte schmaler als heute“, sagt der ehemalige Stadtkonservator Ulrich Krings: „Mit der Ausdehnung hatte die Stadt in den 1960er Jahren die Möglichkeit, ganz bequem die erste U-Bahn zu bauen.“ Die Ewige Lampe hatte schließlich doch aufgehört zu brennen, dafür gewann die Erschließung des Hauptbahnhofs an Fahrt.

Reisebusse in der Komödienstraße

Die Flachdachgebäude an St. Andreas waren Mitte der 1950er Jahre fertig und stehen noch heute. Davor halten seit Jahrzehnten Touristenbusse, vor allem in der Weihnachtsmarkt-Saison wird die Komödienstraße zur Reisebus-Station.

An der Ecke Komödienstraße/Andreaskloster residierte einst die Stadtsparkasse Köln. In dem hinteren, teils höheren Gebäude waren die Dominikaner untergebracht, die 1947 die Seelsorge in St. Andreas übernahmen. Die schlichte Einfassung des Kirchengebäudes sei typisch für die Bauweise im 20. Jahrhundert gewesen, so Ulrich Krings: „Kirchen galten als kostbarster Besitz von Köln. Sie sollten nicht mehr von ihrer Umgebung dominiert werden.“ Auch die Kirche selbst kam neu zur Geltung. Nach dem Krieg wurden die abgebrannten Dächer unter Architekt Karl Band viel flacher wiederaufgebaut als zuvor. Seitdem ist auch der Turm besser zu sehen.

Dass das Hotel „Ewige Lampe“ überhaupt in diesem Volumen gebaut werden konnte, war der Säkularisierung Anfang des 19. Jahrhunderts geschuldet. Bis dahin war St. Andreas, deren älteste Teile aus dem 13. Jahrhundert stammen, eine Stiftskirche mit kleineren Stiftsgebäuden drumherum. Sie und die kleinere Pfarrkirche St. Paul wurden unter napoleonischer Herrschaft abgerissen, die Grundstücke verkauft. Weltliche Gebäude entstanden – ohne große Rücksichtnahme auf das Gotteshaus.

Eine von zwölf romanischen Kirchen

St. Andreas ist eine der zwölf romanischen Kirchen der Stadt. Die dreischiffige Pfeilerbasilika entstand in der Spätphase der Romanik. Im 15. Jahrhundert wurde sie in gotischem Stil erweitert. Die Chorhalle sei „eines der schönsten gotischen Gebäude in Köln“, schwärmt Ulrich Krings. Es sei dem gotischen Chor des Aachener Doms nachempfunden. In der Krypta befindet sich das Grab des Kirchengelehrten Albertus Magnus aus dem 13. Jahrhundert.

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Sehenswert sind auch die von Markus Lüpertz gestalteten Fenster im nördlichen und im südlichen Querarm. „St. Andreas ist ein schönes Beispiel, dass die romanischen Kirchen nie Ruhe hatten“, sagt Ulrich Krings. Immer wieder sei sie um- und angebaut worden. In Köln kommt noch der Lärm der Busse hinzu.

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