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Belästigung und MüllSpaziergänger in Köln werden zu unfreiwilligen Voyeuren

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Unterhose verloren? Am Robinienweg keine Seltenheit.

Unterhose verloren? Am Robinienweg keine Seltenheit.

Raderthal – Der Robinienweg im Äußeren Grüngürtel ist ein viel genutzter Rad- und Fußweg. Er verbindet das südlich gelegene Rondorf mit den Stadtteilen nördlich des Militärrings, führt etwa direkt ins Raderthaler Wohngebiet.

Links und rechts des Weges gibt es einen kleinen Wald und große freie Wiesenflächen. Schön ist es dort – eigentlich. Spaziergänger, Radfahrer und Hundehalter berichten immer wieder von gut sichtbaren sexuellen Handlungen am Wegesrand und von entsprechend unschönen Hinterlassenschaften.

Straßenprostitution ab 20 Uhr

Am Robinienweg ist ab 20 Uhr Straßenprostitution erlaubt, wie auch an den nahe gelegenen Straßen „Am Wasserwerkswäldchen“ und an der Brühler Landstraße. Aber auch schon vor 20 Uhr sei sie schon öfter Zeugin eindeutiger Aktivitäten hetero- und homosexueller Paare geworden, erzählt eine 48-jährige Hundehalterin aus Bayenthal. Selbst mit ihrem großen Weimaraner fühle sie sich auch tagsüber unwohl und unsicher.

Besonders ungern erinnert sich die Bayenthalerin an einen Nachmittag im Juli. Ein Paar habe sich auf einem Trampelpfad nahe dem Robinienweg vergnügt. „Leider begleitete mich mein zwölfjähriger Sohn an dem Tag, als wir nichts ahnend den Waldweg beschritten. Die Folgen möchte ich nicht weiter diskutieren“, sagt die Mutter von zwei Kindern.

Im Juni sei sie am frühen Abend von zwei Männern belästigt worden, offenbar waren es Freier. Nur wegen ihres großen Hundes seien diese nicht weiter zudringlich geworden. Auch eine Anwohnerin der nahen Englischen Siedlung berichtet von Anmache, eine andere 50-jährige Hundehalterin ebenfalls. Sie alle wollen anonym bleiben.

Hinterlassenschaften verstärken ungutes Gefühl

Die zahlreichen Hinterlassenschaften wie Papiertaschentücher, Kondome oder vergessene Unterwäsche würden das ungute Gefühl verstärken. Mülleimer seien dort Mangelware – und würden vermutlich ohnehin ignoriert, glaubt die Frau aus Bayenthal. Sie meidet den Robinienweg inzwischen. Aber es könne doch nicht gewollt sein, dass sich Bürger im Grüngürtel nicht mehr ungezwungen aufhalten könnten, findet sie.

Schließlich sei der Grüngürtel für alle da. Wenn in Rondorf das neue Wohnviertel für bis zu 4000 Neubürger fertig sei, werde der Radverkehr noch wesentlich zunehmen. Sie selbst hat ihren beiden Kindern den Robinienweg strikt verboten. Sie fahren stattdessen einen großen Umweg über den Hahnwald, wenn sie nach Rondorf wollen.

„Nicht die Prostituierten sind unangenehm“

„Nicht die Prostituierten sind unangenehm“, sagt sie. Sie seien harmlos und würden ab 20 Uhr in den Wohn- und Lieferwagen arbeiten. Aber das Gewerbe habe quasi eine „Sogwirkung“ und führe zu den unerfreulichen Begleiterscheinungen.

Ende Juni hat schrieb sie an die Oberbürgermeisterin. Der Bereich Robinienweg, ehemals Hitzlerstraße, sei schon von jeher als Bereich zur Ausübung der Prostitution bekannt, antwortete die Stadt. Er werde intensiv durch die zuständige Ordnungsbehörde überwacht. Und die AWB reinige dort täglich mehrfach. Die Ausübung von nicht gewerblichen sexuellen Aktivitäten wurde laut Ordnungsamt nicht festgestellt. Solche Vorfälle sollten der Polizei oder dem Ordnungsdienst gemeldet werden. Privater Sex in der Öffentlichkeit könne als Straftat verfolgt, nacktes Auftreten mit einem Bußgeld geahndet werden.

Damit gibt sich die 48-Jährige aber nicht zufrieden. Sie hat nun die örtliche Politik eingeschaltet. Der FDP-Chef in der Bezirksvertretung, Karl-Heinz Daniel, hat daraufhin um einen Polizeibericht gebeten. Demnach liegen bei der Inspektion Rodenkirchen keine Auffälligkeiten vor. Karl-Heinz Daniel und auch die CDU-Politikerin Katharina Welcker könnten sich aber vorstellen, einen Runden Tisch zum Thema einzuführen, um die Lage weiter zu beleuchten.

2011 hat es bereits einen Runden Tisch gegeben, als die Kölner Sperrbezirksverordnung neu geregelt und die Prostitution in dem Bereich auf die Zeit zwischen 20 Uhr abends und sechs Uhr morgens beschränkt worden ist. Überlegungen, den Sperrbezirk auszudehnen, gebe es derzeit nicht.

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