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Köln steht stillTourismus wird Jahre brauchen, um sich von Corona-Krise zu erholen

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Dom und Roncalliplatz

Dom und Roncalliplatz

Köln – Jürgen Amann (47) ist erst seit dem 1. Februar Chef der Köln Tourismus GmbH – und hat gleich mit einer der größten Krise zu kämpfen, die die Branche wohl je erlebt hat. Keine Touristen, Hotels geschlossen, Museen geschlossen, Stadtführer ohne Arbeit. Auch das Kundencenter am Dom ist geschlossen, Souvenirs und Beratung sind zurzeit nicht gefragt. 90 Mitarbeiter sind überwiegend im Homeoffice. Die Stadt steht still, der Tourismus steht still.

„Aber wir planen natürlich schon für die Zeit nach der Krise“, sagt Amann. „Der Dom bleibt uns ja erhalten und Köln wird seine Anziehungskraft nicht verlieren.“ Nun gelte es, die heterogene Struktur der Hotelerie mit den vielen kleinen und mittleren Betrieben zu unterstützen. Große internationale Konzerne wie Dorint oder Hilton hätten von sich aus die Kraft, die Durststrecke zu überwinden. Doch die Kleinen, die gerade den Charme der Stadt ausmachen, brauchen Hilfe. „Hier stehen wir beratend zur Seite, klären über die Hilfsangebote von Bund und Land auf.“

Köln-Tourismus kann keine finanzielle Unterstützung leisten

Köln-Tourismus selbst kann keine direkte finanzielle Unterstützung leisten. Die kleinen Hotels können die Durststrecke nach Einschätzung von Amann nur überwinden, wenn die Hilfen wie etwa Steuererleichterungen schnell kommen. „Die Betriebe sollen unbürokratisch Soforthilfen bekommen, hier geht es um Geschwindigkeit. Viele habe keine Rücklagen, um mehrere Monate zu überbrücken.“

Köln bietet 34.000 Betten in 280 Betrieben. Im vergangenen Jahr gaben Touristen fünf Milliarden Euro brutto in der Stadt aus – darin eingerechnet sind Hotelkosten, Eintrittspreise, Restaurantbesuche, der Einkauf auf der Hohe Straße und vieles mehr. 30.000 Vollzeitarbeitsplätze hängen hochgerechnet an der Branche. Von Zimmermädchen über Zulieferer bis zur Angestellten im Luxusgeschäft an der Fußgängerzone. „Die gehen nicht jeden Tag durch ein bestimmtes Werkstor und sind somit für viele nicht sofort zuzuordnen. Doch sie sind da.“

Tourismus in Köln schon früh von Corona-Krise getroffen

Köln sei von der Krise schon sehr früh getroffen worden, so Amann, weil schon im Januar viele Messen abgesagt wurden. Messe- und Geschäftsreisende machen traditionell den größten Teil der Gäste aus – nämlich 60 Prozent. Schon im Januar war ein Rückgang der Einnahmen zu verzeichnen. Die Februarzahlen liegen bislang noch nicht vor, jedoch ging die Tendenz deutlich nach unten. Und im März waren die Einnahmen gleich null.

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Zwei bis drei Jahre wird es nach Schätzung von Experten dauern, bis der weltweite Tourismus wieder auf dem alten Level ist. Das ist ein Erfahrungswert unter anderem aus der Finanzkrise von 2009. Köln werde wohl erst einmal ein Nahziel für Besucher aus dem eigenen Land, den Niederlanden und Belgien sein, so Amann. Vor allem Wochenendreisende werden dann wohl kommen. Fernreisende aus den USA, China, Großbritannien und Russland – die sonst gerne Köln besuchen – werden sich auch wegen der Kosten erst einmal zurückhalten.

Virtuelle Stadtrundgänge durch Köln

Was Amann und seinen Mitarbeitern nun bleibt, ist, die Stadt auf den Social Media Kanälen zu den Menschen zu bringen, die zuhause sind und ihre Stadt schon jetzt vermissen. Auf Instagram werden virtuelle Stadtrundgänge gezeigt, es wird das Online-Angebot der Kölner Museen vorgestellt und unter #inKöllezeHus Beiträge der Kölner gesammelt.

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Der gebürtige Ingolstädter Amann, der zuletzt Tourismuschef in Dresden war und dort 2019 Rekordergebnisse verzeichnen konnte, ist zuversichtlich. „Wir werden das schaffen. Wenn die Krise vorbei ist, werden wir wieder alle reisen und ausgehen. Und die Attraktivität der Stadt wird überdauern. Der Dom sowieso.“

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