Abo

Schließung von Seniorenheim in SüdstadtEmpörte Beschäftigte widersprechen Träger

Lesezeit 2 Minuten
Altenheim_Josef (1)

St. Josefshaus in der Annostraße

Köln  – Die Ankündigung der Marienhaus GmbH, das Seniorenzentrum St. Josefshaus in der Südstadt zum Jahresende zu schließen, sorgt nicht nur bei Bewohnern und Angehörigen für Unmut. Auch die Beschäftigten haben erst am 25. August von der geplanten Schließung erfahren.

Viele von ihnen sind empört – und widersprechen der Darstellung des Trägers, der Fachkräftemangel mache es auf Dauer unmöglich, die Bewohnerinnen und Bewohner in dem Haus in der Annostraße qualitativ hochwertig zu versorgen.

„Natürlich gab es gerade in der Corona-Zeit Personalengpässe. Aber wir haben uns immer gegenseitig geholfen, jeder ist für jeden eingesprungen und wir haben es immer gut geschafft“, sagt eine Mitarbeiterin. „Vor allem aber hat sich die Personalsituation inzwischen deutlich entspannt.“

Erst zum 1. August seien vier neue Kräfte eingestellt worden, zwei davon examiniert. Vor dem Hintergrund der Schließung des Hauses zum Jahresende sei das genauso unverständlich wie die Tatsache, dass „noch am 1. August eine neue Bewohnerin eingezogen ist“.

Im Juni erste Gespräche über Schließung des Kölner St. Josefshauses 

Dietmar Bochert, Sprecher des Trägers, hatte gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesagt, dass es bis zuletzt „ein Fünkchen Hoffnung“ gegeben habe, das Haus doch noch zu erhalten. „Im Juni 2022 haben wir uns erstmalig mit dem Eigentümer über eine mögliche Schließung ausgetauscht und uns im weiteren Verlauf dazu entschlossen.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Viele der Angehörigen und Beschäftigten halten das für äußerst unwahrscheinlich. Zur Personalsituation äußerte Bochert: „Bereits in den letzten Jahren mussten wir als Betreiber des St. Josefshaus vermehrt auf Leiharbeiter zurückgreifen, die insbesondere aufgrund fachlicher Defizite und fehlender Betriebskenntnisse den Arbeitsablauf stark belastet haben.“ Alle Bemühungen, weiteres Pflegepersonal zu finden, seien erfolglos geblieben.

Abschiedsfest mit Bier und Tränen im Seniorenheim in der Kölner Südst

Derzeit gleicht das kleine Seniorenheim mit seinen ursprünglich 33 Bewohnerinnen und Bewohnern einem aufgeregten Taubenschlag: Die Beschäftigten gucken sich nach anderen Arbeitgebern um und kämpfen für eine Abfindung, die Angehörigen suchen neue Unterkünfte, viele Bewohner sind in Sorge, einige wissen gar nicht, was los ist.

Diese Woche sind drei Bewohner ausgezogen, vergangene Woche ebenfalls, auch einige Beschäftigte, die keine Kündigungsfrist erhalten haben, werden das Haus schon bald verlassen.

Am vergangenen Freitag haben die Beschäftigen im Hof des Seniorenzentrums ein Abschiedsfest ausgerichtet. Bei Würstchen und Pommes sollen neben Bier auch viele Tränen geflossen sein. 

KStA abonnieren