Aachener Weiher in KölnIllegale Party aufgelöst – Beamte durch Flaschenwürfe verletzt

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In Köln musste ein Ordnungsamt-Mitarbeiter nach nächtlichen Ausschreitungen bei einer Party ärztlich behandelt werden. 

Köln – Zwei verletzte Polizisten, ein verletzter Mitarbeiter des Ordnungsamts, mehrere Festsetzungen: In der Nacht zum Samstag hat es am Aachener Weiher Zusammenstöße zwischen einer Gruppe von etwa tausend Feiernden auf der einen und Polizei und Ordnungsamt auf der anderen Seite gegeben. Zu Musik aus professionellen Musikboxen gab es mehrere illegale Groß-Partys auf den Wiesen am Aachener Weiher, wo gegen Mitternacht bei sommerlichen Temperaturen fast Rave-artige Zustände herrschten. Polizei und Ordnungsamt, die an diesem Abend in der vollen Stadt ohnehin verstärkt im Einsatz waren, bewerteten die Lage als nicht mehr tragbar und fuhren zum Aachener Weiher.

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Die Kölner Polizei am Freitagabend am Aachener Weiher

Gegen 23.45 Uhr versuchte eine Hundertschaft der Bereitschaftspolizei mit Unterstützung des Ordnungsamts, den Park zu räumen und die Partys zu beenden. Dutzende Menschen aus der Masse warfen daraufhin Bier- und Weinflaschen auf die Beamten und verhielten sich aggressiv. Ein Mitarbeiter des Ordnungsamts wurde von einer Flasche am Kopf getroffen. Er wurde sofort behandelt und mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Anders als die Polizei ist das Ordnungsamt nicht mit Helmen ausgerüstet. Außerdem wurden zwei Polizisten verletzt. Alle bleiben aber dienstfähig, hieß es.

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Die Bereitschaftspolizei räumte die Wiese vor dem Aachener Weiher.

Die Beamten brachen daraufhin die Räumung zunächst ab. Die Party ging weiter, von vielen wurde die Polizei verhöhnt. Einige jubelten und feixten, als die Flasche den Mitarbeiter des Ordnungsamts traf. „Alle Bullen sind Schweine!“, riefen dutzende Menschen den Beamten aus der Menge zu.

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Die Feiernden tanzten eng zusammen, trugen sich gegenseitig auf den Händen. Außerdem lag Marihuana-Geruch in der Luft. Um ein Lagerfeuer versammelten sich mehrere hundert Menschen. „Das Gefühl tut gut, endlich wieder frei zu sein nach so vielen Monaten, in denen wir eingesperrt waren“, sagte ein Teilnehmer. Er selbst gehe davon aus, „sowieso vor mehr als zwei Jahren schon Corona gehabt zu haben“, mehrere Familienmitglieder hätten Infektionen unbeschadet überstanden.

Flaschenwürfe und Beleidigungen

Am Rand der Wiese vor dem Weiher wartete die Hundertschaft indes auf Verstärkung. Bis etwa 0.30 Uhr rückten insgesamt 30 Mannschaftswagen an. Geschützt durch Helme und Schilde zogen die Einsatzkräfte langsam abermals in Richtung der Partys. Mehrmals forderten die Beamten die Feiernden per Lautsprecherdurchsage auf, die Musikboxen auszuschalten und die Wiese zu verlassen. Andernfalls würden „polizeiliche Maßnahmen“ ergriffen werden.

Wenige Feiernde – überwiegend Frauen – kamen der Ermahnung nach. Mindestens 1000 meist junge Menschen ignorierten die Durchsage, oder hörten sie wegen der lauten Musik nicht. Einige machten lachend Selfies mit der Hundertschaft oder beschimpften die Beamten. Als die Polizei schließlich erneut räumte – diesmal aus mehreren Richtungen kommend – flohen hunderte Feiernde, andere warfen erneut Glasflaschen auf die Polizisten, wieder andere machten einfach weiter Party. Die Musikanlage wurde sichergestellt, einige aggressive Teilnehmer wurden festgesetzt, mehrere Anzeigen wurden geschrieben. Zwei DJ-Pulte wurden sichergestellt, die DJs flüchteten vor der Polizei. Offenbar handelte es sich um organisierte Partys.

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Ein paar Minuten später machten mehrere Hundert Menschen wenige Meter entfernt auf der Uniwiese vor dem Wiso-Hochhaus mit der Party weiter. Die Polizei lief durch das Flaschenmeer auf der Wiese, die an einigen Stellen hüfthoch ist, dorthin und beendete auch diese Feier. Kurze Zeit später ging es an anderer Stelle der Uniwiese mit der Party weiter. Die Gruppe aber wurde immer kleiner, sodass die Polizei gegen 1.45 Uhr das Katz-und-Maus-Spiel beendete und nach und nach abzog. Mehrere Hundert Menschen in Kleingruppen waren da am Aachener Weiher.

Volle Innenstadt am Freitagabend

Auch weitere Teile der Innenstadt waren am Freitagabend – dem ersten Abend der gelockerten Kontaktbeschränkungen – so voll wie auch vor Corona selten. Die Außenbereiche der Bars und Restaurants waren meist bis auf den letzten Platz belegt. Viele Anhänger der türkischen und der italienischen Nationalmannschaft verfolgten etwa auf den Ringen und in der Südstadt auf aufgestellten Fernsehern in der Außengastro das Eröffnungsspiel der Fußball-Europameisterschaft.

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