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Kölner „Müllfalle“Schwimmender Stahlkoloss gegen Plastik im Rhein

Lesezeit 3 Minuten
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So ähnlich wie in London soll auch die Kölner Müllfalle aussehen. 

Köln – Diese „Falle“ dürfte eine der größten werden, die es in Köln gibt. Kein Wunder, ihre „Beute“ ist tonnenschwer. Die Kölner Rhein-Aufräum-Kommando-Einheit (Krake) baut gerade eine „Müllfalle“. Sie soll bald auf dem Rhein schwimmen und Unrat aus dem Fluss fischen.

Zehn mal sechs Meter misst der stählerne Ponton, der mit Ankern an verschiedenen Stellen auf dem Rhein festmachen kann. Darin eingebaute große Körbe sollen Müll, der auf der Oberfläche schwimmt, aufsammeln.

Fische und Vögel nicht gefährdet

„In Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde haben wir die Müllfalle so konstruiert, dass weder Fische noch Vögel gefährdet sind. Auch der Schiffsverkehr und unsere Freunde von den Ruderclubs werden nicht beeinträchtigt.“, versichern die Krake-Aktivisten. Zurzeit wird die Müllfalle in einer Werft in Niederkassel zusammengeschweißt.

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Vor drei Jahren hat die Krake mit der Konstruktion begonnen, im Laufe der übernächsten Woche soll sie nun in der Nähe der Zoobrücke platziert und getestet werden. Dort sei die Strömung wegen Biegung des Rheins besonders günstig, um möglichst viel Abfall abzufangen, erklärt die Krake. Ein Mal pro Woche werden die Körbe per Hand aus einem Boot heraus geleert.

Müll soll wissenschaftlich ausgewertet werden

Dann wird der Müll in Kooperation mit der Universität Bonn wissenschaftlich ausgewertet, um eine Langzeitstudie zum Plastikmüll im Rhein durchzuführen. Das Projekt ist zunächst für zwei Jahre genehmigt. „Anschließend wird bewertet, ob es verlängert wird oder sogar noch weitere Standorte im Rhein für das Aufstellen passiver Müllfänger infrage kommen“, sagt die Krake.

Gegen achtlos in den Rhein geworfene E-Scooter hingegen kann die Müllfalle nichts ausrichten. Sie müssen mühevoll einzeln aus dem Fluss gezogen werden. Wegen des niedrigen Rheinpegels schimmerten so einige durch das Wasser, aber auch Leihfahrräder oder Motorroller. Zuletzt konnte die Krake bei zwei Aktionen insgesamt rund 60 E-Scooter aus dem Rhein bergen – deutlich mehr, als die Verleiher bei ihren kostspieligen Bergungsaktionen in der Vergangenheit.

E-Scooter im Rhein: „Die Geräte müssen einfach raus“

Die E-Roller-Firmen „geben sich große Mühe und kooperieren auch mit uns“, sagt Krake-Gründer Christian Stock. Doch noch immer lägen Scooter im Fluss. „Die Geräte müssen einfach raus“, fordert Stock. Deshalb werde die Krake weitere Bergungsaktionen starten.

Zuvor jedoch gilt die volle Konzentration der Krake auf die inzwischen „größte Müllsammelaktion Mitteleuropas“, sagt Stock. Zum fünften Mal findet am Samstag, 10. September der „Rhine Clean Up“ (RCU) statt. Dann werden entlang des Rheins wieder tausende Freiwillige tonnenweise Unrat am Ufer des Flusses auflesen. Natürlich auch in Köln. Zum RCU rechnet die Krake mit bis zu 1200 Teilnehmenden und rund vier Tonnen aufgesammelten Mülls allein in Köln. Bei dem Aktionstag wird „von der Quelle bis zur Mündung“ entlang des gesamten Flusses von tausenden Freiwilligen Unrat aufgeklaubt.

„Durch das derzeitige Niedrigwasser haben wir Flächen, die seit Jahrzehnten nicht freigelegt wurden“, sagt RCU-Initiator Joachim Umbach. Deshalb sei Vorsicht geboten. Denn womöglich könnten nun Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg auf dem Trockenen liegen. Auch kommen die Müllsammler der Fahrrinne der Berufsschifffahrt so nah wie nie zuvor. „In der Fahrrinne ist eine besonders starke Strömung“, mahnt Urbach. Eine echte Gefahr für die Teilnehmenden bestehe indes nicht, es sei allerdings Vorsicht geboten.

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In Köln gibt es bei RCU zwei Treffpunkte: Rechtsrheinisch um 10 Uhr in Deutz unter der Zoobrücke, wo bis 13,30 Uhr Müll gesammelt wird. Linksrheinisch geht es von 15 bis 18.30 Uhr weiter; hier ist der Treffpunkt der südliche Rand des Cranachwäldchens in Niehl.

www.krake.koeln

www.rhinecleanup.org

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