Kölner Ärzte schlagen Alarm„Die Übergriffe von Patienten nehmen zu“

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Jürgen Zastrow

Jürgen Zastrow

  • HNO-Arzt Jürgen Zastrow, Vorsitzender der Kreisstelle Köln der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, erzählt von Drohungen gegen Rettungskräfte, Ärzte und Polizisten.
  • Ein Krankenhaus hat deswegen bereits einen Sicherheitsmann eingestellt.
  • Künftig wird es in Köln noch sechs Notfallpraxen geben.

Köln – Köln hat derzeit acht Notdienstpraxen, die drei kinderärztlichen Praxen nicht mitgerechnet. So viele wie keine andere Stadt in Deutschland. Bleibt das denn künftig so?

Nein und Ja. Die Neustrukturierung der Notdienstversorgung ist noch nicht abgeschlossen. Wir werden 2020 sechs Notfallpraxen haben. Chorweiler und Mülheim werden geschlossen. Die Versorgung der Patienten erfolgt dann in den ärztlichen Notdienstpraxen am Krankenhaus Kalk sowie für die Patienten aus Chorweiler zunächst in den Praxen am St.-Franziskus-Hospital in Ehrenfeld und am St.-Vinzenz-Hospital in Nippes. Am Heilig-Geist-Krankenhaus in Longerich wird eine Praxis neu eingerichtet, die am Vinzenz-Hospital soll wegfallen. Die höchste Dichte bei den Notfallpraxen hat Köln dann immer noch.

Übernehmen die niedergelassenen Ärzte den Notdienst selber?

Nur wenige schaffen das neben ihrer Arbeit in der eigenen Praxis. Mehr als 90 Prozent der Vertragsärzte lassen sich von professionellen Notdienstärzten vertreten. Bedauerlicherweise ist deren Zahl in der Vergangenheit kontinuierlich gesunken. Ein weiteres Problem ist, dass sich immer weniger Vertragsärzte finden, die bereit sind, die Notdienstpraxen zu organisieren. Das war übrigens der Grund, warum wir die Praxis am Krankenhaus der Augustinerinnen im Severinsviertel schließen mussten. Wir haben trotz großer Anstrengungen keinen Koordinator gefunden.

Die Notfallpraxis an der Kölner Universitätsklinik ist neu. Welche Erfahrungen wurden denn bisher gemacht?

Sehr gut. Wir bekommen von den Klinikärzten positive Rückmeldungen, dass die Krankenhaus-Ambulanz spürbar durch die Notdienstpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung entlastet wird. Wir denken, dass diese Praxis in vollem Betrieb auf jährlich 30 000 Notfallpatienten kommen wird.

Bedrohungen gegen Rettungskräfte, Polizisten, Ärzte und Pflegekräfte sind mittlerweile keine Einzelfälle mehr. Betrifft das auch die Notfallpraxen?

Leider ja. Die Übergriffe von Patienten haben in einer Art und Weise zugenommen, dass es unerträglich ist. Ärzte und Arzthelferinnen werden bedroht, wenn die Wunschleistung nicht sofort erfüllt wird. Das hat zur Folge, dass wir beispielsweise in der Notdienstpraxis am Kinderkrankenhaus an der Amsterdamer Straße in Riehl die Stelle einer medizinischen Fachangestellten umgewandelt haben. Dort gibt es nun eine Krankenschwester weniger, dafür haben wir einen Sicherheitsmann eingestellt.

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