Kölner Corona-Infizierte zieht Bilanz„Ich spüre die Folgen der Erkrankung immer noch“

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Medikamente Krank Symbolbild

Die 52-jährige Kölnerin zeigte starke Symptome während einer Erkrankung mit Covid-19 (Symbolbild)

  • Drei Monate nach dem Ausbruch der Corona-Krise in Deutschland haben wir Kölner, die außergewöhnlichen Belastungen ausgesetzt waren, gebeten, Bilanz zu ziehen.
  • Eine 52-jährige Kölnerin, die schwer an dem Virus erkrankte, erzählt anonym von ihren körperlichen Folgeschäden, wie sich die Zeit der Abschottung anfühlte und wie sie jetzt zur medizinischen Forschung beiträgt.
  • Lesen Sie hier auch weitere Erfahrungsberichte.

Köln – Von den rund 2500 offiziell bestätigten Kölner Infizierten war ich eine der ersten hundert. Krank wurde ich schon am 1. März.

Erst nach vier Wochen mit zeitweilig sehr schwerem Krankheitsverlauf wurde mir attestiert, dass ich wieder gesund sei. Dennoch war nicht alles plötzlich gut. Mein Leistungsvermögen schätzte ich damals bei 60 Prozent ein. Ich spüre die Folgen der Erkrankung immer noch. Meine Lungenleistung entspräche der einer 70-Jährigen, hat kürzlich noch mein Arzt festgestellt. Dabei bin ich erst 52. Aber ich bin froh, dass ich wieder arbeiten und in der Stadt unterwegs sein kann. Und noch glücklicher bin ich, dass es bei mir noch einmal gut gegangen ist. In meinem Bekanntenkreis gab es auch Krankheitsfälle mit tödlichem Verlauf.

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Wenn ich jetzt an die akute Phase meiner Erkrankung denke, kommt mir das vor, als würde ich mich an Szenen aus einem Katastrophenfilm erinnern. Die Abschottung von der Außenwelt hatte schon irreale Züge. Als die Quarantäne für mich und meine Familie endete, war der Übergang in den normalen Alltag mit seinen neuen Gepflogenheiten schon krass. Man hat sich mittlerweile zwar daran gewöhnt, aber für mich fühlt sich das Abstandhalten, das Tragen einer Maske und die fehlende Atmosphäre im Restaurant immer noch bizarr an. Dennoch finde ich es positiv, dass sich noch sehr viele Menschen vorsichtig und sensibel verhalten.

Gerade als Betroffene beziehe ich Stellung in sozialen Netzwerken, wenn dort jemand versucht, die Krankheit und die Pandemie zu bagatellisieren. Es gelingt mir nicht immer, andere zu überzeugen. Wenn ich den Eindruck habe, dass es keinen Zweck hat, ziehe ich mich auch aus Gruppen wieder zurück. Ich frage mich natürlich auch, wie lange das noch weitergehen soll. Alles ist schon mühsamer geworden. Urlaub oder Feiern – so ohne weiteres geht das alles nicht mehr.

Ich nehme an Forschungsprojekten zu möglichen Therapien an der Universitätsklinik teil. Da spende ich zum Beispiel Blutplasma. Mein jüngster Test auf das Coronavirus war negativ. Der Antikörpertest war dagegen positiv. Was die Immunität angeht, fühle ich mich trotzdem nicht sicherer. Vielleicht ist man für eine gewisse Zeit geschützt. Aber es ist trügerisch.

Aufgezeichnet von Heribert Rösgen

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