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Kölner Dom„Eine abstürzende Drohne wird zu einem ernsthaften Problem“

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Kölner Dom Luftaufnahme

Dom, Hohenzollernbrücke, Hauptbahnhof, Colonius: Viele Wahrzeichen Kölns auf einem Foto.

Köln-Innenstadt – Online bestellt, aufgeladen, Starttaste gedrückt und schon hebt sie ab, die eigene kleine Flugdrohne. Weit über eine halbe Millionen Multicopter sind in Deutschland bereits verkauft worden, schätzt die Branche. Nicht nur an Flughäfen sorgen die unbemannten Flugobjekte aber bisweilen für Ärger.

Auch der Kölner Dom ist ein beliebtes Objekt für Drohnen-Piloten. Sie riskieren mit unerlaubten Flügen nicht nur die Gesundheit von Passanten, sondern auch Schäden an der jahrhundertealten Kathedrale. „Im vergangenen halben Jahr haben wir fünf Hobby-Drohnen eingesammelt, die an der Kathedrale zerschellt sind“, ärgert sich der Kölner Dombaumeister Peter Füssenich. Viele Piloten unterschätzten die starken Fallwinde, die am Dom herrschen. „Eine abstürzende Drohne wird dann zum ernsthaften Problem, wenn durch sie Passanten oder etwa die kostbare Domfenster zu Schaden kommen.“

Dabei weiß der Dombaumeister auch den Nutzen der Geräte für die Begutachtung der Bausubstanz zu schätzen. Er lasse die Drohnen aber „wirklich nur dann fliegen, wenn wir mit den Gerüsten nicht mehr an die interessante Stelle herankommen“. Kreuz und quer fliegen - jeder wie er will - sei nicht drin - schon gar nicht am Dom. Bei jedem unerlaubten Drohnenflug müsse unmittelbar Strafanzeige erstattet werden. Füssenich hofft aber darauf, dass die Hobby-Flieger zur Einsicht kommen.

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Kontrolle in 80 Metern Höhe

Safety first: Das Wohlergehen der Passanten am Kölner Dom ist für Füssenich ganz entscheidend. Die unbemannten Flugobjekte dürften auch für Architektur-Zwecke nur dann zum Einsatz kommen, wenn die Polizei mit an Bord und die Domplatte abgesperrt sei. Dann nutzt das Dombau-Team einen sogenannten Octokopter. Schon mehrfach hat eine solche Drohne die beiden Türme des Kölner Wahrzeichens umflogen und Nahaufnahmen der Bausubstanz geliefert.

„Wir müssen die mittelalterlichen Bauteile am Südturm in 80 Metern Höhe immer wieder kontrollieren“, erläutert Füssenich. So habe er sich versichern können, dass auch empfindliche Engelsfiguren aus Kalkstein noch in gutem Zustand seien. Die monumentale Figur stammen ursprünglich aus der französischen Stadt Caen. Sein Ulmer Kollege, der Münsterbaumeister Michael Hilbert, hält den Gebrauch von Drohnen an seiner Kathedrale gar nicht für nötig. „Wir erreichen jede Stelle und können sie ohne viel Aufwand anschauen“, sagt er.

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Am Hamburger Rathaus gibt es seit Jahren Drohnen-Einsatze gegen die Bröckel-Gefahr. In 112 Metern Höhe surrte noch Anfang April eine Drohne durch die Luft. Die letzte Check nach der Renovierung stand damals an. Diese war nötig gewesen, weil im März 2017 ein 624 Gramm schweres faustgroßes Fassaden-Stück auf den Gehsteig gekracht war.

Für die Pariser Feuerwehr erwies sich die Drohnen-Technologie als Segen. Als die Kathedrale Notre-Dame Mitte April lichterloh in Flammen stand, hielten unzählige Menschen den Atem an - auch die, die den Brand und den Feuerwehreinsatz per Livestream via Facebook, Instagram und anderen sozialen Netzwerken verfolgten. Die Feuerwehrleute mussten versuchen, cool zu bleiben, und hielten den Brandverlauf auch mittels Flugdrohnen im Blick und auch mit Hilfe von Robotern einigermaßen unter Kontrolle. Drohnen-Einsätze an Kirchen und großen Bauwerken sind aber nur die Spitze des Eisbergs. Das Einsatzfeld der Flugobjekte wächst stetig - etwa zur Rehkitz-Rettung vor dem Mähen der Felder bis zur Personensuche, zum Fotografieren oder zur Brand-Überwachung von Wäldern. Zugleich beobachtet der Bundesverband Copter Piloten (BVCP), dass die Behörden nun konsequenter und häufiger gegen unerlaubtes Fliegen vorgehen. „Die Bußgeldbescheide sind drastisch und so manch einer hätte sich davon gleich 1-2 weitere Drohnen kaufen können.“ (kna)

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