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Kölner EigelsteinAnwohner beschweren sich über Qualm – Gastronomen wehren sich

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mangalgrill

Im Mangal soll der Preis für Döner erhöht werden.

Köln – Von Abgasen aus Grillrestaurants über achtlos fallen gelassenen Müll bis zu Imbiss-Kunden, die sich aggressiv verhalten würden – in der Weidengasse liege vieles im Argen, findet der Bürgerverein Eigelstein, und auch Anwohner der Straße und des ganzen Viertels haben offenbar genug davon. Der Verein hat nun einen „Hilferuf Weidengasse“ mit einer langen Unterschriftenliste an Innenstadt-Bezirksbürgermeister Andreas Hupke geschickt. In dem Brief ist von einer „unkontrollierten Abwärtsentwicklung“ die Rede.

Ein Problem sei die „stetig steigende Zahl der Grillrestaurants mit extrem giftigen Holzkohleabgasen“. Hinzu kämen „immer mehr Betriebe einfacher Take-Away-Schnellgastronomie“. Probleme bereite auch „die von dieser Erlebnisgastronomie angezogene, teils unangenehme Kundschaft“. Immer öfter entstünden Konflikte zischen Anwohnern und dem „auswärtigen Publikum“.

Die Schlange stehenden Kunden blockierten Bürgersteige, verstießen gegen Corona-Regeln und hinterließen im gesamten Viertel Abfall und Essensreste. Häufig überschritten die Besucher das Tempolimit und fielen durch „aggressives Falschparken“ auf. Weiter beklagt der Bürgerverein, die „zunehmende Monostruktur“ habe die früher für die Weidengasse „und das ganze Veedel“ charakteristische „Vielfalt der Geschäfte“ fast zerstört. „Stattdessen gibt es in dem kleinen Dreieck schon jetzt mehr als ein Dutzend Glücksspielbetriebe mit zweifelhafter Genehmigung.“

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Politik soll „Negativ-Entwicklung“ stoppen

Der Bürgerverein appelliert „dringlich an die Politik, diese Negativ-Entwicklung zu stoppen“. Zunächst gelte es, unter anderem die Einhaltung des Tempolimits und der Parkregeln zu kontrollieren. Die Hauptforderung lautet, „die drei Bebauungspläne des Eigelstein-Viertels dahingehend zu ändern beziehungsweise zu erweitern, dass sich im gesamten Viertel weder weitere Holzkohlegrill-Restaurants ansiedeln können noch weitere Take-Away-Imbisse, Shisha-Bars, Kioske sowie Glücksspielbetriebe“.

Zu den 235 Unterzeichnern des „Hilferufs“ gehören nach Angaben des Vereins der Schriftsteller Navid Kermani, Armin Maiwald, Miterfinder der „Sendung mit der Maus“, und Osman Okkan, Mitgründer und Vorstandssprecher des Kulturforums Türkei-Deutschland.

Gastronomie hat in Corona-Krise hart zu kämpfen

Namentlich erwähnt ist in dem Brief das „Mangal“, das mit einem Restaurant und vier angeschlossenen Imbissbetrieben in der Weidengasse vertreten ist. „Mangal“-Büroleiter Volker Bader versteht die Aufregung nicht. „Wir sind seit 2008 hier, und nie hat ein Hahn danach gekräht.“ Ausgerechnet in der Corona-Krise, in der die Gastronomie schwer zu kämpfen habe, melde der Verein seine Kritik an. Nur das – seit November geschlossene – Restaurant verwende Holzkohle. Die Abgasentsorgung sei „auf dem neuesten Stand“, und regelmäßig werde die Filteranlage gewartet. Die Stadt habe alles genehmigt und der Schornsteinfeger nie etwas auszusetzen gehabt. „Wir halten uns an Recht und Ordnung.“

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Vor jedem „Mangal“-Lokal stünden Mülltonnen, und täglich sammelten zwei eigens dafür abgestellte Mitarbeiter auf der Straße Abfall auf, auch aus anderen Lokalen. Allerdings könne man „nicht ständig hinter jedem Gast herlaufen und gucken, wo er Müll abwirft“. Man sei froh über regen Publikumsverkehr, sagt Bader, schließlich würden 40 Familien von der Arbeit bei „Mangal“ leben. Sakir Toprak, Inhaber des Restaurants „Öz Harran Doy Doy“, ärgert sich: Auch anderswo in der Stadt werde mit Holzkohle gekocht, ob in der Keupstraße, der Venloer Straße, in Kalk oder Porz, dort nehme aber niemand Anstoß daran. Allein in der Weidengasse restriktiver zu verfahren, ruiniere das Geschäft.

Auch Ali Bozkurt vom Restaurant „Adana“ verweist auf die Keupstraße und Venloer Straße: „Da gibt es so einen Stress nicht“. Das angebliche Problem mit den Holzkohleabgasen werde aufgebauscht ohne Rücksicht darauf, dass Hunderte Arbeitsplätze an all den Lokalen hängen würden. Was den Müll auf der Straße angeht, sieht er die Kunden in der Verantwortung. Es sei eine Frage der Erziehung – die manch einem fehle. „Wer ist dann schuld: Ich oder die Leute?“

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