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Kölner Eltern kämpfen weiterKirche verteidigt geplante Kita-Schließung

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Bunter Protest gegen die Kita-Schließung

Köln-Zollstock – Die Hiobsbotschaften reißen nicht ab: Erst wird Eltern und Mitarbeitenden aus heiterem Himmel mitgeteilt, dass die evangelische Kita in Zollstock im kommenden Jahr aus finanziellen Gründen schließen muss. Und nun wechselt die Kita in den Notbetrieb. Eine Stelle war schon vor der Ankündigung der Kita-Schließung unbesetzt, „jetzt hat eine weitere Kollegin gekündigt und zwei Mitarbeitende haben sich krank gemeldet“, berichtet eine Erzieherin dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Wir sind damit aktuell nur zu dritt.“ Deutlich zu wenig Personal für 40 Kinder in zwei Gruppen.

„Wir machen nur eine Gruppe auf und nehmen nur 20 Kinder“, sagt die Erzieherin. Die Betreuungszeiten wurden verkürzt, von 8 bis 15 Uhr. Normalerweise ist die Kita von 7.30 Uhr bis 16.30 Uhr geöffnet. Die Eltern seien zum Glück gut untereinander vernetzt und würden sich mit der Betreuung abwechseln und gegenseitig unterstützen.

Kita-Mitarbeitende brauchen neue Jobs

Die Erzieherin klingt abgehetzt am Telefon: „Pause machen kann hier momentan keiner von uns zwischendurch.“ Dabei ist die Situation für Eltern und Personal belastend genug: Fachkräfte, die zum Teil seit mehr als 20 Jahren in der Kita in Zollstock arbeiten, müssen sich nach einem neuen Job umsehen. Eltern müssen spätestens ab Sommer 2023 alternative Betreuungsplätze für ihre Kinder finden. Einige von ihnen haben erst vor zwei Wochen neue Betreuungsverträge unterschrieben für ihre Kinder, die ab Sommer in die Kita kommen - und eigentlich bis zum Schuleintritt dort bleiben sollen.

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Viele Eltern bezweifeln jedoch, dass die Einrichtung wegen Personalmangels die Betreuung der Kinder bis dahin überhaupt stemmen kann. „Verständlicherweise suchen sich die Erzieher doch nun neue Stellen“, sagt Daniela Sieg, deren dreijährige Tochter die Kita besucht, wie auch schon zuvor ihre beiden älteren Kinder.

Kölner Eltern starten Online-Petition gegen Kita-Schließung

Die Eltern haben eine Online-Petition gestartet unter dem Titel „Wir retten die Evangelische Kita in Zollstock vor der Schließung“. Knapp 800 Menschen haben die Petition bis Mittwochabend unterschrieben, fast 300 kommentiert. „Vor zwei Wochen haben wir den Vertrag mit der Kita unterschrieben und niemand hat uns gewarnt, dass die Kita eventuell schließen könnte. Wir haben für diese evangelische Kita einen anderen Platz abgesagt“, schreibt ein Vater.

„Wie kann es sein, dass in einer Zeit von Betreuungsnotständen Kita-Plätze abgeschafft statt geschaffen werden. Das Ganze ist mir unbegreiflich“, schreibt eine Kölnerin. Etliche Nutzer kritisieren in ihren Kommentaren wiederholt die evangelische Kirche und die Gemeindeleitung für ihren Kommunikationsstil und dafür, dass Eltern und Mitarbeitende vor vollendete Tatsachen gestellt worden seien. Viele der Kommentierenden, die selbst Kinder in der Kita haben oder hatten, betonen, wie zufrieden sie mit der Kita und ihrem engagierten Personal seien und loben die familiäre Atmosphäre der Einrichtung.

Superintendent Seiger steht hinter der Entscheidung

In einem offenen Brief an den Superintendenten Bernhard Seiger fordern die Eltern der betroffenen Kita, die Entscheidung über die Schließung kritisch zu überprüfen. In seiner Antwort an die Eltern, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt, äußert Seiger Verständnis für die Sorge und Empörung der Eltern, stellt sich aber ausdrücklich hinter die getroffene Entscheidung, auch wenn sie „bitter“ sei: „Ich bedaure das sehr, kann aber auch keine Alternative nennen“.

Der Kirchenkreis Köln-Süd habe im Herbst 2021 eine ausführliche Visitation in der Gemeinde durchgeführt: „Es ist tatsächlich so, dass die wirtschaftliche Lage der Gemeinde nicht stabil ist. Das liegt an den hohen Fixkosten für das Personal, an den Gebäudekosten und der Situation, dass die Gemeinde seit Jahren Mitglieder und damit Finanzkraft verliert“, heißt es in dem Antwortschreiben. Der Evangelischen Kirche sei die Trägerschaft von „möglichst vielen evangelischen Kitas sehr wichtig, aber eben viele andere Aufgaben auch. Manchmal müssen dann leider wegen zurückgehender Mittel schmerzhafte Entscheidungen getroffen werden“.

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