Kölner FamilienunternehmenBei Habuzin gibt's „alles, wo ein Stecker dran ist“

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Rudolf Habuzin (48) verkörpert die dritte Generation des Kölner Familienunternehmens.

Rudolf Habuzin (48) verkörpert die dritte Generation des Kölner Familienunternehmens.

Köln – In der Mitte des 20. Jahrhunderts, als noch kein Geschäft mit Ratenzahlung warb – schon gar nicht mit zinsloser – hatte ein gewisser Rudolf Habuzin eine zündende Idee. Weil sich nicht jedermann das Gerät leisten konnte, was damals in den 1950er Jahren zum Massenmedium avancierte, bot der Kölner Radiohändler seinen nicht ganz so solventen Kunden einen Münzfernseher an. Wer Sendungen schauen wollte, musste zunächst – wie heute noch in Waschsalons üblich – ein Geldstück in ein mit dem TV-Gerät verbundenes Kästchen werfen.

Großvater Habuzin von Einbrecher im Laden getötet

In dieser Ära seien ständig 40, 50 Außendienstmitarbeiter herumgefahren, um die Kästchen zu leeren, erzählt einer der beiden Habuzin-Enkel, der ebenfalls Rudolf Habuzin heißt. Leider habe er den Großvater nicht mehr persönlich kennengelernt, weil diesem Mitte der 1950er Jahre von einem Einbrecher tödliche Stichverletzungen zugefügt wurden.

In dieser Zeit, berichtet der 48-Jährige, habe es auch eine Schlafstätte im Geschäft gegeben, wo sein Großvater gelegentlich übernachtet habe. Tragischerweise sei ausgerechnet während einer dieser Nächte ein Einbrecher gekommen und von seinem Großvater überrascht worden.

Restaurateur aus Sachsen

92 Jahre ist es inzwischen her, seit eben dieser Rudolf Habuzin in der sächsischen Stadt Zeitz das Unternehmen gründete und sich auf die Restaurierung von Radios und Volksempfängern spezialisierte, die er dann verkaufte.

Weshalb der Großvater sich 1936 ausgerechnet nach Köln aufmachte, und nur wenige Meter vom heutigen Geschäftssitz entfernt auf der Antwerpener Straße niederließ, weiß der Enkel nicht. Aber er hat keinen Zweifel, dass es eine gute Entscheidung war. Und zwar nicht nur deshalb, weil der Großvater in den Nachkriegsjahren von den Anfängen der Fernseh-Ära profitieren konnte.

Die erste Waschmaschine im Sortiment

Nachdem ein Deutscher namens Heinrich Reining die erste vollautomatische Waschmaschine entwickelt und diese 1951 in Düsseldorf der staunenden Öffentlichkeit vorgestellt hatte, gehörte Rudolf Habuzin auch zu den ersten, der die berühmte Constructa in Kölner Privathaushalte ausliefern lassen konnte.

Heute steht als Demonstrationsobjekt im Laden ein hochmoderner Waschautomat, dessen Gehäuse von Plexiglas umschlossen ist. Viele Leute – sogar alte Stammkunden – wüssten indes gar nicht, dass die Firma Habuzin neben Waschmaschinen oder Trocknern auch Gefrierschränke, Spülmaschinen oder Weinkühlschränke führt.

„Alles, wo ein Stecker dran ist“

„Wir haben praktisch alles, wo ein Stecker dran ist“, formuliert es Verkäufer Matthias Bertram salopp. Da im vorderen Bereich des Geschäfts die Unterhaltungselektronik untergebracht sei – darunter Fernsehgeräte mit mehr als zwei Metern Diagonale – sei nicht für jeden ersichtlich, dass das Unternehmen so gut wie jedes Gerät führe, das der Zeitersparnis oder Arbeitserleichterung diene; von Toastern, Kaffeemaschinen, Haartrocknern, Staubsauger bis hin zum Hightech-Kühlschrank, der mit Hilfe einer integrierten Kamera Aufschluss darüber geben kann, ob noch Joghurts vorrätig sind oder welchen Reifegrad die Bananen haben.

Aus Sicht des 36-jährigen Verkäufers Bertram, der seit zehn Jahren zur Firma gehört, unterscheidet sich das Unternehmen auch dadurch von Mitbewerbern, dass besonders viel Wert auf den Kundendienst gelegt werde. Als Laie fühle man sich oft überfordert, Geräte einzupassen, anzuschließen oder einzurichten. „Das übernehmen wir.“

Im Team und nah am Kunden

Ausschlaggebend für die Kundenzufriedenheit sei zudem „eine ordentliche Bedarfsermittlung“. Manchem Käufer sei im Zweifelsfall mit einem kleineren Fernseher mehr gedient als mit einem großen. „Oder der Kunde stellt fest, dass er mit der Fernbedienung eines anderes Herstellers besser zurechtkommt als mit dem Gerät, das er zuvor ins Auge gefasst hatte.

Seit dem Ausscheiden ihres Vaters führen Habuzin und sein ein Jahr jüngerer Bruder Michael die beiden Geschäfte (der zweite Standort ist in Porz) gemeinsam. „Wir sind ein Team“, betont der Mann im Karo-Hemd, der überall mit anpackt, wo es nötig ist und dem die Linde vorm Laden manch rettende Gießkanne verdankt.

Habuzin, Antwerpener Straße 6-12, 50672 Köln. ☎ 0221-513481Öffnungszeiten: Montags bis freitags 10-19 Uhr, samstags 10-16 Uhr.

www.habuzin.de

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