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Kölner GastronomNeues System soll Rückverfolgung jedes Gastes garantieren

Lesezeit 3 Minuten
Rashed Zuri vor seiner Bar in der Friesenstraße

Rashed Zuri vor seiner Bar in der Friesenstraße

  • Um zu verhindern, dass seine Gäste keine wahrheitsgemäßen Angaben machen, hat Rashed Zuri ein neues System entwickelt.
  • Der „Friesen“-Wirt lässt niemanden in seine Bar, der nicht vorher eine Handy-Nachricht geschickt hat.
  • Wie genau das funktioniert und wie seine Gäste darauf reagieren, lesen Sie hier.

Köln – Eine Diskussion darüber, ob 250 Euro eine angemessene Geldbuße sind, wenn ein Gast in einem Lokal keine wahrheitsgemäßen Angaben macht, muss man mit Rashed Zuri nicht führen. Der 41 Jahre alte Inhaber der Bar „Friesen“ hat bei sich an der Friesenstraße gerade ein System eingeführt, das die Rückverfolgbarkeit eines jeden Gasts garantiert.

Vor dem Hintergrund der neuen Corona-Schutzverordnung, die Wirte dazu anhält, die Listen ihrer Gäste auf Plausibilität zu überprüfen, hat Zuri Nägel mit Köpfen gemacht: er besorgte sich ein neues Handy und eine neue Sim-Karte und klebte die neue Rufnummer mit einer entsprechenden Erklärung unübersehbar ins Fenster seiner Bar. Jeder Gast, der dort Einlass begehrt, muss jetzt eine SMS mit seinem Namen schicken. Andernfalls wird er überhaupt nicht erst reingelassen.

Von seinen Gästen die Ausweise zeigen lassen

Als Inhaber könnte Zuri sogar von seinem Hausrecht Gebrauch machen und sich von seinen Gästen die Ausweise zeigen lassen. Dazu sieht er jedoch keine Veranlassung. Zum einen kennt er einen Großteil seiner Gäste persönlich, zum anderen ist er der Meinung, dass mit der in seinem neuen Handy gespeicherten Rufnummer eines jeden Gastes dessen Auffindbarkeit gewährleistet ist. „Die Resonanz ist extrem positiv“, betont Zuri. „Unsere Gäste finden das super, und es hat uns viel, viel Zeit gespart!“ Außerdem gebe ihm das System eine Kontrolle darüber, welcher Gast zu welcher Zeit seine Räumlichkeiten betreten habe.

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Die Bar „Friesen“, die im November ihr zehnjähriges Bestehen feiert, unterscheidet sich ein wenig von anderen Kölner Bars. Laut Konzession ist sie eine Musikgaststätte, und die Musik ist nach Worten Zuris auch eine ganz wichtige Säule seines Betriebs. Und zu der ausgewählten House- oder Disco-Musik „auf sehr hohem Niveau“ war eines bisher nicht wegzudenken: die Tanzfläche.

Obwohl im hinteren Teil des Etablissements gelegen, habe insbesondere an den Wochenenden „der ganze Laden gebebt“; zumindest bis zum 15. März um 23.55 Uhr, als die Gäste noch einmal kollektiv die Arme hochrissen. Punkt Mitternacht war Stille, und man fühlte sich wie aus dem Leben gerissen. Nun ist der Dancefloor verwaist.

Plexiglas-Wände als sichtbare Abtrennung

Eine Bar mit leeren Barhockern ist wie ein Weihnachtsbaum ohne Lichter. Also ließ Zuri Plexiglas-Wände anfertigen, die nun als transparente, aber gleichwohl sichtbare Abtrennungen zwischen Barpersonal und Thekengästen hängen, aber auch zwischen den Clubsesseln und Sofas. „Das wird akzeptiert.“ Ohne diese Maßnahme hätte er nur zwölf Personen bewirten können. Jetzt seien es etwa 40, „aber das sind nur 25 Prozent dessen, was wir vorher hatten“.

Während andere Kölner Wirte mit der Frage beschäftigt sind, wie sie es ihren Gästen auch bei Kälte im Feien behaglich machen können, ist Zuri in seinem reinen Indoor-Betrieb gerade dabei, die erst kürzlich modernisierte Lüftung zusätzlich mit einem sogenannten UVC-System auszustatten. Dieses basiere darauf, dass ein spezielles, sehr kurzwelliges Licht in der Luft befindliche Viren und Bakterien abtöte. Dank dieser Entkeimungsanlage könne er seinen Gästen dann wirklich größtmöglichen Schutz bieten, betont der Wirt, der das Coronavirus gerne mit der AfD beziehungsweise deren Anhängern vergleicht: „Du siehst sie nicht, du spürst sie nicht, aber du weißt, dass sie überall sind.“

Noch einmal einen Kredit aufgenommen

Der als Kind aus Afghanistan geflüchtete Gastronom, der Humanbiologie und Wirtschaftsgeografie studiert hat, während seines Nebenjobs in einer Bar dann jedoch seine Begeisterung für diese Form der Bewirtungsbetriebe entdeckte, hat „noch einmal einen Kredit aufgenommen“.

Bis zum nächsten Sommer sei er abgesichert, sagt er. Zuri, den man nie ohne dunkles Jackett zu sehen bekommt, und der umgekehrt auch überwiegend Gäste in Abendgarderobe bewirtet, blickt erst mal zuversichtlich auf die kommenden Monate. „Was danach kommt, weiß eh keiner.“

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