Kölner GeflüchtetenunterkunftToter Säugling lag wohl mehrere Tage in Toilettenraum

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Blick in die Notunterkunft für Flüchtlinge auf dem Gelände der Messe in Köln-Deutz

Köln – Bei der Suche nach den Eltern des toten Säuglings in der Flüchtlingsunterkunft auf dem Kölner Messegelände ist die Polizei noch keinen entscheidenden Schritt vorangekommen. „Es ist sehr kompliziert“, ist aus Ermittlerkreisen zu hören.

Denn wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, soll das tote Baby entgegen ersten Meldungen nicht kurz nach seinem Tod gefunden worden sein. Stattdessen soll die Leiche über „längere Zeit“ in dem Toilettenraum gelegen haben. Die Rede ist von mehreren Tagen. Der tote Junge sei „versteckt abgelegt“ gewesen, teilte ein Polizeisprecher mit. Wie und wo genau, verriet er mit Blick auf die laufenden Ermittlungen nicht. Ob der Fundort auch der Tatort oder der Ort der Geburt war, ist weiter unklar.

Junge in Köln kam womöglich lebend zur Welt

Reinigungspersonal hatte den Säugling am Montagmorgen in der Toilettenkabine gefunden. Die Obduktion ergab, dass der Junge womöglich lebend zur Welt gekommen war. Sicher ist aber auch das noch nicht. „Die Untersuchungen der Rechtsmedizin sind noch nicht abgeschlossen“, teilte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer mit. Die genaue Todesursache und der Todeszeitpunkt stünden noch nicht fest. Die Polizei bildete eine Mordkommission, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Verdachts eines Tötungsdelikts.

Die Umstände des Falls geben derzeit viele Rätsel auf. Die Unterkunft für ukrainische Flüchtlinge auf dem Messegelände in Deutz ist nicht für Schwangere ausgelegt. „Erkennbar schwangere Frauen und Mädchen, die eine Schwangerschaft angeben“ bringt die Stadt nach eigenen Angaben in anderen Einrichtungen unter, wo sie bei Bedarf auch vom Sozialen Dienst des Amts für Wohnungswesen oder von Hebammen betreut werden. Hatte die Mutter des toten Säuglings ihre Schwangerschaft dem städtischen Personal möglicherweise verheimlicht?

Auch diese Frage muss die Polizei klären. Bislang ist allerdings nicht einmal sicher, dass es sich bei der Mutter auch tatsächlich um eine ehemalige Bewohnerin handelt. Auch andere Personen haben Zutritt zu der Unterkunft – zwar  keine Externen ohne Berechtigung, auszuschließen wäre aber selbst das nicht.

Hohe Fluktuation in Halle erschwert Suche nach der Mutter

Die Einrichtung auf dem Messegelände hat die Stadt als Erstanlaufstelle für ukrainische Flüchtlinge eingerichtet, als Notunterkunft für die erste Zeit, bis eine mittel- oder langfristige Unterbringung gefunden ist. Zwischen 50 und 100 Geflüchtete halten sich täglich in der Messehalle auf. Manche bleiben nur für einige Stunden, andere für eine Nacht - länger  als drei Tage bleibt kaum jemand. Die hohe Fluktuation in der Unterkunft erschwert der Polizei die Suche nach der Mutter zusätzlich.

Die Ermittler haben noch am Montag Personal und Bewohner befragt, der entscheidende Hinweis war aber bislang nicht dabei. Die Polizei ruft Zeugen auf, sich unter Telefon 0221−229/0 oder auf einer Wache zu melden – auch, weil die Mutter womöglich dringend medizinische Hilfe braucht.

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