Kölner GewässerBiologen überprüfen Fischbestände in allen 16 städtischen Weihern

Lesezeit 3 Minuten
Frank Molls (l.) und Armin Newitz arbeiten vom Boot aus auf dem Weiher im Volksgarten.

Frank Molls (l.) und Armin Newitz arbeiten vom Boot aus auf dem Weiher im Volksgarten.

Köln – Routiniert lassen die Biologen vom Rheinischen Fischereiverband das kleine Boot ins Wasser des Weihers im Volksgarten. Frank Molls und Armin Newitz sind schon früh am Morgen gekommen. Ihr Auftrag: Die Kontrolle des Fischbestands und des Zustands der Tiere in dem Park-Gewässer in der Neustadt-Süd.

„Der Weiher hier ist sehr produktiv, unter anderem durch die Fütterung der Tiere, die hier leben, vermehrt sich auch der Fischbestand schnell“, erläutert Molls. Mit seinem Kollegen Newitz bringt er darum feinmaschige Netze auf der gesamten Länge des Sees aus, anschließend bereiten die Biologen drei wasserdichte Batterie-Kästen für den Einsatz vor. „Wir kombinieren hier zwei Methoden, die Standnetze und das Elektrofischen, um in einem festgelegten Korridor etwa 100 bis 150 Fische einfangen und dann untersuchen zu können“, sagt Molls.

Im See leben auch große Karpfen.

Im See leben auch große Karpfen.

Durch die so festgelegte Stichprobe haben die beiden Experten die Möglichkeit, den Gesamtbestand an Fischen und ihren Zustand im Weiher zu ermitteln. Vor allem Rotaugen, Karpfen und Brachsen gehörten zu den darin lebenden Arten. Vermehren sich die Tiere zu stark, kann sich das unter Umständen negativ auf das ökologische Gleichgewicht in dem Gewässer auswirken. Darum führt der Rheinische Fischereiverband die Kontrollen an allen 16 städtischen Weihern im Auftrag der Stadtentwässerungsbetriebe (Steb) alle drei bis vier Jahre regelmäßig durch.

Zuständigkeit an Steb

Im Juni vergangenen Jahres ist die Zuständigkeit des städtischen Amts für Landschaftsentwicklung und Grünflächen für die Weiher und Seen Kölns an die Steb übertragen worden, die zuvor die fließenden Gewässer im Stadtgebiet betreut und gepflegt haben. Volker Lüdicke, verantwortlicher Abteilungsleiter für den Hochwasserschutz bei den Steb, und sein Team kombinieren die Untersuchung des Fischbestands darum auch mit einer Qualitätskontrolle des Wassers.

„Wir schicken Proben aus diesem und den anderen Weihern in unser Abwasserlabor im Klärwerk Stammheim“, sagt Lüdicke. Die sogenannte limnologische Untersuchung dort liefert dann Erkenntnisse etwa über den Sauerstoffgehalt, den pH-Wert sowie den Phosphatgehalt im Wasser. „Neben den chemischen Stoffen im Weiher, die wir selbst bestimmen können, kooperieren wir mit der Technischen Hochschule Aachen, um auch die biologische Zusammensetzung des Gewässers genau zu bestimmen“, erläutert Lüdicke. Die Wissenschaftler der Hochschule liefern einmal jährlich Informationen über Algenanteil oder Planktongehalt in den Wasserproben.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die umfangreiche Prüfung der Kölner Weiher und die Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Fischereiverband geht Lüdicke zufolge auf das Jahr 2011 zurück. Damals war es zu einem umfangreichen Fisch- und Wildvogelsterben an nahezu allen Weihern im Stadtgebiet gekommen. Bis dahin seien nur unregelmäßig und insgesamt zu wenig Daten über deren Zustand gesammelt worden.

Frank Molls und Armin Newitz haben unterdessen erfolgreich im Volksgartenweiher geangelt. In den Wassereimern der Biologen befinden sich schon einzelne kräftige Karpfen. „Im Großen und Ganzen hat es seit 2011 keine ähnlich dramatischen Situationen mehr gegeben“, sagt Molls. Das Wasser sei recht klar, die Fische vermehrten sich nicht über vertretbaren Maße hinaus, schildert er seinen ersten Eindruck aus der langjährigen Berufserfahrung.

Beides hänge zusammen, denn durch das „Gründeln“, also das Stöbern der Fische mit dem Maul im Boden, werde Schlamm aufgewirbelt – zu viele Fische würden also trübes Wasser bedeuten und umgekehrt. Zahlreiche Parkbesucher beobachten die Experten bei ihrer Arbeit im Volksgarten. Die dient auch als Prävention von umfangreichen Maßnahmen wie etwa der kompletten Entschlammung eines Weihers. „Dafür müsste das gesamte Wasser in die Kanalisation abgelassen werden und der Gestank wäre enorm“, sagt Volker Lüdicke, der Naherholungswert der Gewässer in den Parks sei dahin.

Die Steb planten das in den nächsten Jahren zwar für einige der Kölner Weiher – das rund 5,5 Hektar große Gewässer im Volksgarten ist davon nicht betroffen.

KStA abonnieren