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Kölner GrünflächenStadt will Artenreichtum fördern

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Auf einem Blühstreifen an der Kreuzung Innere Kanalstraße/Aachener Straße ist das Gras schon hoch gewachsen.

Auf einem Blühstreifen an der Kreuzung Innere Kanalstraße/Aachener Straße ist das Gras schon hoch gewachsen.

Köln – Die Ergebnisse der Krefelder Studie von 2017 waren alarmierend: In den vergangenen 27 Jahren sind der Studie zufolge 75 Prozent der Insekten in Deutschland verschwunden. Den Trend bemerkt auch Joachim Bauer, stellvertretender Leiter des Grünflächenamts, auch in Köln. In Großstädten sei der Artenreichtum zwar höher als auf dem Land, das von Monokulturen geprägt sei. Dennoch habe die Anzahl der Insekten auch in Köln massiv abgenommen. Mit dem Konzept „Stadtgrün naturnah“ will die Stadt nun die Voraussetzungen schaffen, damit sich mehr Insekten auf Kölner Gebiet ansiedeln.

Zu den Kernpunkten gehören sogenannte Stadtnaturparks, die in Teilen des Sieben-Hügel-Park in Vogelsang und des Bürgerparks Nord angelegt werden sollen. Auf zehn Hektar will die Stadt künftig artenreiche Wiesen bis zu einen halben Meter hoch wachsen lassen. Der Grund: Wenn Gras gemäht werde, könnten unter dem Mähgut, kaum neuen Pflanzen wachsen, erläutert Bauer. „Alles erstickt darunter.“ Zuvor werden die Wiesen aber umgepflügt und gesät. Die Kölner Grün-Stiftung unterstützt das Projekt mit 360 000 Euro.

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Zudem sollen von den 1620 Hektar öffentlicher Rasen und Wiesen zehn Prozent ökologischer bewirtschaftet werden. Hier sollen etwa Klatschmohn, Malve, Storchschnabel und Schafsgabe wieder heimisch werden. „Wir nutzen nur Saatgut, dass bei uns heimisch ist“, so Bauer. Hinzu kommen 30 Prozent der städtischen Kleingärten und zehn Prozent des Straßenbegleitgrüns. „Wir haben uns ein paar Meilensteine vorgenommen“, sagt Bauer.

Damit nicht genug: Von den 4000 Hektar Waldfläche sollen 16 Prozent, mehr als 500 Hektar, künftig nicht mehr forstwirtschaftlich betreut werden. Mit anderen Worten soll unter anderem im Naturschutzgebiet Worringen und im Waldbereich von Dünnwald langsam ein ursprünglicher Wald entstehen, in dem Menschen nicht eingreifen. Letztlich will die Stadt in den 70 Hektar Streuobstwiesen den Bestand festhalten und für 33 der 98 Streuobstwiesen ein Pflegekonzept erarbeiten.

Hintergrund des Konzepts ist, dass die Stadt im Jahr 2017 dem Bündnis „Biologische Vielfalt in Kommunen“ beigetreten ist. Die Initiative hat in diesem Jahr ein Wettbewerb ausgelobt, an dem sich 15 Städte, darunter auch Köln, beteiligt haben. Die Stadtnaturparks und Blühwiesen sind Teil des Kölner Wettbewerbsbeitrags, der im September von der Initiative bewertet und möglicherweise zertifiziert wird. Nach der Sommerpause will die Stadt das Konzept Rat und Bezirksvertretungen vorstellen. Naturnahe Fläche sollen künftig mit dem Logo „Stadtgrün naturnah“ ausgewiesen werden.

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