Kölner im EhrenamtWolfgang Hick hört nach 17 Jahren als Schiedsmann auf

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Wolfgang Hick vor dem Kölner Land- und Amtsgericht

Köln – Bei den meisten Streitigkeiten reicht es, die Menschen dazu zu bringen, miteinander zu reden. Das hat Wolfgang Hick in seiner 17-jährigen Zeit als Schiedsmann immer wieder festgestellt und hat sofort ein Beispiel parat: Einmal kamen vier Brüder zu ihm, die sich um ein Erbe stritten. Da sie kaum miteinander sprechen wollten, vertagte Hick kurzerhand den Termin und traf sich mit ihnen beim nächsten Mal in einem Gasthaus. Einige Kölsch später einigten sich die Brüder. „Manchmal genügt eine lockere Atmosphäre, um ein Problem zu lösen“, sagt Hick.

Über 400 Mal kamen Menschen bei Streitigkeiten zu Wolfgang Hick nach Hause, in weiteren 200 Fällen konnte er schon am Telefon weiterhelfen. Jetzt hört der 67-Jährige nach 17 Jahren Arbeit als Schiedsmann auf, davon zehn Jahre im Vorstand des Bundes Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen (BDS) sowie fünf Jahre als deren Vorsitzender.

Positive Bilanz: 80 Prozent der strafrechtlichen Fälle einigen sich die Beteiligten

Am Mittwoch wurde er im Amtsgericht offiziell verabschiedet und kann eine durchaus positive Bilanz ziehen: In 70 Prozent aller bürgerrechtlichen Fälle einigten sich die Menschen, im Strafrecht sogar 80 Prozent. „Das ist außergewöhnlich hoch“, sagt Helmut Freund, Vorsitzender des BDS. Im Normalfall würde nur die Hälfte aller Fälle in solchen Vergleichen enden.

Bevor Hick von Bekannten auf die freie Stelle für das Ehrenamt im Kölner Westen aufmerksam gemacht worden war, hatte er mit dem Schiedsamt keinen Kontakt. „Ich bin da ganz unbedarft rangegangen.“ Er vertraute auf die Schulungen des BDS, seine langjährige Erfahrung als Versicherungsfachwirt und selbstständiger Kaufmann – und seinen gesunden Menschenverstand.

Viele Streitigkeiten: Falsch geparkte Autos, Mülltonnen und Schlägereien an Karneval

Die Probleme der Menschen waren vielfältig. Klassiker waren Streitigkeiten um falsch geparkte Autos, Mülltonnen, die zu nahe an Häusern standen, Schlägereien an Karneval oder Hecken, die auf das Nachbargrundstück wuchsen.

Andere Fälle auf seinem Schreibtisch waren ungewöhnlicher: Eine Frau, die von ihrem Schwiegersohn in Spanien ausgesetzt worden war, ein Mann, der sich sicher war, dass ihn sein Nachbar durch Löcher in der Decke beobachten würde. Einmal klagte ein älterer Herr darüber, dass ständig Nadeln vom Baum des Nachbarn auf sein Dach fielen. Die Lösung hier freute Hick besonders. Der Nachbar schenkte dem älteren Herrn einen Laubsauger, beide Seiten waren glücklich.

Um neutral zu bleiben, gab es bei Hick zu Hause einen klaren Ablauf. Wer zu früh zu einem Termin kam, musste zunächst im Wartezimmer Platz nehmen, bis die andere Partei da war. Anschließend diskutierte er mit den Menschen in seinem Büro, stets darauf bedacht, beide Seiten ins Gespräch zu bringen und nicht zu verurteilen. Getreu dem Motto: Schlichten, statt richten.

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„Ein Vorteil des Schiedsgerichts ist, dass die Menschen Zeit haben zu reden“, sagt Hick. Vor Gericht komme das oft zu kurz, zumal die Kosten deutlich höher seien. Ein Schiedsverfahren kostet 50 Euro, die sich bei einem Vergleich auf die Streitparteien aufteilen lassen.

In Hicks Fußstapfen tritt nun Michael Hoffmann. In den vergangenen zwei Monaten hat er Hick bei seinen letzten Fällen begleitet, nun wurde er am Mittwoch im Amtsgericht vereidigt. „Ich finde die Arbeit sehr spannend und freue mich, dass es jetzt losgeht“, sagt Hoffmann. Sein erster Fall liegt schon auf dem Schreibtisch und wartet auf ihn.

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