Kölner InnenstadtAus für Altstadt-Nord und -Süd? – Politik will neue Veedel-Namen

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Agnesviertel

Soll es ein offizielles Kölner Stadtquartiert namens Agnesviertel geben? Viele Ratspolitiker befürworten das. 

Köln – Agnesviertel, Belgisches Viertel, Kunibertsviertel, Eigelstein, Südstadt: Geht es nach dem Willen der Mehrheit des Rats, sollen die Bezeichnungen der Veedel in der Innenstadt demnächst die Personalausweise ihrer Bewohner zieren. Mittels einer gemeinsamen Initiative wollen die CDU, die Grünen, die FDP und die Wählergruppe Gut die zentralen Quartiere zu offiziellen Stadtteilen ernennen lassen.

Ein kleiner Akt der Gerechtigkeit, finden die Politiker. Denn wo andere in solch klangvollen Vierteln residieren wie Vogelsang, Seeberg, Buchforst und Lindenthal, folgen die Namen im geografischen Herzen der Stadt einer nüchternen Verwaltungslogik: Altstadt-Süd, Altstadt-Nord, Neustadt-Süd, Neustadt-Nord.

86 Stadtteile

Die Stadt besteht aus 86 Stadtteilen, die verteilt sind auf neun Stadtbezirke. Der Stadtbezirk Innenstadt besteht (noch) aus fünf Stadtteilen.

Darum gruppieren sich kreisförmig die Bezirke Rodenkirchen (13 Stadtteile), Lindenthal (neun), Ehrenfeld (sechs), Nippes (sieben), Porz (16), Kalk (neun) und Mülheim (neun).

Der Bezirk Chorweiler, der zwölf Stadtteile hat, ist der einzige, der nicht an die Innenstadt grenzt. (og)

So zweckmäßig sie sein mögen, im alltäglichen Sprachgebrauch spielen die Begriffe keinerlei Rolle. Mancher Kölner muss erst in den Papiere schauen, um sich zu vergewissern, dass er zum Beispiel in der Neustadt-Süd wohnt – wohingegen „ich lebe im Severinsviertel“ vergleichsweise geschmeidig über die Lippen kommt.

„Veedel sind Keimzellen für Emotionalität“

„Unsere Veedel sind die Keimzellen für die Emotionalität und das Lebensgefühl, die Köln so unverwechselbar machen“, sagt CDU-Ratsherr Dirk Michel. „Daher braucht es die richtigen Namen, die diese kölsche Identität auch widerspiegeln.“ Die Menschen, so Michel, identifizierten sich viel stärker „mit historisch gewachsenen und emotional aufgeladenen Namen als mit technokratischen Bezeichnungen“.

Severinsstraße

Auch das Severinsviertel könnte als offizielles Stadtviertel in den Personalausweis seiner Bewohner eingetragen werden. 

„Die Innenstadt wird kölsch“, heißt es einer Pressemitteilung der Fraktionen. Sie wollen in einem ersten Schritt die Verwaltung in der Ratssitzung am 12. Dezember damit beauftragen, bis zu den Osterferien des kommenden Jahres einen Vorschlag zur Änderung der städtischen Hauptsatzung zu erarbeiten.

Die Satzung dient als eine Art Verfassung, die unter anderem die Bezeichnungen und Grenzen aller 86 Stadtteile bestimmt. „Dabei soll die Verwaltung den historischen Hintergrund der Entstehung von Viertelsbezeichnungen in der linksrheinischen Innenstadt berücksichtigen“, fordern die Antragsteller.

Wie viele Ortstafeln sind nötig? Wie wird sich die Umbenennung auf die Arbeit der Verwaltung auswirken, welche Kosten entstehen? Das sind Fragen, die die Fraktionen vor ihrer Entscheidung beantwortet haben möchten.

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Belgisches Viertel

Das Belgische Viertel ist vielen ein Begriff. Nur einen offiziellen Status hat der Name nicht. 

Die Bewohner der Innenstadt sollen in das Verfahren einbezogen werden. „Schließlich wissen die Menschen vor Ort am Besten, wie das Viertel heißt, in dem sie wohnen“, sagt Grünen-Geschäftsführer Lino Hammer. Für die FDP ist die geplante Umbenennung nach den Worten ihres Fraktionsvorsitzenden Ralph Sterck „schon seit langem unsere Herzensangelegenheit".

Alle anderen Kölner Stadtteile hätten einen Namen, allein die Innenstadt sei „immer noch nach der preußischen Verwaltungsvorgabe gegliedert“. Es sei ihm natürlich klar, dass Köln ganz andere Probleme habe, sagte Sterck. „Aber dieser Antrag ist etwas fürs Herz, das darf eben auch mal sein.“

Thor Zimmermann, einer der beiden Mitglieder der Ratsgruppe Gut, spricht von „einem kleinen, sympathischen Baustein für mehr Verbundenheit mit unserer Stadt“.

Friesenviertel

Das Friesenviertel – was wohl die Bewohner zu der Initiative aus dem Stadtrat sagen?

Historiker Michael Euler-Schmidt, stellvertretender Direktor des Kölnischen Stadtmuseums, sieht die überraschende Idee der Neubenennungen zurzeit noch eher nüchtern. „Da möchte der Kölner sicherlich mitgenommen werden. Vielleicht sollte man die Anwohner fragen, ob sie das möchten“, sagt Euler-Schmidt.

Die meisten Namen der Quartiere orientieren sich nach den wichtigen Bauten oder Straßen wie Gereonsviertel oder Griechenmarktviertel. Ob zum Beispiel ein Teil der Südstadt dann nicht lieber Volksgartenviertel oder – falls so etwas im katholischen Köln überhaupt denkbar ist – gar Lutherviertel heißen sollte, das müsste sich dann zeigen. Die Verwaltung soll jedenfalls eruieren, welche Quartiere es in der Innenstadt überhaupt gibt.

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