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Kölner Karnevalisten entsetzt„Die Düsseldorfer treten das Brauchtum mit Füßen“

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Rosensonntagszug in Düsseldorf März 2016

Köln – Das Comitee Düsseldorfer Carneval (CDC)  verschiebt den Rosenmontagszug vom 28. Februar auf den 8. Mai 2022, einen Sonntag. Bis dahin sollen auch karnevalistische Veranstaltungen möglich sein. Begründet wird das mit dramatisch steigende Inzidenzzahlen. Der neue Termin eröffnet  aus Sicht des CDC die Chance,  den „weltweit beachteten Düsseldorfer Rosenmontagszug“ in der gewohnten Weise mit Tausenden von Zuschauern am Straßenrand durchzuführen.

Angst vor finanziellen Verlusten der Vereine

Und die Vereine bekämen so mehr Flexibiliät bei der Durchführung von Veranstaltungen, müssten etwa eine Sitzung nicht absagen oder mit finanziellem Verlust durchführen, sondern könnten diese unter einem anderen Namen im Frühjahr ohne Corona-Einschränkungen veranstalten.

Der Leiter des Kölner Rosenmontagszuges, Holger Kirsch, ist überrascht: „Es sind noch drei Monate Zeit bis dahin, ich halte die Entscheidung für deutlich verfrüht.“ Kirsch sei weit davon entfernt, einen gesetzlichen Rahmen missachten zu wollen oder etwas zu tun, „was wir moralisch nicht verantworten können. Wir haben das Pandemiegeschehen im Blick und sind permanent mit allen zuständigen Behörden im Austausch.“ Und die halten eine Absage im Moment nicht für notwendig, so Kirsch. „Es ist offensichtlich kein Anstieg der Inzidenzzahlen auf den 11.11. zurück zu führen.“

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Kölner Zugleiter stinksauer

Zugleiter Kirsch ist aber auch stinksauer.  „Die Düsseldorfer treten das Brauchtum mit Füßen. Wie komme ich auf die Idee, ein an den christlichen Kalender gebundenes Fest in den Sommer zu verlegen?“ fragt er. „Sollten die Weihnachtsmärkte ausfallen müssen, werden die ja auch nicht im März nachgeholt.“ Besonders enttäuscht ihn, dass es keine Rücksprache gegeben habe, obwohl man sich doch gemeinsam mit Aachen, Bonn, Köln und Düsseldorf um den Titel „immaterielles Kulturerbe“ der UNESCO bewerbe. „Düsseldorf hat sich gestern aus dem Kreis der Bewerber verabschiedet.“ Da ginge es wohl nur noch um wirtschaftliche Interessen. „Man muss Karneval für einen Party-Event halten, wenn man ihn einfach mal eben im Kalender verschiebt.“

Hilfe für Veedelszüge

Die Absage der Züge in Leverkusen verstehe er, sie stimme ihn aber traurig. „Ich habe dem OB dort mehrfach telefonisch angeboten, zu helfen“, sagt Kirsch, der am 15. Dezember bei einem Wochenendseminar gemeinsam mit Dirk Schmaul vom Ordnungsamt den Zugleitern der Veedel erklären will, wie eine Durchführung funktionieren könnte. „Die kleinen Züge brauchen unsere Hilfe.“ Auch die Leverkusener wären willkommen gewesen, so Kirsch.

Für Köln sieht der Architekt, der ehrenamtlich für den Karneval arbeitet, aktuell keinen Handlungsbedarf.  „Ich plane einen normalen Zug am 28. Februar. Der Wagenbau läuft, die Tribünen sind bestellt, wir arbeiten mit den Kritzelköpp an den Persiflagen. Alle Gesellschaften haben ihre Teilnehmerverträge unterschrieben, ich habe mehr als 12 000 Anmeldungen.“ Eines sei jedenfalls sicher: „Wenn wir den Zug wegen Corona absagen müssten, wird es keinen Puppenzug geben. Aber wir werden einen kreativen Weg finden, die Persiflagen einer breiten Öffentlichkeit zukommen zu lassen.“

Treffen in der Düsseldorfer Staatskanzlei

 Unterdessen haben sich Vertreter der Rheinischen Karnevalshochburgen Köln, Aachen und Bonn am Donnertag mit Vertretern der Landesregierung NRW zur möglichen weiteren Planung rund um die Session 2022 besprochen. Seit Beginn der Pandemie befinden sich Karnevalsoffizielle und Staatskanzlei im engen Austausch. Man zeigte sich überrascht und irritiert über die Düsseldorfer Entscheidung und lehnt eine solche Verschiebung klar ab.

„Als Träger des Immateriellen Kulturerbes der Bundesrepublik Deutschland sieht sich das Festkomitee Kölner Karneval (FK) zur Einhaltung der zeitlichen Abläufe verpflichtet und stellt damit den kulturellen Aspekt des Festes klar über wirtschaftliche Interessen“, teilt etwa das Kölner FK in einer Pressemitteilung mit. „Es ist mehr als traurig, dass in Düsseldorf rein wirtschaftliche Gründe dafür sorgen, dass alle Regeln des Brauchtums über Bord geworfen werden“ sagt FK-Präsident Christoph Kuckelkorn.

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Köln, Bonn und Aachen planen ihre Züge nach wie vor unter den geltenden Corona-Schutzbedingungen. Aus Sicht des FK ist es noch zu früh, um finale Aussagen über die Durchführung des Zuges in drei Monaten zu treffen. Man hat schon vor geraumer Zeit den 2G-Nachweis für Zugteilnehmer festgelegt. Dieser gilt auch für die Zuschauer. Die Planungen werden immer wieder an die aktuellen Entwicklungen angepasst. Die Gesundheitsprävention hat oberste Priorität, Feiern um jeden Preis ist nicht das Ziel.

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