Kölner KneipenUnterm Kölsch liegen jetzt Bierdeckel mit wichtigen Botschaften

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Eins der UN-Ziele auf einem Bierdeckel

Eins der UN-Ziele auf einem Bierdeckel

Köln – „Dat Wasser vun Kölle es jot“ sangen die Bläck Fööss schon 1983. Dass dies 35 Jahre immer noch besser werden kann, dachten sich Mediendesign-Studenten der Rheinischen Fachhochschule Köln (RFH), als sie sich mit den 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen auseinandersetzten. Bürger sollten über die kommunale Bedeutung der UN-Ziele informiert werden.

Was läge da näher, als die Kölner über ihr liebstes Getränk, das Kölsch, zu motivieren, sich für eine nachhaltige Stadtentwicklung einzusetzen. So haben die Studenten 17 Bierdeckel mit Sprüchen auf Kölsch gestaltet, die nun stadtweit verteilt werden. Ziel Nummer 6, den Zugang zu sauberem Trinkwasser, haben sie mit dem Spruch „Das Wasser vun Kölle es (net so) jot“ umgesetzt. Geschenkt, dass das Kölner Wasser längst Trinkwasserqualität hat.

Die Vereinten Nationen (UN) haben 2015 die Agenda 2030 verabschiedet, um drängenden Herausforderungen der Zukunft wie Hunger, Armut oder Klimawandel nachhaltig entgegenzutreten. Alle Staaten haben sich zur Einhaltung verbindlicher Ziele verpflichtet, den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SGDs). RFH-Studenten im vierte Semester entwickelten die Bierdeckel in einem Praxisprojekt, das auf eine Initiative des Vereins Engagement Global zurückgeht, vertreten durch das Projekt #17 Ziele.

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„Die Aufgabe der Studenten war es, dieses komplexe, globale Thema auf eine lokale Ebene herunterzubrechen“, sagt Severin Caspari vom Projekt #17 Ziele. Er ist für die Kooperation direkt an die RFH herangetreten, die seine Aufgabenstellung in einem Praxisprojekt im Sommersemester 2017 bearbeitet hat.

Designentwicklung als strategischer Prozess

RFH-Professor Stefan Ludwigs hat das Praxisseminar durchgeführt. „Die Studenten sind Architekten medialer Kommunikation. Sie untersuchen den Kontext und entwickeln Empathie für das Thema. Das hat mit den 17 UN-Zielen sehr gut funktioniert“, sagt der Studiengangsleiter für Mediendesign. In dem Studiengang geht es um Designentwicklung als strategischen Prozess. Knapp zwei Monate haben die angehenden Akademiker an einem Portfolio mit verschiedenen Vorschlägen gearbeitet und evaluiert, über welche Kanäle das Projekt #Kölsche17 beworben werden kann. „Die Bierdeckelidee war die stärkste: einfach herzustellen und mit hoher Präsenz im Alltag. Man kann ja gar nicht anders als beim Biertrinken draufzuschauen“, meint Ludwigs.

Es stand nicht von Anfang an fest, das Projekt zu realisieren. „Das Konzept mit den Bierdeckeln hat uns so gut gefallen, weil es klar, einfach und pointiert ist, dass wir die Umsetzung zugesagt haben“, sagt Caspari. Ludwigs und seine Studenten sind stolz, dass die Bierdeckel in Serie gingen. „In dem Moment, in dem etwas Echtes daraus wird, ist das wirklich toll für alle. Das schaffen knapp ein Fünftel aller Projekte“, sagt Ludwigs.

Nach der Begeisterung für die Idee brauchte es einen lokalen Partner. Der fand sich in der Initiative „Köln: global – nachhaltig“, einem Projekt vom Allerweltshaus Köln. „Wir möchten möglichst viele Menschen motivieren, sich für eine nachhaltige Stadtentwicklung einzusetzen. Die Bierdeckel machen einfach neugierig“, sagt Michaela Roelfes vom Allerweltshaus, das ein interkulturelles Begegnungszentrum in Ehrenfeld betreibt und entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit macht. Sie haben die Organisation übernommen, wie und wo die Bierdeckel verteilt werden können.

Gut 20.000 Bierdeckel haben ehrenamtlichen Helfern in Ehrenfelder Kneipen bereits ausgelegt. Die Aktion wurde in einem Video dokumentiert, das auf Youtube, Facebook und Instagram kommentiert und geteilt werden kann. Die restlichen 65 000 Bierdeckel werden nun mit Unterstützung des Kulturservice stadtweit auf Theken und Tische gebracht. Unter dem Hashtag #Koelsche17 können alle Kölner Bilder von sich und ihrem Lieblingsziel auf Instagram posten.

„Ich finde zum Beispiel »Odeme wolle mer all« am besten. Der Spruch beschäftigt sich mit dem Ziel Nummer 11, dem Klimaschutz. Man fragt sich einfach, was es damit auf sich hat und ich habe den Spruch sofort mit den Leuten um mich herum diskutiert“, sagt Roelfes. Und darum geht es: Aufmerksamkeit und Bewusstsein für Zukunftsherausforderungen zu schaffen. Ein konkretes Datum, an dem die Kampagne ausläuft, gibt es nicht. So lange sie im Umlauf sind und genutzt werden, können die Kölner Bilder posten.

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