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Kölner KreativschmiedeCologne Custom Studios wollen Medienschaffende ansprechen

Lesezeit 3 Minuten
20210421_Cologne Custom Studios (c) Marcus Flesch (12)

Das geräumige Aufnahmestudio bietet zahlreiche Aufteilungsmöglichkeiten.

Köln – Etwas unscheinbar, beinahe versteckt zwischen Geschäften des täglichen Bedarfs, ist in den Monaten der Pandemie an der Olpener Straße eine neue Kreativwerkstatt entstanden. Schwerpunkt sind die Film- und Medienproduktion. Noch ziert nur ein Schriftzug die ansonsten in neutralem weiß gehaltene Fassade. Ein bekannter Streetart-Künstler soll demnächst daraus einen Hingucker gestalten. Die „Cologne Custom Studios“ (CCS) sollen ein Ort der Begegnung und des Austauschs für Kreative sein.

Erster Ansprechpartner ist Christian Grau, der gleichzeitig Geschäftsführer der Rockbar „Redrum“ an der Lindenstraße ist. „Ich bin eine Art Mädchen für alles und nehme mich aller Anfragen an“, beschreibt der umtriebige Grau seine Rolle. Wenn es die Umstände wieder erlauben soll die Eingangstür stets offen stehen. „Sobald es möglich ist, möchten wir für die Nachbarschaft ein Straßenfest organisieren. Auch, um uns ein wenig vorzustellen“, plant Grau bereits für die Zeit nach der Pandemie. Immer mit dabei ist „Druppiebär“, das Maskottchen der Studios, dessen Stoff an ein Tapetenmuster aus den 1960er Jahren erinnert.

Ausbildung bei Center.TV

Betreiber der Kreativschmiede ist der Soloselbständige Tobias Kuhl. Beim Kölner Sender „Center.TV“ machte Kuhl eine Ausbildung zum Kameramann. Danach arbeitete er für verschiedene Fernsehsender. „Seit 2014 habe ich das deutsche Fernsehen von seiner unschönen Seite kennen gelernt“, gibt Kuhl einen Einblick in seine Erfahrungen. „Da werden in einem teilweise echt unmenschlichen Umgang Leute schlichtweg verheizt.“

Durch die Begleitumstände der Pandemie beschleunigte sich die aus diesen Erfahrungen resultierende Gründung der „Cologne Custom Studios“. Ziel ist es, eine feste Größe in der Kölner Musikszene zu werden. Statt industriellem Standard bieten Kuhl und sein Team, zu dem Tontechniker, Grafiker und viele weitere selbständige Kreative gehören, eine Wohnzimmer-Atmosphäre. „Es wird hier nie ganz fertig sein“, ergänzt Grau. Durch die Einflüsse der verschiedenen Bereiche sollen sich immer neue Möglichkeiten ergeben.

Eigene Streaming-Show

Ein weiteres Mitglied dieses Teams ist der Gitarrentechniker Eduardo Vizzarro, der unter dem Pseudonym „Custom Eddy“ als Moderator durch die gleichnamige Streaming-Show führt, in der es mit Gästen aus der Köln und der Region hauptsächlich um Musik und Talk geht. Sein Sidekick ist, man ahnt es fast, ist Christian Grau.

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Die „Custom Eddy Show“ ist eine Spielwiese, auf der sich die beiden austoben. Produziert wird die bunte, teilweise anarchische Sendung natürlich im eigenen Studio. Neben der Moderation geht Vizzarro in den CCS aber auch seiner eigentlichen Profession nach und repariert respektive überarbeitet Gitarren. Ein weiteres Steinchen in dem großen Mosaik, das die „Cologne Custom Studios“ darstellen wollen. So produzieren die Rapperinnen Liser und Taby Pilgrim regelmäßig ihren Comedy-Podcast „Der Boden ist Laber“ in der Kreativwerkstatt an der Olpener Straße.

Mit ihrem Know-How wollen die Macher junge Künstler unterstützen. „Hier sind nur Profis am Werk, die genau wissen was sie tun“, erklärt Grau. „Wir müssen niemanden dazu holen, die sind alle schon da.“ Dazu verfügen die „CCS“, die sich unter anderem durch Fördergelder finanzieren, über modernes Equipment, das zudem mobil Einsetzbar ist. Ein weiterer Baustein der Finanzierung ist die Vermietung von Schnittplätzen. Inzwischen wird das Angebot gut angenommen. Kurzfilme, Streams, Session-Aufnahmen und viele weitere Projekte entstehen im neuen Kreativzentrum, dessen Motto schlicht „Be Creative“ (sei kreativ) lautet.

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