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Kölner Krimi-Autorin„Pöbeleien wegen meiner Hautfarbe haben eindeutig zugenommen“

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Beim Spaziergang durchs heimische Agnesviertel: Krimi-Autorin Melanie Raabe

Beim Spaziergang durchs heimische Agnesviertel: Krimi-Autorin Melanie Raabe

Köln – Seit ihrem Durchbruch vor vier Jahren mit „Die Falle“ wird Melanie Raabe (38) als eine der erfolgreichsten Thriller-Autorinnen Deutschlands gefeiert. Kürzlich ist ihr neuer Thriller „Die Wälder“ (16 Euro) erschienen. Doch wenn sie jetzt mit diesem, ihrem vierten Buch, auf Lesereise geht, reist mittlerweile die Angst mit. „Die Pöbeleien wegen meiner Hautfarbe haben eindeutig zugenommen“, sagt die Wahlkölnerin. Es sei ihr in den vergangenen zwei Jahren mehr als einmal passiert, dass sie auf Bahnhöfen dumm angemacht wurde. Auch die Beschimpfungen in den sozialen Medien im Internet hätten zugenommen.

„Ganz ehrlich, ich kannte das nicht“, sagte sie jetzt im Gespräch mit dem „Express“. Aufgewachsen in Thüringen und später im Bergischen Land, in Wiehl, sei ihre Hautfarbe (ihr Vater stammt aus Benin) nie ein Thema gewesen. Ganz im Gegenteil: Sie habe eine wunderbare, absolut unbeschwerte Kindheit gehabt. „Gut, wenn wir etwas ausgefressen hatten und weggerannt sind, hat man mich immer erkannt“, schmunzelt sie. Früher habe sie immer gedacht: „Noch eine Generation weiter – und dann ist die Hautfarbe kein Thema mehr.“

Krimi „Die Wälder“: Latenter Rassismus und Dummheit

Ein Irrtum, der auch in ihrem neuen Buch „Die Wälder“ zur Sprache kommt, denn einer der Hauptprotagonisten ist ebenfalls schwarz. Es geht um eine Clique, die sich in der Kindheit geschworen hat, einen vermeintlichen Mörder zu stellen – und das Versprechen als Erwachsene einlösen will. Es geht um Freundschaft über den Tod hinaus, aber auch um latenten Rassismus, Dummheit und abgrundtiefe Bosheit.

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„Auf die Idee zu diesem Buch bin ich gekommen, als ich mich an eine Szene vor 20 Jahren erinnert habe“, sagte sie. „Ich bin nachts von meinem damaligen Freund im Oberbergischen nach Hause gefahren, als plötzlich ein Reifen mitten auf der Straße lag. Ich habe mich wahnsinnig erschrocken und mich nicht getraut auszusteigen.“ Es seien oft so banale Dinge im Alltag, die sie zum Schreiben inspiriere. Wie bei so vielen anderen Thriller-Autoren auch.

Melanie Raabe: Eigenes Büro im Kölner Agnesviertel

Apropos Alltag. Mittlerweile muss sie natürlich nicht mehr nachts am Küchentisch sitzen und schreiben. Die ehemalige freie Mitarbeiterin der „Kölnischen Rundschau“ hat eine Wohnung im Agnesviertel mit eigenem Büro. Kein Wunder, ihre Bücher werden in mehr als 20 Ländern veröffentlicht, die Filmrechte für alle Bücher sind ebenfalls verkauft. Ihr großer Fan, Thriller-König Sebastian Fitzek, meint sogar: „Würde Alfred Hitchcock noch leben, würde er sich wohl mit David Fincher um die Filmrechte prügeln.“

„Ich bin einfach nur glücklich“, verriet Raabe. „Meine ersten Romane wurden dutzendweise abgelehnt. Kein Verlag wollte mich haben. Aber mein Freund, mit dem ich schon seit vielen Jahren zusammen bin, hat immer an mich geglaubt.“ Das Gleiche gelte für ihre Mutter: „Sie ist mein größter Fan.“

Melanie Raabe: Köln sei freundlichste Stadt Deutschlands

Da sie nicht mehr jeden Pfennig umdrehen muss, hat sie sich schon eine Sache geleistet, die auf ihrer To-do-Liste ganz weit oben stand: einen Monat in New York zu leben. „Ich bin durch und durch Großstädterin“, sagte sie. „Es war fantastisch, aber New York ist auch irgendwie zu cool, zu hip. Desto mehr ich reise, desto mehr merke ich, dass ich in keiner anderen Stadt als Köln leben könnte. Ich finde, Köln ist die freundlichste Stadt Deutschlands.“

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Immer, wenn ihr die Decke auf den Kopf fällt oder die Story hakt, zieht es sie an den Rhein. „Da lasse ich mir den Kopf durchpusten.“ Und in Köln sei sie übrigens auch noch nie angepöbelt worden. Als an Halloween ein Zombie und ein Gespenst auf sie zu rannten, wollten diese beiden ja auch keine Randale – sondern einfach nur ein Autogramm.

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