Kölner KultmeileWer kommt und wer geht auf der Ehrenstraße

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Neuer Store auf der Ehrenstraße 

Köln – Für die Vertriebs-Fachleute des dänischen Modelabels „Samsøe Samsøe“ (sprich: Samsö) stand nach gründlicher Recherche fest: Eine der vier ersten Niederlassungen in Deutschland sollte in Köln sein – genauer gesagt die Ehrenstraße. „Das ist hier wirklich eine prime location. Hier gibt es ein gutes Markenumfeld und viele Influencer“, sagt PR-Manager Armin Semovic, der zur Eröffnung des Ladens an der Ecke Alte Wallgasse aus Kopenhagen angereist war.

Der nordisch schlichte Schick passe hier gut hinein. Über die Online-Verkäufe wisse man, dass die Marke in Deutschland einen guten Absatzmarkt hat. Und Corona habe die Firma nicht dazu gebracht, ihre Expansionspläne zu stoppen. „Im Gegenteil, wir wollten jetzt nach der langen Schließung die Chance nutzen.“ Der stationäre Handel sei weiterhin wichtig. „Gerade bei Kleidung haben wir gemerkt: Die Kunden wollen die Stücke anfassen.“

„North Face“ zieht auf die Ehrenstraße

Ein weiterer Neuzugang auf der Ehrenstraße öffnet Mitte November. Die ehemaligen Räume der „Douglas“-Filiale werden für den Outdoor-Spezialisten „North Face“ umgebaut. Schon wieder eine Sport- und Outdoor-Marke – obwohl schräg gegenüber der auf Frauen-Sportswear spezialisierte Shop „Lululemon“ eingezogen ist, und sich auf der Breite Straße noch „Mammut“, „Salomon“ und ein „Peloton“-Vertrieb anbieten. Und gleich um die Ecke befindet sich der „Globetrotter“. Der ist nach eigenen Angaben immerhin Europas größter Outdoor-Store.

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„Gerade deshalb siedeln sich die Marken hier an“, sagt Thomas Nandzik, der für den Immobilienentwickler CBRE seit vielen Jahren in der Innenstadt tätig ist und den Einzug von „North Face“ eingefädelt. Viele dieser Marken sind mit kleinen Bereichen im „Globetrotter“ vertreten und können so testen, ob es sich lohnen würde, selbst einen Store in der Nähe zu eröffnen – weil die Kunden eh schon da sind.

Feine Seifen aus der Türkei

„North Face“ war zuvor auf der Breite Straße und ziehe nun mit einem modischer angelegten Sortiment in die etwas „trendigere“ Ehrenstraße. Und die kanadische Kette „Lululemon“, die bisher nur sechs Filialen in Deutschland hat, testete den Markt für ihre Yoga- und Workout-Outfits zunächst in einem Laden um die Ecke in der St.-Apern-Straße, bevor man in die prominentere Ehrenstraße zog. So funktioniert Marken-Tetris.

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Feine Seife bei Banyo

Aber auch kleinere Unternehmen zieht es in die Straße. Im Juli öffnete „Banyo“, wo es feine, in der Türkei handgemachte Seifen gibt. Die appetitlich aussehenden Stücke sind alle auf der Grundlage von Olivenöl hergestellt, zu den Zutaten gehören zum Beispiel auch Eselsmilch, Traubenkerne und Granatapfel.

Sümeyra Yilmaz und ihre Schwester führen den Familienbetrieb. Es gibt bereits eine Filiale in Bonn. „Die Mieten auf der Ehrenstraße sind hoch. Aber wo sonst in Köln könnte man so einen Laden machen, wenn nicht hier?“ Allerdings sei der Umsatz außer am Wochenende, wenn die Straße häufig schwarz vor Menschen ist, noch etwas schwer einzuschätzen.

Ehrenstraße ist gut nachgefragt

„Wir haben in der Ehrenstraße eine durchgängig gute Nachfrage nach Immobilien. Die Straße ist sehr stabil durch die Krise gekommen“, sagt Spezialist Nandzik. Ein paar kleinere Leerstände gibt es zwar und auch der Schokoladen-Spezialist „Van Delft“, der Ende 2020 in dies Straße kam, ist wieder ausgezogen. Einen Nachmieter soll es aber bereits geben. 

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Ankündigung für einen Pop-up-Store

Und in einem der leeren Ladenlokale ist für dieses Wochenende ein Pop-up-Store der Firma „Fitvia“ angekündigt, die Tee und gesunde Snacks vertreibt. Die klassische Dessous-Marke „Triumph“ war im Frühjahr als Pop-up-Store in das einzige eingeschossige Gebäude der Straße eingezogen, das der Eigentümer demnächst aufstocken will, sobald alle Voraussetzungen geschaffen sind.

„Triumph“ bleibt länger

„Triumph bleibt voraussichtlich länger als geplant. Der Standort ist hervorragend“, sagt Immobilienentwickler Markus Schäfer von der Firma Lührmann, die Eigentümer von Einzelhandelsimmobilien in 1A-Lagen mit Mietern zusammenbringt. Auch Schäfer hat die Erfahrung gemacht: „Die Ehrenstraße wird weiterhin sehr gut nachgefragt.“ Der Mix sei  gesund, hinzu komme hier auch noch, dass die Ehrenstraße im Unterschied zu Schildergasse und Hohe Straße auch viele lokale Kunden anziehe.

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Häufigere Wechsel seien ohnehin nicht unbedingt etwas Negatives, sagt Nandzik. Mieter und Vermieter wüssten inzwischen, dass Zehn-Jahres-Verträge kaum mehr Sinn machten und kürzere Laufzeiten für beide Seiten wirtschaftlicher seien, weil man flexibler reagieren könne.

Im Fall Ehrenstraße würden möglicherweise auch einige Vermieter abwarten, wie sich die geplante Verkehrsberuhigung der Straße auswirkt. Dann wäre vielleicht auch Platz für neue Gastronomie-Betriebe. Bis dahin ist das „Café de Paris“ gleich gegenüber dem neuen „Samsøe Samsøe“ der Platzhirsch. Weil man hier so schön Teure-Autos-Gucken kann, wird die Kreuzung Pfeilstraße/Ehrenstraße/Benesisstraße auch „Monaco-Kurve“ genannt. Ein gute Stelle für eine neue Marke.

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