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Kölner LandgerichtHeimtückischer Mord – Angeklagte streitet Schuld ab

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Symbolbild.

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Köln – Tränenreich war die Aussage, die Melanie K. am Montag im Landgericht machte und mit der sie die ganze Schuld auf den mitangeklagten Sascha S. (29) schob. Beide sind des heimtückischen Mordes angeklagt. Zu klären ist in dem Prozess, wie Thorsten K., der frühere Lebensgefährte der 33-Jährigen, im März 2016 ums Leben kam.

Die Staatsanwaltschaft nimmt an, dass die Angeklagten in der Frühe bei dem 37 Jahre alten Mann klingelten, der in Weidenpesch wohnte, und gemeinsam auf ihn losgingen. Sascha S. soll ihn niedergeschlagen und mit einem Kabel gewürgt haben. Darauf soll Melanie K. auf ihren Ex-Freund eingestochen haben, bevor der Mittäter die Messerattacke fortsetzte; Thorsten K. verblutete.

Version weicht von der Anklage ab

Doch die Version, die Melanie K. weinend und schluchzend erzählte, weicht entscheidend von der Anklage ab. Ihre Angaben lassen sich so zusammenfassen: Mit Thorsten K. führte sie eine lange Beziehung, die von Drogenproblemen geprägt und mehrmals unterbrochen war.

Dann lernte sie Sascha S. kennen. Nach einem Bundeswehreinsatz in Afghanistan sei er traumatisiert und könne nicht ohne Drogen leben, erzählt er ihr. Sie wollte ihm helfen, fühlte sich aber nicht wohl, wenn sie bei ihm, der sich eine Beziehung mit ihr wünschte, übernachtete.

Vorwand, Wäsche zu holen

Nach einer neuerlichen Trennung bat sie Thorsten K., zu ihm zurückzukehren; sie willigte ein. Dem stark eifersüchtigen Sascha S. machte sie weis, sie wolle bei ihrem Ex-Freund nur „Wäsche holen“. Er bestand darauf, sie zu begleiten und wartete vor dem Haus in Weidenpesch.

Als Melanie K. und Thorsten K. sich an der Wohnungstür umarmten, stürmte Sascha S. herein, stieß sie beiseite, schlug ihm auf den Kopf und begann, auf ihn einzustechen. Sie stürzte ins Wohnzimmer, griff ein herumliegendes Messer und stach Sascha S. in Nothilfe ins Bein. Schockiert vom Anblick des Bluts rannte sie dann konfus davon.

Viele Zweifel an der Darstellung

Soweit ihre Darstellung, an die sich viele Zweifel knüpfen. Warum sollte Thorsten K. sie zu sich gebeten haben, wenn er ihr nachweislich zuvor mit einer SMS eine Abfuhr erteilt hatte? Weshalb hat niemand gehört, dass Melanie K. um Hilfe rief? Wieso versteckte sie sich nach der Tat in einem Park, statt die Polizei zu alarmieren?

Einmal während ihrer Aussage wandte sie sich an Sascha S.: „Warum hast du das gemacht?“ Er, mit tief gesenktem Kopf dasitzend, murmelte: „Erzähl doch mal, wie es wirklich war.“ Seine Verteidiger erklärten, er werde sich „gegebenenfalls“ zum Vorwurf äußern.

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