Kölner PassagenPlastikmüll aus pastelligem Porzellan

Lesezeit 3 Minuten
20180118max-passagen24

Paula Ellert stellt Kleinmöbel in der Pattenhalle aus.

Köln – Was der Kölner Künstler Joachim Römer am Rhein tut, nämlich weggeworfene Plastikstücke in Kunst verwandeln, macht die Niederländerin Foekje Fleur van Duin an der Maas. Dabei haben es ihr insbesondere die leeren Putz- und Flüssigwaschmittelflaschen angetan, die sie am Ufer findet.

In exakt diesen Formen stellt sie dann Porzellanvasen her. Claudia Schaaf, die in ihrem Geschäft „Salon2“ bereits zum fünften Mal niederländisches Design ausstellt, amüsiert sich über die vielen Passagen-Besucher, die vor der Kollektion stehen und rätseln, welches Mittel vorher in welchem Behältnis war. Dabei kommen die verwendeten Pastelltöne – etwa das Gelb – dem „Viss“-Original ziemlich nah (Gutenbergstraße 2).

Glücksgefühle beim Essen

Roxanne Brennen ist Französin mit deutscher Mutter und hat an der Designakademie in Eindhoven studiert. Grundidee zu ihrer Arbeit „Dining Toys“ ist die Feststellung, dass der menschliche Körper nicht nur beim Geschlechtsverkehr, sondern auch beim Essen Endorphine ausschüttet.

Da bei unserem Esswerkzeug aus Sicht der Designerin der sinnliche oder erotische Aspekt kaum berücksichtigt wird und das Essen als solches zumindest in Europa eher von Regeln eingeschränkt wird, hat Brennen ein Geschirr entworfen, dass die Benutzungsweise nicht unbedingt erkennen lässt. Es animiert den Benutzer unter Umständen dazu, damit wie beim Austernverzehr zu verfahren.

„Als ich von der Designerin erfahren habe, wusste ich: Die muss ich unbedingt in den Laden holen“, erklärt Diane-Sophie Durignon, Inhaberin des Wäschegeschäfts „Le Pop Lingerie“ (Geisselstraße 10).

Funktion folgt Fantasie

Eine schöne, neue Location hat sich Passagen-Initiatorin Sabine Voggenreiter für die von ihr kuratierte Ausstellung „Designers Fair“ ausgeguckt. In der Pattenhalle haben sich zehn Designer und Designerinnen zusammengefunden, die sonst alle selbstständig in Düsseldorf arbeiten. Die meisten von ihnen leben von Auftragsarbeiten, machen daneben aber auch eigene Möbelentwürfe. Einer von ihnen ist Markus Wilkens. Nach dem Motto „Funktion folgt Fantasie“ entwirft er unter anderem schaukelnde Stühle und Hocker, die den Körper in Bewegung halten. „Die Muskeln haben dadurch eine gewisse Spannung, was gesünder ist als starres Sitzen.“

Außerdem stammt von ihm eine Sitzbank für den Außenbereich, die man in vergleichbarer Form schon im Barock hatte; dahingehend, dass sich zwei Menschen darauf gegenübersitzen. Eine Anregung, die das Kölner Grünflächenamt unbedingt aufgreifen sollte, um stures Nebeneinandersitzen im Park zu vermeiden. 

Würdiger Ort für Zeitungen

Paula Ellert fertigt Kleinmöbel: Beistelltische, bei denen die Tischplatte aus einer Vinyl-Schallplatte besteht. Weil es im Haushalt schnell zu unschöner Stapelbildung kommt, hat sie als passionierte Zeitungsleserin dem Printprodukt einen attraktiven Zwischenaufenthaltsort zugedacht.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Die sind doch dekorativ, und ich dachte, die brauchen einen Ort, an dem sie bleiben dürfen.“ Neben diesem funktionellen Beistelltischchen baut Ellert auch ein anderes Möbel, das zunehmend aus Haushalten verschwindet: Schirmständer aus Stahl mit einem Bambusgriff als Reminiszenz an alte englische Regenschirme (Pattenhalle, Christianstraße 82).  

KStA abonnieren