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Kölner Rizin-BomberEhefrau suchte gezielt nach Salafisten

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Hauptverhandlung im Strafverfahren gegen den tunesischen Staatsangehörigen Sief Allah H. (Archivbild)

Hauptverhandlung im Strafverfahren gegen den tunesischen Staatsangehörigen Sief Allah H. (Archivbild)

Köln – Im Prozess gegen den Tunesier Sief Allah H. und seine deutsche Ehefrau Yasmin H. vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf haben am Mittwoch ehemalige Nachbarn des Ehepaars ausgesagt, dem vorgeworfen wird, einen Terroranschlag durch den Bau einer Bombe mit dem Biokampfstoff Rizin geplant zu haben. Vor allem ging es um die Frage, welche Rolle die Angeklagte, die zum Islam konvertiert ist, gespielt hat. Vieles belastet sie. Dabei gilt es genau zu unterscheiden zwischen einer offenbar radikalislamischen Einstellung und der Frage, ob sie sich seit Herbst 2017 an der Vorbereitung eines Attentats beteiligt hat.

Eine 43-jährige Frau sagte, lange sei das Verhältnis zu Yasmin H. „vertrauensvoll“ gewesen. Deren Verhalten habe sich „schlagartig“ verändert, nachdem sie in Tunesien Sief Allah H. geheiratet hatte. „In ihren Augen war ich eine Ungläubige“, so die Nachbarin. Alles, was nach streng islamischer Vorstellung als verboten gilt, habe Yasmin H. abgelehnt. So habe sie Spielzeug ihrer Kinder ausgesondert und eine Tochter nicht mehr in den Kindergarten geschickt.

Vor der Heirat mit Sief Allah H. habe sie im Internet „ganz konkret nach einem Salafisten gesucht“. Auch aus Chats geht hervor, wie ernst die Angeklagte ihren Glauben nahm. Unter anderem schrieb sie der Nachbarin, sie wünsche sich, den Islam „richtig zu leben“; auch im Gespräch habe Yasmin H. geäußert, es sei ihre "Pflicht", in ein muslimisches Land wie Syrien zu gehen, sagte die Zeugin.

Glaube wie „Drill“ gelebt

Eine andere Ex-Nachbarin, 38 Jahre alt und gleichfalls Muslimin, bestätigte, Yasmin H. habe ihren Glauben extrem gelebt, wie einen "Drill". Offen habe sie darüber gesprochen, dass sie für eine neue Ehe einen „richtigen Salafisten und IS-Mann“ suche. Auf Nachfrage räumte die Zeugin ein, sie unterscheide nicht zwischen beiden Begriffen und könne zudem nicht beschwören, dass von einem Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Rede gewesen sei.

Zu den vielen Beweisstücken gehört ein Brief, den Yasmin H. der Nachbarin schrieb, nachdem Sief Allah H. nach einem Ehekrach der Wohnung verwiesen worden war - ein Brief, in dem stehen soll, er habe nach Syrien ausreisen wollen. Besonders belastend für Yasmin H. ist eine Aussage, die die Nachbarin bereits bei der Polizei gemacht hatte; die Angeklagte habe zu einem ihrer Söhne gesagt: „Wenn du mal groß bist, wirst du auch ein Attentäter und kannst dich in die Luft sprengen.“ Fragen warf die Behauptung der Zeugin auf, beide Angeklagten hätten mehrfach ihre Sympathie für den IS bekundet; schließlich räumte sie ein, dergleichen selber nicht gehört zu haben.

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