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Kölner SchauspielerJascha Baum: „Einen Plan B gibt es nicht“

Lesezeit 3 Minuten
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Der Kölner Schauspieler Jascha Baum beim Gespräch in der „Wohngemeinschaft“.

Köln – Eine besondere Freundschaft entsteht und zerbricht, Erich Kästner veröffentlicht sein erstes Kinderbuch und Wien verwandelt sich in Berlin. Bereits im Sommer 2015 stand Jascha Baum mit Schauspielkollege Florian David Fitz für den ARD-Film „Kästner und der kleine Dienstag“, der am Donnerstag, 21. Dezember, um 20.15 Uhr ausgestrahlt wird, vor der Kamera. Eine aufregende Zeit für den 19-jährigen Kölner: „Es war das erste Mal, dass ich eine Person gespielt habe, die tatsächlich einmal gelebt hat. Außerdem war es mein erster Dreh außerhalb von Deutschland.“

Zwar wurde in Wien gedreht. Doch Schauplatz des Films ist das Berlin der 20er und 30er Jahre. Die Handlung basiert auf einer wahren Geschichte aus dem Leben Erich Kästners (Florian David Fitz) – dem Start seiner Freundschaft zu seinem kleinen Fan Hans-Albrecht Löhr, der gemeinsam von Nico Kleemann (als Kind) und Jascha Baum (als junger Erwachsener) gespielt wird.

Die Freundschaft zwischen Kästner und Hans-Albrecht Löhr

Als der Kinderbuchautor sein erstes Werk „Emil und die Detektive“ im Jahr 1929 veröffentlicht, schreibt Hans einen Fanbrief an sein Idol, möchte ihn kennenlernen. Für den damals Achtjährigen geht ein Traum in Erfüllung, als er Kästner persönlich trifft und einige Zeit später sogar die Rolle des „kleinen Dienstag“ in der Verfilmung jenes Werkes spielen soll. Es ist der Start einer engen Freundschaft, doch die Machtergreifung der Nationalsozialisten verändert alles. Kästners Bücher werden verboten und verbrannt, Hans’ Idol wird in den Augen der Nazis zur Gefahr.

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„Wir hatten einen kleinen Film-Hund namens Piefke und der hat mich während den Drehpausen immer wieder aufgemuntert“, sagt Jascha Baum beim Interview in der Wohngemeinschaft an der Richard-Wagner-Straße. Denn ein Gute-Laune-Film ist „Kästner und der kleine Dienstag“ definitiv nicht. In verschiedenen Kriegsszenen stand Baum in echter Uniform marschierend vor der Kamera, „das war sehr bedrückend“.

Das Thema Krieg ist nicht nur fiktiv

Doch vor allem ein Erlebnis, beim Dreh einiger Szenen in der Steiermark in den Bergen, habe der Schauspieler noch immer gut vor Augen: „Auf dem Weg dorthin sind wir durch ein Dorf gefahren, in dem auf einer Wiese tausende von Flüchtlingen lagen, die dort campierten. Das hat mich sehr nachdenklich und traurig gemacht. Denn das Thema Krieg, das wir nur fiktiv dargestellt haben, ist bei den Flüchtlingen eben Realität.“

Doch im Filmbereich kennt sich Jascha Baum mit schwierigen und ernsten Rollen aus. Sein Debüt feierte er 2013 etwa mit der Hauptrolle im Kinofilm „Von glücklichen Schafen“. Neben Benno Fürmann und Narges Rashidi spielte er den 16-jährigen Can, der an seinem Geburtstag herausfindet, dass seine Mutter heimlich als Prostituierte arbeitet.

„Rollen, die mich in die Knie zwingen“

„Das war eine sehr intensive Arbeit, bei der ich viel gelernt habe. Mich reizen grundsätzlich Rollen, die mich herausfordern, an meine Grenzen bringen und vielleicht auch in die Knie zwingen“, so Baum, der sich neben der Schauspielerei auch auf seine Musikkarriere konzentriert. Mit einem Freund gründete er vor kurzer Zeit sein eigenes Tonstudio in Köln, zudem macht er mit Schauspielkollege David Hürten („Vorstadtkrokodile“) gemeinsam Musik und ist solo auch als Singer-Songwriter unterwegs.

Zwischen einer Karriere als Schauspieler oder als Musiker könne und wolle er sich aber nicht entscheiden: „Während der dreimonatigen Drehzeit von »Kästner und der kleine Dienstag« in Wien hatte ich meine Gitarre dabei. An freien Tagen habe ich mich dann immer an die Donau gesetzt und Lieder geschrieben. Man bekommt das also schon unter einen Hut.“

Denn beides gehöre zu seinem Plan A für die Zukunft – einen Plan B gebe es nicht. Doch den scheint er bisher auch gar nicht zu brauchen.

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