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Kölner Schulen in NotÜbergangsquartier für Dreikönigsgymnasium mitten im Park

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Eine Schule mitten im Park: Das Übergangsquartier für das Dreikönigsgymnasium in Bilderstöckchen ist fast fertig.

Köln-Bilderstöckchen – Im Sommer endet eine Jahrzehnte lange Leidensgeschichte für Kölns ältestes Gymnasium. Die Schulgemeinschaft des Dreikönigsgymnasiums verlässt ein baufälliges Gebäude. Das lange Warten hat zumindest vorerst ein Ende, denn zunächst zieht die Schule in ein Provisorium. Auf einer großen Wiese hinter dem Blücherpark ist in den vergangenen Monaten eine imposante, bunte Container-Siedlung aufgebaut worden. Nach dem Einzug im Sommer beginnt der von der Stadt im vergangenen Jahr ausgewählte Generalunternehmer am alten Standort mit der Arbeit. Wenn alles nach Plan laufen sollte, könnte die Schule 2024 an die alte Adresse zurückziehen.

Lernen hinter Gittern

Die Sanierungsgeschichte des Dreikönigsgymnasium in Bilderstöckchen steht stellvertretend für alle Probleme der Kölner Schulpolitik: Jahrelang kommt nichts voran. Selbst als vor sechs Jahren Fassadenteile abbröckeln und eine Schülerin verletzt wird, gelingt es nicht, Tempo aufzunehmen. Stattdessen wird die Schule vergittert. Schüler und Schülerinnen sowie ihre Lehrer gehen weiter Tag für Tag in eine Bruchbude. Die Leidensgeschichte der Schule handelt von gebrochenen Versprechen, Vertröstungen und dem Versagen der städtischen Bauverwaltung.

Doch in Bilderstöckchen kann man auch lernen, dass die Verantwortung für gute Lösungen nicht nur bei der Stadtverwaltung liegt. Ob es gelingt, in akuten Notlagen schnelle und praktikable Wege zu gehen, ist auch eine politische Frage. Die eigentlich so naheliegende Interimslösung für das DKG ist nämlich höchst umstritten. Die bunte Container-Schule nimmt 12.000 Quadratmeter Grünfläche in Anspruch. Auch wenn das für einen überschaubaren Zeitraum geschieht, gab es starke Gegenwehr. Zurzeit protestieren Anwohner dagegen, dass neben den Containern auch ein Parkplatz für 53 Lehrerautos angelegt wurde. Die Stadt verweist auf die Landesbauordnung, die dies verlange.

Schulbau oder Grünflächen? In einer wachsenden Stadt, in der die Flächen knapp sind, ist das keine einfache Frage. Nach der vergangenen Kommunalwahl, bei der die Grünen stärkste Partei wurden, ist die Suche nach nutzbaren Grundstücken für Interimslösungen oder neue Schulen nicht einfacher geworden. „Die Inanspruchnahme von Grünflächen ist nachrangig und steht im Abwägungsprozess an letzter Stelle“, stellt die Stadtverwaltung auf Nachfrage klar. Diese interne Festlegung führt offenbar dazu, dass es manch naheliegende Lösung überhaupt nicht bis in ein politisches Gremium schafft, wo man über sie offen debattieren könnte – so zuletzt geschehen bei der Suche nach einem Interimsstandort für eine neue Gesamtschule in Ossendorf.

Debatte über mögliche Schulgrundstücke endet, bevor sie beginnt

2018 hatte der Stadtrat einstimmig beschlossen, durch ein Provisorium einen vorgezogenen Schulstart zu ermöglichen. Weil in Köln Hunderte Gesamtschulplätze fehlen, sind schnelle Lösungen nötig. Tatsächlich gibt es in Ossendorf eine Fläche in der Nähe des Bauplatzes für die neue Schule, die sich für eine Container-Lösung eignen würde. Darüber hätte der Stadtrat diskutieren können. Doch die Stadtverwaltung setzte das Thema gar nicht erst auf die politische Tagesordnung. Die Fläche sei ein „ausgewiesener Grünbereich“, so die Verwaltung. Die Debatte um ihre vorübergehende Nutzung in Zeiten eines echten Notstands wurde beendet, bevor sie richtig begann.

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Das Container-Dorf in Bilderstöckchen wurde 2019 vom mächtigen Landschaftsbeirat nur unter heftigem Protest genehmigt. Der Baudezernent sollte öffentlich versprechen, dass es sich um eine Ausnahme handelt. Das tat er nicht, sagte aber zu, alles zu versuchen, um Eingriffe ins städtische Grün möglichst zu verhindern.

DKG bislang kein Vorbild für Schulpolitik

Die Stadtspitze muss die Anforderungen an die Infrastruktur einer wachsenden Stadt mit den ebenfalls ansteigenden Ansprüchen an Landschafts- und Naturschutz unter einen Hut bringen. 53 neue Schulen sind nach den Berechnungen der Stadt nötig. Hinzu kommen die großen Sanierungsprojekte in zum Teil dicht bebauten Stadtgebieten. Das einfachste wäre, eine Schule übergangsweise in ein Container-Provisorium auszulagern. Man kann sich leicht vorstellen, dass die Anlage in Bilderstöckchen von dort in andere Viertel gebracht werden könnte, wenn sie für das DKG nicht mehr gebraucht wird. Doch dafür braucht man freie Flächen – und die Bereitschaft zur übergangsweisen Zweckentfremdung.

Am Venloer Wall und an der Kreutzerstraße sollen am Inneren Grüngürtel provisorische Schulgebäude entstehen, die dann nacheinander gleich von mehreren Schulen in der Innenstadt als Ausweichquartier genutzt werden können. Die Idee ist mittlerweile fünf Jahre alt, die Kosten haben sich zwischenzeitlich vervielfacht – und gebaut ist immer noch nichts. In Niehl soll eine Freifläche am Niehler Damm für ein Ausweichquartier der Grundschule Halfengasse genutzt werden. Auch für das Gymnasium Kreuzgasse ist die Stadt bereit ins städtische Grün einzugreifen. Vorerst bleibt es bei sehr wenigen Projekten, die dem Vorbild der DKG-Sanierung in Bilderstöckchen folgen.

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